Was bleibt vom Seuchenjahr 2020? Versuch einer Ehrenrettung
«2019 hinterlässt Fragen, die das Jahr 2020 beantworten muss», stand vor zwölf Monaten an dieser Stelle geschrieben. Dann kam Corona. Und doch wurde nicht alles anders.
* Dem Menschen ist die Gabe gegeben, sein Unglück zu mindern, indem er es mit Verstand betrachtet. Es ist tatsächlich hilfreich, die letzten zwölf Monate urteilsfrei Revue passieren zu lassen. Man ist aus verständlichen Gründen leicht versucht, das alte Jahr aufgrund seiner Katastrophen und Misserfolge zu beurteilen. Und da meint man genau zu wissen, was nicht funktioniert hat. Doch mit einem Tunnelblick übersieht man, wie vieles selbst 2020 klappte.
* Bleiben wir in der Region und den drängendsten Fragen, deren Antwort in diesem Jahr erwartet wurde. Zwei Entscheide ragen heraus. Der Etzelwerk- Vertrag liegt vor. Und Einsiedeln sagt Ja zur Spitalsanierung. Und findet mit der Ameos-Gruppe einen Partner, der bis dato keine Zweifel aufkommen lässt, wie ernst es ihm mit seinem Engagement ist. Das sind Meilensteine. 2020 enttäuschte in dieser Hinsicht nicht. Im Gegenteil: Es hat die Erwartungen übertroffen. Sichtbar ist das Jahr 2020 auch anderweitig: In Rothenthurm wurde die Primarschule erweitert sowie das OAK-Heizwerk und das neue Pfadihaus übergeben; in Oberiberg gibts nicht nur einen Bike-Park, sondern ebenfalls ein neues Schulhaus. Und in Einsiedeln freuen sich die reformierte Kirchgemeinde über ihre totalsanierte Kirche und die Pendler über die neuen Gleisanlagen beim Bahnhof. Und der Kobiboden festigt seinen Ruf als Wirtschafts- und Gewerbezone: Es wird gebaut und investiert.
* Auch das öffentliche Leben in Bezirk und Gemeinden funktioniert, selbst wenn es phasenweise ins Stottern gerät. Es wird getagt, gewählt und abgestimmt – teilweise mit Einschränkungen, aber immer innerhalb unserer gewohnten demokratischen Ordnung. Die Gremien sind bestellt und funktionstüchtig. Was Institutionen, Ämter und A tät un wie g siedl Kind zwei lenst den J nen S Do benh Coro Denn Coro scha der B des werd ten. schä alte M matis hinkt nisse zufrie seeli Dram kann Häufigkeit. Abläufe betrifft, herrscht Stabilind Normalität. Der Bezirksrat tagt gewohnt und setzt mit dem Einlerhof und der schulergänzenden erbetreuung zu Ende des Jahres Duftmarken. Auch das sind Meiteine, selbst wenn im kommen-Jahr der Souverän erst noch sei-Segen geben muss. och irgendwie lief das alles neher, stand alles im Schatten von na.
* n 2020 fordert seinen Tribut. Die na-Massnahmen bringen Gesellft und Individuen an die Grenzen Belastbarkeit. Sämtliche Bereiche menschlichen Zusammenseins den beschnitten oder gar verbo-Familien werden getrennt, Geäfte und Schulen geschlossen, Menschen weggesperrt und stigsiert. Die Regierung laviert und t mit ihren Entscheiden den Ereigen kontinuierlich hinterher. Unedenheit grassiert. Es gibt ische und wirtschaftliche men in einer uns unbenten Doch gerade aus der grössten Not ist eine grosse Solidarität gewachsen. Man entdeckt plötzlich, dass man Nachbarn hat, man hilft sich aus und sorgt sich um das Wohl des andern. Die Kampagne «En starche Gäischt» sagt Ohnmacht und Gleichgültigkeit den Kampf an. Der Staat schnürt milliardenschwere Rettungspakete. Die Hilfe wirkt, wie die aktuellen Wirtschaftszahlen zeigen. Die Nation rückt emotional näher zusammen – da mögen weder der föderalistisch geprägte Kleinkrieg, noch das Maskentragen etwas daran ändern. Wenn der Nachsatz. bar um Hilfe ruft, wird geholfen. Das ist die gefreute Seite dieser Katastrophe.
* Dennoch sind wir Corona-müde. Wir haben genug davon. Wir spüren unliebsam, wie dünn der Boden ist, auf dem wir uns bewegen. Und selbst die angelaufene Impfung lässt das Virus nicht einfach so verschwinden. Es gibt auch 2021 viel zu tun. * Und was heisst das für jeden einzelnen? Guter Rat ist teuer – doch es gibt ihn. Der Psychologe Jens Corssen zum Beispiel liefert einen interessanten Denka n – Der Verhaltenstherapeut ist überzeugt, dass «nicht das, was ist, mich auf Dauer traurig oder wütend macht, sondern meine Beurteilung. Sie bestimmt meine Gestimmtheit». Der Mensch hat trotz allem die Wahl: «Auch die Zufriedenheit ist eine Entscheidung. » Corssen empfiehlt, sich an dem zu orientieren, was ist. Die meisten Menschen sind verstimmt, weil sie meinen, dass das Leben so sein soll, wie sie es sich wünschen. Wie untauglich das ist, hat gerade 2020 gezeigt. Der nächste Neujahrsvorsatz kommt keinen Tag zu früh.
VICTOR KÄLIN
Illustration: Lukas Schumacher