Gong xi fa cai!

BRIEF AUS MALAYSIA

Das neue Jahr ist nun schon einige Wochen alt und die Fests timmung wurde in der Schweiz wohl bereits vom berüchtigten Januarloch vertrieben. Dies sieht in Malaysia etwas anders aus.Weit bedeutender als die Weihnachtstage ist hierzulande nämlich das chinesische Neujahr. Das Fest ist für die ethnischen Chinesen im Land das grösste Fest des Jahres und wird jeweils zum Neumond zwischen Januar und Februar gefeiert. So begann am 1. Februar offiziell das Jahr des Tigers.

Seit Wochen ist dabei ganz Kuala Lumpur in Rot gehüllt – die Farbe symbolisiert Glück und Freude. Tempel, Einkaufshäuser und ganze Strassen werden von Dutzenden roten Laternen beleuchtet. So erstrahlt die moderne Stadt in einem besonderen und fast schon nostalgischen Licht. Reges Treiben herrscht vor allem in der Petaling-Street, dem Zentrum des chinesischen Stadtteils. Dutzende von Marktständen verkaufen zu dieser Zeit neben den fürs chinesische Neujahr typischen Mandarinen und Gebäcken auch exotische Köstlichkeiten wie die Seegurke. Diese landet jedoch nur bei den wohlhabendsten Familien auf dem Teller, sie kostet nämlich umgerechnet bis zu 3000 Franken pro Kilogramm.

Die Dutzenden Löwentänze in den Strassen können dagegen von allen bestaunt werden. Zwei Personen, versteckt unter einem Löwenkleid, führen dabei einen spektakulären Tanz durch, begleitet von Trommeln und chinesischer Musik. Geschick und Akrobatik sind gefragt und nicht umsonst werden die Tänzer oft an Kung-Fu-Schulen ausgebildet. Genauso laut wie die Trommeln während des Tanzes sind auch die Böller und Feuerwerke, welche über die Festtage gezündet werden. Sinn hinter dem ganzen Knallkonzert: das Vertreiben der bösen Geister des alten Jahres.

Und für den Start in das neue Jahr geniesst man mit der ganzen Familie ein Festessen und wünscht sich vor allem eines: Reichtum. «Gong xi fa cai», lautet nämlich der typische Neujahrsgruss und bedeutet so viel wie «Viel Glück beim Bemühen, reich zu werden ». In diesem Sinne erhalten bereits die Kinder rote Briefumschläge mit Banknoten als Neujahrsgeschenk. Erfüllung dieses Wunsches dahingestellt, für mich war das chinesische Neujahrsfest zumindest reich an unbekannten Traditionen, Bräuchen, Bildern und Erinnerungen.

Ramon Zehnder *

Der Einsiedler Ramon Zehnder (23) absolviert zwischen Juli 2021 und Ende Juni 2022 auf der Schweizer Botschaft in Malaysia in Kuala Lumpur ein Hochschulpraktikum. Für den Einsiedler Anzeiger schreibt er in regelmässigen Abständen über seine Erlebnisse.