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Hoch-Ybrig AG investiert 22 Millionen Franken in die neue Gondelbahn

Hoch-Ybrig AG investiert 22 Millionen  Franken in die neue Gondelbahn Hoch-Ybrig AG investiert 22 Millionen  Franken in die neue Gondelbahn

Die weltweit erste TRI-Line wird im Hoch-Ybrig erstellt und läutet das nächste Seilbahn-Zeitalter ein. Hoch-Ybrig und Doppelmayr/Garaventa realisieren diese Neuheit.

KONRAD SCHULER

«Mit der TRI-Line haben wir ein Seilbahnsystem gefunden, welches alle unsere Anforderungen erfüllt – und das zu einem vernünftigen Preis»,erklärt Hoch-Ybrig-Geschäftsführer Urs Keller an einer am Mittwoch eigens zur Präsentation einberufenen Pressekonferenz. Das innovative Umlaufsystem kombiniert gemäss Keller die Vorzüge der bewährten D-Line mit denen des leistungsstarken Dreiseil- Systems.

Nur 2 statt 13 Stützen

Die weltweit erste TRI-Line entsteht nun also im Hoch-Ybrig. Die beiden Männer, die als Initianten des Unterfangens gelten, sind Arno Inauen als Geschäftsführer der Garaventa AG und Urs Keller als Geschäftsführer der Hoch-Ybrig AG. Im November 2020 habe ein Einseil-Projekt bestanden. Wegen Corona sei das Projekt dann zurückgestellt worden. Dann aber ging es schnell. Arno Inauen: «Wir hatten in der Coronazeit Kurzarbeit. Also haben wir die Entwicklung der Weltneuheit vorangetrieben. » «Eine Einseil-Umlaufbahn wäre aus technischer Sicht realisierbar gewesen, hätte aber in diesem besonderen Gelände diverse Herausforderungen mit sich gebracht und wäre entsprechend schwierig zu bauen gewesen », ergänzte Urs Keller. Gegenüber einer herkömmlichen Gondelbahn mit 13 Stützenfundamenten braucht diese Weltneuheit nur noch 2 Stützen- Standorte. Diese befinden sich dort, wo schon bisher ein Masten stand und oben, kurz vor der Bergstation. Viele Vorteile der Weltneuheit

Die neue Errungenschaft von Doppelmayr/Garaventa habe viele Vorteile. Sie eröffne neue Möglichkeiten und Anwendungsfelder für die nachhaltige, seilgezogene Mobilität. Ihre kompakte Ausführung sorge für einen minimalen ökologischen Fussabdruck und höchste Effizienz. Ein weiterer Vorteil sei die einfache Seilführung in den Stationen.

Das Laufwerk sei aus technischer Sicht das absolute High-light. Die Stationen beanspruchten im Vergleich zur bestehenden 3S-Bahn wesentlich weniger Platz und hätten eine deutlich kürzere Bauzeit. Ein weiteres wichtiges Merkmal sei ihre Windstabilität. Diese werde durch zwei Tragseile, die eine stabile Fahrbahn bilden, ein Zugseil, welches die Fahrzeuge bewegt, sowie die Zwischenaufhängungen gewährleistet. Darüber hinaus kämen bei der TRI-Line Rundrohrstützen zum Einsatz. Diese beanspruchten einen geringeren Flächenbedarf und brächten so in der Bauphase entsprechende Vorteile mit sich.

Förderleistung wird erhöht

«Die Lebensdauer der 52 Jahre alten Luftseilbahn Weglosen– Seebli mit einer Förderleistung von 1100 Personen pro Stunde ist beendet. Die Förderleistung der neuen Bahn wird im Anfangsstadium 1400 Personen pro Stunde betragen. Möglich ist ein Endausbau für 1600 Personen pro Stunde», so Urs Keller. Ermöglicht wird die neue Förderleistung durch 20 Kabinen zu je 18 Personen. Für je 12 Personen besteht in jeder Gondel ein Sitzplatz, 6 Stehplätze sorgen für eine Gesamtkapazität von 18 Personen.

«Alle 40 Sekunden kommt eine Kabine vorbei», so Arno Inauen. «Skier, Rollstühle, Kinderwagen, Bikes, Rettungsgeräte und dergleichen mehr werden im Innern der Kabinen transportiert », führte Urs Keller aus.

Investition zu meistern Die Investitionen belaufen sich auf fast 22 Millionen Franken. «Darin enthalten sind sämtliche Kosten, also auch der Bau der Tal- und Bergstation sowie der Rückbau der bisherigen Luftseilbahn Weglosen–Seebli», rechnet Keller zusammen. «Wir re-den von einer Lebensdauer von 40 Jahren. Wir haben in den letzten Jahren bewusst keine Dividenden ausbezahlt und finanzielle Mittel für die neue Bahn zurückgestellt. Die Finanzierung ist gesichert. Wir rechnen mit einer Amortisationszeit von zirka 10 Jahren. Auswirkungen auf die Preise hat die Erstellung der neuen Bahn keine», zeigte sich Urs Keller an der Pressekonferenz optimistisch.

Während Urs Keller ausführte, dass die Weltneuheit für das Hoch-Ybrig genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen sei, rechnet Arno Inauen mit einem grossen Bedarf weltweit für das neue Standardsystem.

Fahrplan steht

Die neuen Tal- und Bergstationen werden neben den bestehenden Stationen der Luftseilbahn Weglosen–Seebli erstellt. Die Talstation entsteht links neben der bisherigen, die neue Bergstation rechts der bisherigen. Die neue Gondelbahn kreuzt also die bisherige auf der Höhe des bestehenden Mastens. Noch in diesem Monat startet das Plangenehmigungsverfahren beim Bundesamt für Verkehr. Üblicherweise verge-hen bei Seilbahnprojekten bis zur endgültigen Baubewilligung etwa acht Monate.

Die neue Bahn soll ab Frühjahr 2023 während den Sommermonaten bis im Herbst 2025 gebaut werden. 2023 liegt das Hauptaugenmerk auf dem Bau der neuen Bergstation, 2024 auf dem Bau der neuen Talstation. Bis Ende März 2025 kann die bisherige Luftseilbahn fah-ren. Vom April bis Oktober 2025 gibt es in der Weglosen keine Zubringerbahn. Das Hoch-Ybrig wird dannzumal mit der Bahn nur über Oberiberg erreichbar sein.

Strom selber produzieren

Laut Urs Keller brauche die neue Anlage weniger Strom als die alte Anlage. Zudem werde auf dem Dach der Talstation und an der Fassade der Bergstation künftig Strom produziert. Der reiche zwar wohl für den Betrieb nicht ganz aus. Arno Inauen geht davon aus, dass ein massgeblicher Teil des Strombedarfs selber produziert werde.

In den Kabinen sei kein Personal mehr unterwegs. Im Winter brauche es unten wie oben je eine Person zur Überwachung. Geprüft werde, ob im Sommer der Betrieb mit nur einer Person gewährleistet werden könne.

Über die neue Bahn gibt es ein Insights-Special via insights. doppelmayr.com. Darin stellen Peter Luger, Entwicklungsleiter der TRI-Line, und Thomas Pichler, Geschäftsführer bei Doppelmayr, die neue TRI-Line vor. Interessierten Personen ist dieser Film sehr zu empfehlen.

Die neue Bergstation Seebli kommt rechts der bisherigen Bergstation zu stehen. Visualisierungen: zvg

Arno Inauen (Geschäftsführer Garaventa AG, links) und Urs Keller (Geschäftsführer Hoch-Ybrig AG, rechts) haben in den letzten Monaten die Weltneuheit mit grossem Elan vorangetrieben. Foto: Konrad Schuler

20 Kabinen mit je 18 Personen sorgen für eine Förderleistung von 1400 Personen pro Stunde. Zum Vergleich: Die Luftseilbahn aus dem Jahr 1971 kann maximal 110 Personen pro Stunde befördern.

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