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«Holzegg» ist endlich zurück!

«Holzegg» ist endlich zurück! «Holzegg» ist endlich zurück!

Ordentliche Sitzung des Einsiedler Bezirskrats an ausserordentlichem Ort Der Einsiedler Bezirksrat hielt seine ordentliche Sitzung vom 31. August 2022 «extra muros» auf der Holzegg ab. Im Anschluss an die Sitzung war eine Delegation des Gemeinderates Schwyz sowie der Genossame Trachslau eingeladen.

BEZIRKSKANZLEI EINSIEDELN

Die Einladung und Zusammenkunft erfolgte nicht zufällig. Seit dem 31. Mai 2022 gehört die Holzegg der Einsiedler Genossame von Trachslau. Ein geschichtsträchtiges Datum, welches zu würdigen war.

Die Schenkung von Kaiser Heinrich II.

Bezirksammann Franz Pirker machte in seiner Ansprache einen historischen Rückblick. Man erinnere sich: Nach dem Tod des heiligen Meinrad im Jahr 861 zog Eberhard, Domprobst von Strass-burg, 934 mit den nötigen Mitteln und Leuten in den «finstern Wald» und erbaute das erste Klostergebäude. Kaiser Otto I. erhob dieses dann 947 in den Rang einer reichsunmittelbaren Fürstabtei.

1018 schenkte Kaiser Heinrich II. der Fürstabtei schliesslich den gesamten unwegsamen und ungenutzten Wald, wobei die südliche Grenze dieses «Finstern Waldes» der Wasserscheide folge und von den Quellen der Sihl und Waag westwärts bis zu den Quellen der Alp und zu den Mythen und von dort nordwärts, das Alptal westseits umfassend, führe. Die Holzegg gehörte 1018 somit der Fürstabtei Einsiedeln. Provokationen der Schwyzer

Zu Beginn des 12. Jahrhunderts begannen die Schwyzer Talleute, sich zwecks Kultivierung des Bodens und auf der Suche nach Weideflächen für ihr Vieh nichtsdestotrotz gegen Norden auszubreiten. «Wild und ungehemmt», so Franz Pirker, sodass die Konflikte mit dem Kloster zunahmen. Die Schwyzer hatten so-gar angefangen, im Alptal zu roden, Land zu bebauen und Gäden zu errichten.

Fatale Schiedssprüche

1217 zog der zur Vermittlung des Streits angerufene Graf Rudolf von Habsburg eine neue Grenzlinie und sprach den Schwyzern – willkürlich – unter anderem weite Teile des Alptales zu Eigen zu. Die Holzegg ging der Fürstabtei Einsiedeln damit verloren. Dieses hat den Besitzesverlust beziehungsweise die Okkupation der Schwyzer aber nie anerkannt. 1306 verlangte König Albrecht die verlorenen Gebiete für das Kloster zurück. In der Folge kam es erneut zu verschiedenen gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Schwyzern und dem Kloster und dessen Einsiedler Knechten. Höhepunkt bildete der «hinterrückslige» Überfall der Schwyzer in der Dreikönigsnacht 1314 auf das Kloster und das Abführen von Mönchen und Knechten nach Schwyz. Erst der Schiedsspruch von Abt Thüring von Attinghausen 1350 hat schliesslich – zeitumständebedingt – zu einem Frieden geführt. Das Alptal und die Holzegg blieben für das Kloster und die Waldleute seither verloren.

Die Holzegg zurück Bezirksammann Franz Pirker führte den versammelten Schwyzer Gemeinderäten vor Augen, dass die Einsiedler Bezirksräte – sie als die formellen Nachfolger der Fürstäbte und der damaligen Knechte von Einsiedeln, vertreten durch die öffentlichrechtliche Genossame Trachslau – nun wieder auf der Holzegg stehen und sagen können: «Unsere Holzegg, wir ha-ben sie wieder! Endlich wieder ein Blick von Einsiedler Boden aus auf den Schwyzer Talkessel. So, wie es Kaiser Heinrich II. vor 1004 Jahren – unter anderem – bestimmt hat.» «Endgültiger Friede» Die Bedeutung dieser Feier und des geschichtsträchtigen Ereignisses hat richtigerweise auch der Gemeinderat Schwyz erkannt, indem er nicht nur der Einsiedler Einladung folgte, sondern statt der eingeladenen «Delegation» unter der Führung von Gemeindepräsident Xaver Schuler auch eine stattliche Abordnung von sieben Personen schickte. Immerhin hätten sie auf eine «Waffenschau» (Victorinox AG) und auf den Einzug der Roten Schwyzer verzichtet, mein-te Xaver Schuler launisch. An die Genossame Trachslau gerichtet teilte er dieser mit, dass sie den Segen der Schwyzer Talleute für den Erwerb der Holzegg hätten. Abschliessend beschwor er den «endgültigen Frieden» zwischen Schwyz und Einsiedeln und damit eine definitive Beendigung des Marchenstreits.

Der Bezirksrat liess für die letzten 805 Jahre seinerseits Gnade walten und durfte die Geladenen nach der erfolgten Würdigung des Anlasses zum abschliessenden Umtrunk und Essen einladen.

«Den endgültigen Frieden beschworen» (von links): Xaver Schuler, Gemeindepräsident von Schwyz, Andrea Ochsner, Säckelmeisterin Genossame Trachslau, Peter Kälin, Genossenpräsident Trachslau, und Bezirksammann Franz Pirker.

Foto: zvg

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