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Lario Kramer holte den Sieg in den Kanton Freiburg

Lario Kramer holte den Sieg  in den Kanton Freiburg Lario Kramer holte den Sieg  in den Kanton Freiburg

Der Freiburger Lario Kramer bezwang im Schlussgang des Urner Kantonalschwingfestes in Erstfeld vor 2500 Zuschauern nach 6.24 Minuten mit Lätz abdrehen Toni Kurmann. Die Überlegenheit der Gäste untermauerte der Bündner Armon Orlik auf dem Ehrenplatz. Roland Kälin holte für die Einsiedler die Kastanien aus dem Feuer.

WERNER SCHÖNBÄCHLER

Bereits zum Auftakt deutete einiges darauf hin, dass die beiden Gäste Armon Orlik und Lario Kramer nicht zu stoppen sind. Orlik bodigte Andi Imhof nach dem ers-ten Zusammengreifen mit Kurz und Kramer reihte Reto Nötzli mit einem wuchtigen Übersprung zu den Verlierern. Die Beiden hinterliessen auch danach einen starken Eindruck. Bei Halbzeit (nach drei Gängen) wiesen sie, zusammen mit Stefan Arnold und Dario Gwerder, noch ein Notenblatt ohne Tolggen auf. Doch dann begann sich die Spreu langsam vom Weizen zu trennen.

Armon Orlik übernahm die alleinige Führung, derweil Lario Kramer einen Gestellten hinnehmen musste. Obschon darauf Armon Orlik Joel Ambühl unablässig bearbeitete, wollte ihm der Siegeswurf einfach nicht gelingen und er erhielt dafür die Note 8.75 statt 9. Hier wäre eine Differenzierung wohl angebracht gewesen. Doch gerade bei Unentschieden tun sich die Kampfrichter schwer. Dass in dieser Begegnung kein Unterschied gemacht wurde, gab Anlass zu Diskussionen. Damit übernahmen Lario Kramer und Toni Kurmann die Führung und standen im Schlussgang.

«Mit dem Sieg habe ich nicht gerechnet»

Lario Kramer hinterliess von Beginn weg einen starken Eindruck. Der 23-jährige Agrokaufmann FH trumpfte ganz gross auf und leg-te sich mit drei Siegen zu Beginn eine solide Basis für den weiteren Verlauf. Er wusste auch die Gunst der Stunde mit dem Sieg gegen den zähen Marco Heiniger zu nutzen. Die Innerschweiz bringt dem Freiburger Glück. Bereits 2018 gewann er den Bergklassiker auf dem Stoos. «Im Schlussgang habe ich zuerst auf Abwarten geschwungen und bin dann immer mehr in die Gänge gekommen.» Nachdem er we-gen einer im letzten Herbst zugezogenen Knieverletzung nicht mehr schwingen konnte, war es sein erstes Kranzfest. «Ich bin nach Erstfeld gekommen, um den Kranz zu gewinnen. Mit dem Sieg habe ich nie gerechnet. » Besonders die Abnützungskämpfe gegen Stefan Arnold und Marco Heiniger hätten ihn sehr viel Kraft gekostet. «Ich kämpfte im Schlussgang wirklich am Limit. » Dazu hat sein Kontrahent beigetragen, der immer wieder gefährliche Nadelstiche setzte.

Schlussgang-Qualifikation Obschon Toni Kurmann, ein äusserst zäher Schwinger, schon längst kein unbeschriebenes Blatt mehr ist und schon ganz manchen «Bösen» zum Verzweifeln brachte, hatten ihn wohl nur die wenigsten für den Schlussgang auf ihrer Rechnung. Nach dem Start-Unentschieden gegen Franz-Toni Kenel liess er nichts mehr anbrennen und buchte vier Siege. Dabei gab er Fabian Durrer, dem Sieger des Obund Nidwaldner Kantonalen, das Nachsehen. In einem tollen Duell liess er gegen Nando Durrer bis zum Gut des Unparteiischen nicht locker und qualifizierte sich für den Schlussgang.

Armon Orlik schien lange Zeit unbeirrt auf dem Weg in den Schlussgang zu sein und zeigte schnörkelloses Schwingen. Der Bündner hat angedeutet, dass mit ihm an den ganz grossen Anlässen zu rechnen ist. Wie er die meisten seiner Gegner in Windeseile ausschaltete, war wirklich ganz grosse Klasse.

Obschon die Gäste den Sieg aus dem Urnerland entführten, bereiteten einige Innerschweizer viel Freude. Besonders der junge Einheimische Lukas Bissig sorgte mit seiner unbekümmerten Schwingweise für einen Glanzpunkt. Er dürfte bei weiteren Fortschritten bald einmal im Konzert der Grossen mitreden. Nicht den besten Tag erwischten dagegen einige Eidgenossen. So verpassten Reto Nötzli und Andi Imhof das Eichenlaub.

Von den 31 abgegebenen Kränzen holten sich die Luzerner mit neun «Exemplaren», knapp vor den Schwyzern (8), den Urnern (6), den Ob- und Nidwaldnern (4), den Gästen (3) und den Zugern (1), den Löwenanteil.

Kranz für Kälin Dass die Kränze im Jahr des Eidgenössischen äusserst hart umkämpft sind, bekamen auch die Aktiven des Schwingklubs Einsiedeln zu spüren. Als Einziger erkämpfte sich der unermüdliche Roland Kälin den «Kopfschmuck». Nachdem ihn das Einteilungskampfgericht an den bisherigen Kantonalfesten nicht schonte und ihm zuletzt übermächtige Gegner vorsetzte, klappte es für ihn dies-mal. Nach der Startniederlage gegen Toni Kurmann und dem Gestellten gegen Jonas Gisler stand der 34-jährige Turnschwinger unter starkem Druck. Doch mit zwei Zehnerwürfen gelang es ihm, Terrain gutzumachen. Im Ausstich konnte er die beiden Luzerner Matthias Jund und Urs Riebli nach harten Kämpfen mit Kurz bodigen. Damit holte er sich den 15. Kranz seiner Laufbahn, was als Achtungserfolg gewertet werden darf. Den anderen Einsiedlern lief es nicht wunschgemäss und sie waren teilweise völlig ab der Rolle. Für Daniel Inderbitzin gab es nach einem mühsamen Start mit zwei Siegen im Ausstich einen versöhnlichen Abschluss. Florian Grab hätte es in den eigenen Händen gehabt, sich für den Kranzgewinn ins Gespräch zu bringen. Doch mit der Niederlage gegen Lukas Ottiger im fünften Gang konnte er dieses Vorhaben nicht umsetzen. Der Rothenthurmer Adi von Euw startete mit zwei Siegen verheissungsvoll in den Wettkampf. Doch dann wurden ihm mit Toni Kurmann, Damian Egli und Michael Zurfluh harte Gegner zugeteilt, die für ihn eine Nummer zu gross waren. Er schloss das Pensum mit der Höchstnote gegen Silvan Gisler ab. Trotz zweier Siege im Ausstich konnte Daniel Schuler die zuvor verlorenen Punkte nicht mehr wettmachen. Als Eidgenosse wurde Alex Schuler nicht geschont. Dass ihm für das Unentschieden gegen Andy Murer trotz grosser Bemühungen lediglich die Note 8.75 geschrieben wurde, dürfte ihn wohl etwas aus dem Konzept gebracht haben. Obschon ihnen für den Kranzgewinn noch einiges fehlte, waren die Nachwuchsschwinger Jan Walker, Marco Reichmuth und Reto Pfyl bis zuletzt dabei.

Aus dieser Lage gibt es für Toni Kurmann im Schlussgang gegen Lario Kramer kein Entrinnen mehr.

Fotos: Werner Schönbächler

Roland Kälin holte sich den Kranz.

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