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«Wir sind von der Corona-Krise betroffen»

«Wir sind von der  Corona-Krise betroffen» «Wir sind von der  Corona-Krise betroffen»

Lydia Birchler, Präsidentin der Genossenschaft Zwei Raben, steht Red und Antwort zur Situation und Lage des Kultur- und Kongresszentrums in Einsiedeln, nachdem der Geschäftsführer gekündigt hat.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Wann verlässt der Geschäftsführer das Unternehmen?

Herr Gnotke ist noch bis Ende März im Kulturzentrum Zwei Raben. Wir suchen zurzeit keinen neuen Geschäftsführer. Seine Aufgaben und seine Funktion werden intern auf mehrere Personen in der Verwaltung aufgeteilt. Die Verwaltung wird mittelund langfristig mögliche weitere Optionen prüfen. Was sind die Gründe, die zur Trennung mit dem Geschäftsführer geführt haben? Herr Gnotke hat überraschend selber gekündigt – und dies unabhängig von der aktuellen Situation.

Wieso können Sie derzeit auf einen Geschäftsführer verzichten?

Wir sind derzeit wie andere Betriebe von der Corona-Krise betroffen. Die Veranstaltungen können nicht mehr durchgeführt werden. Und das in einer Zeit, in der in der Regel viel läuft: Im Frühling gehen normalerweise viele Versammlungen, Banketts, Vereinsanlässe und Konzerte über die Bühne. Der monatelange Unterbruch bedeutet für uns massive Umsatzeinbussen. Dementsprechend müssen wir betriebswirtschaftliche Anpassungen vornehmen.

Was heisst das konkret?

Zuallererst müssen wir die Liquidität sicherstellen. Wenn kein Umsatz gemacht werden kann, fällt es umso schwerer, die anfallenden Kosten zu decken. Bezüglich Hausdienst haben wir fixes Personal. Das Servicepersonal hingegen arbeitet auf Abruf. Entlassungen müssen wir keine aussprechen. Wie sieht die finanzielle Situation des Zentrums aus? Wir haben für das Jahr 2020 ein Defizit von rund 100’000 Franken budgetiert, davon entfallen 40’000 Franken auf die Sanierung des Parkplatzes. In früheren Zeiten war das Defizit bei Weitem höher. Durch die Integration der Kindergärten konnte das Defizit massiv reduziert werden. Dies ist aus finanzieller Sicht sehr positiv. Seit den 70er-Jahren ist das Zentrum nach wie vor ein wichtiger Begegnungsort für die Bevölkerung von Einsiedeln und verfügt über ein gutes Netzwerk.

Für einen Geschäftsführer ist ein Defizit seines Betriebes ein oftmals schwer zu tragendes Menetekel. Das Zentrum hat vom Bezirk Einsiedeln einen Leistungsauftrag. Mit dem Betrieb des Kultur- und Kongresszentrums sollen das öffentliche und kulturelle Leben sowie Vereinstätigkeiten gefördert und gestärkt werden. Die bestehende Nutzung dient seit den 70er-Jahren diesem Zweck. Die einheimischen Institutionen profitieren dadurch von vergünstigten Leistungsangeboten, die nicht kostendeckend sind. Das Defizit ist daher als Beitrag an die Öffentlichkeit zu verstehen.

Ist es nachhaltig, dass von Grund auf regelmässig ein Defizit zu verzeichnen ist? Mit der bestehenden Nutzung und dem heutigen Leistungsauftrag ist es schwierig, ohne Beitrag der öffentlichen Hand auszukommen. Dies ist auch bei vergleichbaren Mehrzweckgebäuden schweizweit der Fall. Der Bezirk und die Genossenschaft sind sich dessen bewusst. Für die künftige Nutzung des gesamten Grundstücks «Zwei Raben » soll daher eine Potenzialstudie gemacht werden. Dabei wird nach wie vor der Zweck der Genossenschaft berücksichtigt werden.

«Das Servicepersonal arbeitet auf Abruf. Entlassungen müssen wir keine aussprechen.»

Lydia Birchler ist Präsidentin der Genossenschaft Zwei Raben.

Foto: zvg

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