Veröffentlicht am

«Wir hoffen, dass wir den See weiter pachten können»

«Wir hoffen, dass wir den See  weiter pachten können» «Wir hoffen, dass wir den See  weiter pachten können»

MAGNUS LEIBUNDGUT

Wie sind Sie in die neue Fischerei- Saison gestartet?

Nicht normal – in jedem Fall vollends anders, als ich es mir vorgestellt habe. Wegen der Corona- Pandemie mussten unsere Verkaufsstellen ihre Lokalitäten schliessen und können keine Saisonpatente über den Ladentisch für den Sihlsee verkaufen. Also mussten wir über Nacht einen Online- Verkauf aufgleisen. Zudem mussten wir wegen des Virus unsere Jungfischerkurse absagen. Trotz Corona kann allerdings auf dem Sihlsee gefischt werden. Dass der Wasserstand des Sihlsees derzeit so tief ist, hat aber nichts mit dem Virus zu tun? Nein, zu dieser Jahreszeit ist der See immer so tief. Es herrscht derzeit eine akute Trockenheit, und das Wasser von der Schneeschmelze verdunstet gleich wieder. Zudem produziert das Etzelwerk derzeit viel Strom für das SBB-Netz, weil andere Werke gerade in Revision sind. Unter dem tiefen Wasserstand leiden derzeit vor allem die Hechte, deren Eier und Laich an der Luft vertrocknen. Dann werden heuer den Fischern nicht viele Hechte ins Netz oder an die Angel gehen? Doch, denn wir haben in Gross ein Bruthaus, in dem jedes Jahr eine Million Hechte und 100’000 Forellen gezüchtet werden. Zudem gib es Welse, Zander, Egli und Weissfische im Sihlsee. Der Bestand an Felchen hingegen nimmt seit den 80er-Jahren ab. Vielleicht ist das Wasser im See zu sauber geworden, sodass Felchen zu wenig Nahrung finden. Oder dem Fisch behagt der Stausee nicht. An den Kormoranen in diesem Winter kann es nicht gelegen haben. So zahlreich waren diese Vögel heuer nicht zu sehen, dass wegen ihnen der Fischbestand zurückgegangen wäre. Wie ist es um den Nachwuchs bestellt beim Fischerei-Verein? Wir können uns glücklich schätzen, dass Fischen bei den Jugendlichen in Einsiedeln sehr beliebt ist. Aktuell haben wir 22 Jungfischer bei uns. Insgesamt hat unser Verein 150 Mitglieder. Auch wir spüren, dass es Vereine in der heutigen Zeit schwer haben, ihre Mitgliederzahl halten zu

können.

Welche Herausforderung nehmen Sie als Präsident in Angriff?

Einerseits gibt es mit dem Etzelwerk ab 2023 einen neuen Konzessionsvertrag für die Etzelwerk AG. Wir sind gespannt, welche Auswirkungen es auf die fischereiliche Bewirtschaftung des Sihlsees und die Fischer haben wird. Andererseits wird ab 2022 ein neuer Pachtvertrag mit dem Kanton Schwyz fällig, dem Eigentümer des Sihlsees. Der Vertrag wird jeweils für fünf Jahre Gültigkeit haben und muss dann wieder neu verhandelt werden. Das ist nicht ideal für die Investitionssicherheit. Zudem schreibt der Kanton das Ganze aus. Also können sich auch andere Fischereivereine für die Pacht bewerben. Wie sind Sie selber zum Fischen gekommen? Das lag auf der Hand: Ich bin einen halben Kilometer neben dem See aufgewachsen. Nachbarsbuben haben mich mit dem Fischervirus infiziert. Und so bin ich seit diesen Tagen in meiner Kindheit dem Fischen treu geblieben. Wie gross war Ihr grösster Fisch, den Sie jemals gefangen haben? Das war ein Hecht in stattlicher Grösse. Der Fisch war just exakt 1 Meter und 16 Zentimeter gross. Und das ist bei Weitem nicht übertrieben, sondern entspricht vollends der Wahrheit (lacht).

Foto: zvg

Daniel von Burg hat das Präsidium des Fischerei-Vereins Einsiedeln übernommen und gleich einen turbulenten Start in die neue Saison erlebt: Die Corona-Krise hat auch am Sihlsee einiges durcheinander gewirbelt.

Share
LATEST NEWS