So viele Meinrade leben noch hier
Der Namen des Gründers von Einsiedeln hat offensichtlich an Faszination verloren – und doch gibt es noch einige Namensvetter
Ohne ihn gäbe es weder das Kloster noch den heutigen Bezirk Einsiedeln. Die Rede ist vom heiligen Meinrad. Der Mönch liess sich ja anno 835 hier nieder, wo er seine Einsiedelei im «Finstern Wald» errichtete. Grund genug, seinen Namen in Ehre zu halten. Doch wie viele Meinrade leben eigentlich heute noch hier?
WOLFGANG HOLZ
Wer sich die jüngsten Fotos der Neugeborenen auf der Internetseite des Spitals Einsiedeln anschaut, könnte nicht meinen, dass er sich in «St. Meinrad-City» befindet. Rico, Dibran, Noah, Janine, Rishnika, Luca, Valentin, Berat, Marija und viele andere wohlklingende und exotische Namen zieren die herzige Babygalerie. Von Meinrad allerdings keine Spur. Die Meinrade im Telefonbuch
Wer dagegen durchs Internet-Telefonbuch von search.ch scrollt, wird schon fündiger. Unter dem Suchkriterium Meinrad in Kombination mit Einsiedeln werden immerhin 21 Privatpersonen aufgelistet – von Meinrad Bettschart bis Meinrad Schuler. Sogar den «Einsiedler Klassiker», Meinrad Kälin, gibt es: insgesamt vier Mal.
«Eigentlich finde ich meinen Namen ganz schön.»
Meinrad Kälin, Schreiner «Ja, nein, ja, nein», antwortet Schreiner Meinrad Kälin humorvoll am Telefon auf die Frage unserer Zeitung, ob er denn stolz darauf sei, Meinrad zu heissen. Er habe diesen Namen halt erhalten – so wie seinen Nachnamen Kälin auch. «Dafür kann ich nichts», sagt er schmunzelnd und fügt hinzu, dass Namen eben dem Wandel der Zeit unterliegen würden. Heutzutage würde es viele modische Vornamen geben, die man kaum noch aussprechen könne. «Eigentlich finde ich meinen Namen ganz schön.» Sagts und weist noch darauf hin, dass Meinrad so viel wie «guter Rat» bedeute.
Wobei es sich auf search.ch fast ausschliesslich um Festnetzanschlüsse handelt, unter denen diese Einsiedler «Meinrade » registriert sind. Wie viele Meinrade sich also per Handy austauschen, kann nur gemutmasst werden.
Zahlreiche Meinrade in Gross
Allerdings: Wer im Internet-Telefonbuch search.ch auch noch unter den Einsiedler Vierteln nach weiteren Nachfahren des Benediktiner-Eremiten recherchiert, ist doch überrascht, dass es hier teilweise Meinrade «en masse» gibt.
«137 Personen mit dem Vornamen Meinrad sind derzeit hier gemeldet.»
Bezirksverwaltung Einsiedeln Allein in Gross nämlich gibt es 14 Anschlüsse, von denen aus Meinrade telefonieren – nur sieben weniger als im grossen Klosterdorf. Auch in Egg ist der Klosterurahn heutzutage längst kein Einzelgänger mehr: 10 Meinrade sind hier registriert. Insgesamt – alle Meinrade auf search. ch im Bezirk Einsiedeln zusammengezählt –, ergibt dies 56 Personen mit diesem Namen. Quasi eine Steigerung um 550 Prozent im Vergleich zum ursprünglichen Namensgeber im «Finstern Wald». Nicht schlecht!
In Wahrheit sind es aber noch viel mehr Meinrade, die heute im Bezirk Einsiedeln leben. Wie die Einwohnerkontrolle der Bezirksverwaltung mitteilt, sind derzeit insgesamt 137 Personen mit dem Vornamen Meinrad in Einsiedeln gemeldet.
Firmen mit Meinrad im Titel Nicht zu vergessen, dass es natürlich noch zahlreiche Firmen mit Meinrad im Titel gibt: das Gasthaus St. Meinrad am Etzel etwa, das Praxiszentrum Meinradsberg oder die Bijouterie St. Meinrad und die St. Meinrad Optik. Wobei Josy Gmür, Geschäftsführerin des Schmuckgeschäfts betont, dass man mit dem Namen Meinrad eigentlich keine Werbung betreibe: «St. Meinrad heisst eben das Haus, in dem wir uns an der Hauptstrasse befinden – früher war das ja noch ein Hotel. » Den Namen Meinrad findet sie auf jeden Fall schön. «Er ist ja schliesslich der Gründer von Einsiedeln.» Die Meinrad-VIPs Dabei gibt es natürlich historisch gesehen nicht nur den heiligen Meinrad (797-861), der Einsiedeln bekannt gemacht hat – nicht zuletzt durch seinen schrecklichen Tod. Der Sage nach haben ihn ja zwei Landstreicher erschlagen. Seine zwei zahmen Raben, die heute noch das Wappen Einsiedelns zieren, überführten damals bekanntlich seine Mörder später in Zürich.
Berühmt ist natürlich auch Meinrad Lienert (1865-1933), der in Einsiedeln gebürtige und legendäre Mundart- und Heimatdichter. Ebenso wie der Schweizer Mönch Meinrad Eugster (1848-1925), genannt Bruder Meinrad und von Papst Johannes XXIII. seliggesprochen. Er starb in Einsiedeln und sein Grab in der Klosterkirche ist längst für viele zur Wallfahrtstätte geworden.
Ein Meinrad im Kloster
Apropos Kloster. Wie viele Brüder tragen eigentlich heute noch den Namen des Klostergründers? Antwort: Nur einer der noch 47 Mitglieder zählenden Klostergemeinschaft. Pater Lorenz Moser vom Kloster Einsiedeln erklärt das so.
«Es ist bei uns Tradition, dass ein Name immer nur einmal vorkommt.»
Pater Lorenz Moser, Kloster Einsiedeln «Im Moment trägt ein Mitglied unserer Gemeinschaft den Namen Meinrad. Es ist bei uns Tradition, dass ein Name immer nur einmal vorkommt.» Früher jedoch, als die Gemeinschaft noch grösser gewesen war, konnte gleichzeitig ein Pater (Priestermönch) und ein Bruder (Mönch ohne Priesterweihe) den gleichen Namen tragen.
Segnet alle, die kommen und gehen: Der Gründer Einsiedelns – der heilige Meinrad – auf dem Brunnen am Bahnhof.
Foto: Wolfgang Holz