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«Man muss gar nicht immer studieren, ob es zu viel ist, sondern es einfach machen»

«Man muss gar nicht immer studieren, ob es zu viel ist, sondern es einfach machen» «Man muss gar nicht immer studieren, ob es zu viel ist, sondern es einfach machen»

Erich «Güggi» Kälin ist Berufsschullehrer, engagiert sich bei der Feuerwehr Einsiedeln als Bereichsleiter Ausbildung und züchtet Damhirsche.

LUKAS SCHUMACHER

Dass Erich Kälin, den meisten bekannt als «Güggi», die Wahl zum Smalltalker des Jahres 2022 gewonnen hat, mag nicht zu überraschen. Der Grosser ist nämlich nicht nur in unserer Region, sondern auch über die Kantonsgrenzen hinweg stark vernetzt. Zu verdanken hat er dies seinen vielen Engagements, denen er unermüdlich nachgeht. So kenne auch ich Güggi durch ein freiwilliges Amt, nämlich durch das OK Oktoberfest Einsiedeln.

Güggi, ich gratuliere ganz herzlich zur Wahl zum Smalltalker des Jahres 2022. Wie geht es dir? Sehr gut. An der Wahl habe ich schlussendlich doch Freude gehabt, ansonsten hätte ich nicht mitgemacht. Wer dich kennt, weiss, dass du ein wahrer Tausendsassa bist. Kann man das so sagen? Nicht wirklich, ich habe einfach immer etwas zu tun. Es wird mir nie langweilig. Das ist schon etwas bescheiden ausgedrückt. Bitte verrate unseren Lesern doch, welche «offiziellen» Engagements du zurzeit machst? Also ich arbeite zu 100 Prozent als Berufsschullehrer, ich habe eine Damhirschzucht und baue gerade einen neuen Gaden. In der Feuerwehr Einsiedeln bin ich der Bereichsleiter Ausbildung. 10 bis 20 Tage im Jahr bin ich als Feuerwehr-Instruktor tätig und ich bin Obmann der Kantonalen Feuerwehr-Instruktoren-Vereinigung. Ich bin Präsident einer Lehrervereinigung der Berufsschulen Lenzburg, Goldau und Luzern, sowie OK-Präsident des Oktoberfests Einsiedeln … Ach ja, und Damhirschzucht-Mentor bin ich auch noch.

Werden dir diese Engagements nicht manchmal zu viel?

Man muss gar nicht immer studieren, ob es zu viel ist, sondern es einfach machen. Es gibt schon Phasen, wo es manchmal etwas hektisch wird. Warst du schon immer so engagiert wie jetzt?

Ja, schon immer. Als Jugendlicher habe ich aber mehr Sport gemacht. Im Restaurant, wo ich aufgewachsen bin, in der Schifflände in Einsiedeln, habe ich auch schon immer mitgeholfen. Man muss etwas machen, damit etwas läuft. Wenn sich niemand engagieren würde, dann würde plötzlich nichts mehr gehen. Eines deiner Hobbys ist die Damhirschzucht. Wie kann man sich das vorstellen? Das ist von früher, als meine Eltern das Restaurant hatten. Meine Eltern fingen mit der Hirschzucht an, damit wir unser eigenes Fleisch hatten. Ich habe die Zucht dann von meinem Vater übernommen, als er pensioniert wurde. Das «Buurä» ist ein guter Ausgleich, hier kann ich runterfahren, obwohl es viel Arbeit gibt. Der grosse Nutzen ist, dass der Genuss am Ende auf dem Teller liegt.

Kannst du mit diesem Hobby Geld verdienen?

Ja, ich verkaufe das Hirschfleisch hauptsächlich an private Abnehmer, aber dieser Verdienst geht vollumfänglich wieder in den Betrieb zurück und nicht an mich persönlich. Pro Jahr lasse ich etwa 30 Hirsche schiessen. Insgesamt habe ich rund 80 Tiere. Wie viel Platz benötigen Damhirsche?

Es sind 4,5 Hektaren in fünf Abteile eingeteilt, sodass sie immer frisches Gras haben, man nennt das fünf Koppeln. Und ich benötige nochmal gleich viel Platz, um das Futter einzuholen.

Wozu benötigt es eine Damhirschzucht? Reicht der Wildbestand in unserer Region nicht aus? Die Nachfrage ist sehr gut. Der Absatz geht reibungslos, denn es ist eines der besten Fleische, die man haben kann – eiweissreich, fettarm, lecker. Jetzt zur Wildzeit haben wir zu wenig Fleisch, sodass viel importiert werden muss. Worin liegt der Unterschied im Umgang mit den Tieren im Vergleich zu Kühen? Man muss viel ruhiger bleiben. Hektik nützt nichts, sonst hat man verloren. In der Hektik spinnen sie. Die Weide muss zwei Meter hoch eingezäunt sein. Obwohl sie in der Zucht leben, haben sie einen Fluchtinstinkt. Sie fressen mir schon aus der Hand, aber bei hektischen Bewegungen springen sie weg.

Hobbywechsel: Wie lange bist du eigentlich schon bei der Feuerwehr Einsiedeln? 32 Jahre, ich bin 1990 eingetreten. Arbeitskollegen von mir waren bei der Feuerwehr. Ich bin dann aus Lust und Laune auch beigetreten. Wo liegt dein Aufgabenbereich aktuell bei der Feuerwehr Einsiedeln?

Ich bin der Bereichsleiter Ausbildung: Das heisst, ich bin für die Jahresplanung und die Übungsgestaltung verantwortlich. Ich gebe die Rahmenbedingungen für die Übungen vor. Diese Vorgaben werden aber durch das Ausbildungsteam gestellt und liegen nicht nur in meiner «Hand». Was schätzt du besonders an deinem Engagement für die Feuerwehr und was motiviert dich, so viel Zeit und Energie dafür aufzuwenden?

Meine Motivation ist die Kameradschaft und der Dienst an der Öffentlichkeit. Ich bin froh, dass man etwas machen kann, wenn jemand Hilfe braucht. Man sieht den Erfolg, den man erzielen kann, wenn die anderen gerne kommen und Freude an der Übung haben. Zum Bespiel beim Atemschutz, da sind die Teilnehmer richtig glücklich, wenn sie nachher richtig ka-putt sind. Ich habe bei der Feuerwehr sehr gute Kollegen gefunden.

Aktuell steht ein Wechsel bei der Finanzierung der Feuerwehr im Fokus. Was hältst du davon? Es wird sicher gerechter verteilt. Ich bin überzeugt, dass es der richtige Weg ist. Könntest du dir vorstellen, dich politisch zu engagieren? Nein. Ich glaube, meine Direktheit käme nicht gut an. Nebst diesen beiden grossen Hobbys bist du auch noch anderweitig engagiert, zum Beispiel bist du OK-Präsident des Einsiedler Oktoberfests. Wie kamst du dazu? Mit dem Swiss Gütterli Club, in dem ich 22 Jahre lang Präsident war, der damit vor über 10 Jahren in Biberbrugg angefangen hat. Mit dem Wechsel zur Brauerei Rosengarten kamen wir nach Einsiedeln. Was ist der Swiss Gütterli Club?

Es ist ein Kollegenclub. Wir haben viel zusammen unternommen und lange in Bennau «g’chlausned». Warum hast du mit den anderen OK-Mitgliedern entschieden, das Oktoberfest grösser zu gestalten? Weil die Lokalität nicht optimal war vom Gelände her. Und weiterführende Visionen in den Köpfen der zuletzt durchführenden OK-Mitglieder. Wir möchten mit dem breiteren Zelt ein viel schöneres und festlicheres Ambiente.

Verdienst du etwas am Oktoberfest?

Nein. Das Geld, das reinkommt, geht an die Helfervereine. So können wir diese unterstützen. Mit einem Überschuss würden wir laufende Kosten decken und vielleicht später mal eine schöne OK-Reise veranstalten.

Erich «Güggi» Kälin wurde von den Leserinnen und Lesern zum Smalltalker des Jahres 2022 gewählt. Foto: Lukas Schumacher

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