Wind aus den Segeln genommen
KOMMENTAR
Exakt zwei Wochen hat die Einsiedler SVP gebraucht, um ihre Rücklage in einen Vorsprung umzuwandeln. Die sofortige Demission ihres Mandatsträgers Christoph Bingisser hat nämlich auch die Volkspartei auf dem falschen Fuss erwischt – und gleichzeitig bei der Konkurrenz da oder dort die Hoffnung geweckt, der SVP einen Bezirksratssitz abzujagen.
Doch 14 Tage später zaubert die Partei Roland Lutz aus dem Hut. Da kandidiert nicht irgendwer, sondern ein erfahrener, vernetzter Politiker, der trotz nicht ganz skandalfreier Vergangenheit als Musiker über seine Stammlande hinaus wählbar ist. Lutz ist Kantonsrat, Erziehungsrat und ein geschickter Kommunikator. Ein politisches Schwergewicht. Es ist nicht selbstverständlich, dass er sich für diese Wahl zur Verfügung stellt. Das Amt ist dornenreicher als jenes im Kantonsparlament.
Roland Lutz ist aber auch männlich,bald 59 Jahre alt und somit ein Vertreter des Bestehenden. Wer den Bezirksrat als Altherrenclub sieht, wünscht sich eine jüngere Person, eine (zweite) Frau gar, ganz sicher ein Kontrastprogramm.
Falls eine Partei Gelüste hat, muss sie eine echte Alternative bieten. Ansonsten dürfte jede Kandidatur chancenlos sein. Roland Lutz ist zwar ein Vertreter des Bisherigen. Aber er vertritt es (zu) gut.
VICTOR KÄLIN