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«Mein Rekord waren etwa 350 Pakete an einem Tag»

«Mein Rekord waren etwa 350 Pakete an einem Tag» «Mein Rekord waren etwa 350 Pakete an einem Tag»

Derzeit haben Pöstler alle Hände voll zu tun. Da wegen Corona die Läden zuhaben, bestellen die Kunden im Internet. Eine Paketflut ist die Folge. Sandro Ochsner sagt, wie man bei so vielen Päckchen anpacken muss.

WOLFGANG HOLZ

Wie geht es Ihnen als Paketpöstler denn so gerade in Zeiten des Coronavirus? Ich merke es jetzt am Abend schon ein bisschen mehr, dass ich müde bin. Aber es geht mir gut. Wie man hört, müssen Pöstler derzeit rund um die Uhr Pakete ausfahren, weil so viele Waren im Internet bestellt werden. Ist das bei Ihnen auch so? Es stimmt, dass wir momentan mehr Pakete haben als vor dem Lockdown. Das merke ich auch auf meiner täglichen Tour. Denn weil viele Läden geschlossen sind, bestellen die Leute mehr im Internet. Aber wir sind natürlich nicht rund um die Uhr auf Zustelltour. Wie viele Päckchen und Pakete liefern Sie denn derzeit pro Tag im Schnitt in Einsiedeln und Umgebung aus? Im Schnitt sind es momentan etwa 320 Pakete auf meiner Tour. Was war Ihr bisheriger Rekord – oder haben Sie schon aufgehört zu zählen? Das mit dem Zählen übernimmt zum Glück unser Scanner für uns. Mein Rekord waren etwa 350 Pakete an einem Tag. Müssen Sie auch viele grosse und schwere Pakete ausfahren und schleppen? Die grossen Sperrgutpakete hatten wir vor allem am Anfang des Lockdowns. Da war das Fahrzeug dann auch dementsprechend schnell voll. Aber es wurde besser, als die Post die Masse für Sperrgut beschränkt und entschieden hat, nur noch Pakete anzunehmen, die eine Person alleine tragen kann. So können wir ausserdem den physischen Abstand einhalten. Haben Sie wegen der vielen Pakete schon Überstunden leisten müssen oder wie kommen Sie mit dem erhöhten Arbeitsaufwand zurecht? Ich denke, momentan macht so ziemlich jeder Paketbote einige Überstunden. Nur schon, weil wir aktuell gestaffelt anfangen zu arbeiten und unser Auto alleine, statt wie gewohnt zu zweit beladen, brauchen wir auch mehr Zeit. Aber das Schöne dabei ist, dass wir im Team zueinander schauen. Wenn ein Bote früher fertig ist, hilft er den anderen. So können alle zur selben Zeit in den Feierabend. Ausserdem haben wir sogenannte «Verstärker » im Einsatz. Das sind Boten, die keine feste Zustelltour haben, sondern die den anderen Boten Pakete abnehmen und diese so entlasten.

Gefällt es Ihnen, dass viele Leute und Kinder vor allem täglich auf irgendwelche Pakete zu Hause warten? Dass die Leute zu Hause sind und die Pakete entgegennehmen, gefällt mir. Und es ist vor allem auch praktisch. Insbesondere dann, wenn es eine persönliche Übergabe und Unterschrift braucht. Die Zahl der Pakete, welche wir momentan avisieren müssen, ist ziemlich überschaubar geworden. Was auch auffällt, ist, dass die Leute sehr dankbar sind. Viele wissen den Aufwand, den wir in diesen herausfordernden Zeiten leisten, sehr zu schätzen. Was manchmal ein bisschen schwierig ist, ist, wenn ein Kunde an die Tür kommt und das Paket entgegennehmen will. Einige denken dann nicht mehr an die Abstandsregelung, welche natürlich auch bei uns Postboten gilt.

Haben Sie auch schon Trinkgeld bekommen?

Ja, Trinkgeld bekomme ich ab und zu. Es ist aber auch nicht immer Geld. Vor allem jetzt um die Osterzeit war es auch mal ein bisschen Schoggi. Und – mal ehrlich – haben Sie auch schon im Internet etwas bestellt und sich womöglich das Paket selbst zugestellt? Um ehrlich zu sein: ja. Aber in der Corona-Zeit achte ich schon auch darauf, nur die wirklich wichtigen Dinge, welche ich nicht im Laden bekommen kann und unbedingt jetzt brauche, zu bestellen. Foto: zvg

Sandro Ochsner

Jahrgang: 1997 Wohnort: Einsiedeln Beruf: Paketzusteller Hobbys: Lesen Unihockey

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