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Football-Welt

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BRIEF AUS DEN USA

Bisher habe ich es erfolgreich geschafft, die Nationalspor tart der Amerikaner fast ganz zu ignorieren. Nun ist es aber an der Zeit, einen der letzten Schritte der kulturellen Integrierung zu tun. Unser Sohn wird ab diesem Frühling Football spielen. Entgegen dem Namen hat dies mit Fussball nichts zu tun. So viel war bisher selbst mir bekannt. Dort endete aber mein technischer Wissensstand. Vor ein paar Wochen versuchte Cody mir zu erklären, wie der ovale Ball zu werfen ist, damit dieser spiralförmig und möglichst weit durch die Luft saust. Und einen Tag später schleppte Cody mich und seine kleine Schwester in den nächsten Park, um Football zu spielen. Er betonte aber, dass er für das echte Spiel eine Mannschaft bräuchte. In einigen Wochen wird er einer Mannschaft beitreten und somit seinem momentanen Berufsziel näher kommen. Er träumt davon, professioneller Footballspieler zu werden.

Die Juniorenfootballliga von Thornton entstand vor 60 Jahren, also kurz nachdem die Stadt Thornton gegründet worden war. Einer der Gründer nahm eine zweite Hypothek für sein Haus auf, um den ersten Spielern die nötige Ausrüstung kaufen zu können. Seither sind jeweils etwa 400 Kinder mit Begeisterung dabei. Die Kleinsten umgehen das Gerangel um den Ball, indem sie einen Gürtel mit farbigen Stoffbändeln tragen und die Spieler des Gegnerteams diese dann beim vorbeirennen klauen. Codys Altersgruppe wird sich aber handfest um den Ball raufen. Dies sieht zumindest für Aussenstehende gefährlich aus. Die Ausrüstungsliste bestätigt meine mütterlichen Befürchtungen. Cody wird für die Dauer der Saison einen robusten Helm, eine Schulterpolsterung und ein siebenteiliges Polsterset für den Brustkorb sowie passende Hosen und ein übergrosses Hemd erhalten. Er muss Schienbeinschoner und spezielle Turnschuhe tragen. Sein Team wird einen imposanten Namen wie die Leoparden, die Tiger oder die Haifische haben. Er wird in der Anfangsphase dreimal in der Woche während jeweils zwei Stunden trainieren. Sobald die Spiele am Samstag beginnen, wird das Training auf zweimal wöchentlich reduziert. Falls sein Team ins Viertel- oder Halbfinal kommt, dauert die Saison bis Mitte Mai. Die kompetenten Damen, welche sich um die Administration kümmern, erklärten mir, dass die Frühlingssaison ideal für Einsteiger sei. Die längere Herbstsaison sei intensiver.

Als Mutter kümmere ich mich nun erst mal um die Logistik und ums Schuhwerk. Vielleicht werde sogar ich bis zum Ende der Saison dank den vielen Stunden auf der Zuschauerbank die komplizierten Spielregeln ansatzweise verstehen. Ich sollte genug Zeit haben, um mein Schweizer Hirn vom Skifahren auf Football umprogammieren zu können.

Regula Grenier

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