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«Nach dem Rennen noch lange unter Strom!»

«Nach dem Rennen noch lange unter Strom!» «Nach dem Rennen noch lange unter Strom!»

Reto Steiner und Ferdi Waldvogel aus Unteriberg fahren erfolgreich Bergrennen

Zwei Bergrennsportbegeisterte ziehen Bilanz über die vergangene Saison. In ihren jeweiligen Kategorien fuhren sie in jedem der sechs Rennen einen Top-3-Platz heraus.

ANGELA SUTER

«Wir betreiben Bergrennsport, bei dem wir gerne mal bis zu 200 km/h schnell unterwegs sind», erzählen Reto Steiner und Ferdi Waldvogel aus Unteriberg. Seit 1999 betreibt der 46-jährige Reto Steiner Autorennsport, seit 2002 national lizenziert. Ferdi Waldvogel, 47 Jahre alt, startete im Jahr 2004 regional und ab 2006 national. «Wir kamen durch das Squadra Türmli zum Rennsport. Zuerst schauten wir in den Weglosen beim Slalom zu. Als wir dann Autofahren konnten, machten wir selber mit. So ergab eines das andere », sind sich die beiden einig. Und da nicht viele aus unserer Region nationale Rennen fahren, haben sich die beiden gefunden: «Es verbindet halt. Das gesellige Zusammensein gehört für uns dazu und darf nicht zu kurz kommen! » Mit längeren und kürzeren Unterbrüchen fahren die beiden seither Rennen. Der dritte Motorsportbegeisterte aus Unteriberg, Roman Marty, pausierte seit 2019 (siehe Kasten). Jedes Mal ein Podestplatz!

Den Einstieg in die Rennsaison machen jeweils ab Mai die sechs Slaloms, sogenannte Geschicklichkeitsrennen. Bei diesen startete Ferdi Waldvogel mit seinem BMW M3 e30 – und zwar ausserordentlich erfolgreich! In seiner Klasse fuhr er gleich dreimal auf den ersten Platz. Reto Steiner fuhr einige Slaloms «zum Spass» mit einem Suzuki Swift. Im Juni starteten dann die sechs Schweizer Bergrennen. Reto Steiner fuhr in der Kategorie Produktionsfahrzeuge E1 1601 bis 2000 ccm mit seinem Ford Escort RS jedes Mal aufs Podest, in Oberhallau reichte es sogar für den Sieg. Ferdi Waldvogel belegte an den fünf Rennen (er liess eines aus), an welchen er startete, bei den Spezialwagen Interswiss IS 2001 bis 2500 ccm dreimal den 2. und zweimal den 3. Rang.

So konnte Reto Steiner beim Schweizer Berg Pokal für Fahrzeuge bis maximal 2000 ccm Hubraum den 8. Rang herausfahren und erreichte damit ein super Resultat. Ferdi Waldvogel rangierte sich auf dem guten 23. Platz von über 90 Klassierten bei den Schweizer Slalom Meisterschaften. Bei der Schweizer Bergmeisterschaft aller Tourenwagen wurde Reto Steiner 26. und Ferdi Waldvogel 34., total klassiert waren hier 116 Fahrer unterschiedlichster Autos.

«Geld regiert!», sind sich die zwei Unteriberger einig. Mit einem mehr als doppelt so teuren Auto sei es halt einfacher, gute Zeiten zu fahren. Reto Steiner und auch Ferdi Waldvogel fahren ein einigermassen günstiges Auto, aus welchem sie das möglichste rausholen. «Bei einem Sieg ist die Freude dann umso grösser, ein Auto mit viel mehr PS geschlagen zu haben», sagt Ferdi Waldvogel. Schäden werden zweckmässig und selbstständig repariert, was viel Geld einspart. Denn der Motorsport ist ein teures Hobby, das grösstenteils selber finanziert wird. Nur Reparaturmaterial wird ab und zu gesponsert.

Positive Bilanz

Reto Steiner ist grundsätzlich zufrieden mit der Saison: «Ich habe mir eigentlich mehr vorgenommen. Aber ich kämpfte mit Pneu-Lieferschwierigkeiten we-gen der Krise». Er denkt, dass ohne diese Probleme bei einigen Rennen mehr dringelegen wäre, denn mit neuen Sliks ist man einfach ein bis zwei Sekunden schneller pro Lauf. Normalerweise benötigt man für die Rennsaison zwei Sätze neuer Pneus, dieses Jahr fuhr der Automechaniker mit alten, die er glücklicherweise aufbewahrt hatte.

Sein Lieblingsrennen ist der Gurnigel: «Dieses Rennen ist sehr technisch, hat Bodenwellen und alle möglichen Schikanen. Es ist einfach geil zum Fahren!» Auch Ferdi Waldvogel gefällt diese Strecke, die er 2022 zum ers-ten Mal gefahren war.

Einige Ziele erreicht «Ich bin sehr zufrieden», erzählt Ferdi Waldvogel, «mein Auto ist noch ganz und ich habe einige meiner Ziele erreicht!» Aber auch der Chauffeur bekam keine neuen Pneus geliefert. Vielleicht wäre auch bei ihm mit neuer Bereifung mehr dringelegen. «Aber es muss immer zuerst gefahren werden. Gross war meine Freude, als ich gegen einen für mich fast unschlagbaren Rivalen gewinnen konnte!», blickt Ferdi Waldvogel zufrieden zurück.

Ihm fehlt Les Rangiers noch in seinem Palmares. Reto Steiner beschreibt die Strecke so: «Bei diesem Rennen fliegt man förmlich durch den Wald hoch, es hat wahnsinnige Spitzkehren und ist einfach ‹u huere geil› zum Fahren!» Doch es ist auch schnell etwas passiert, weshalb Ferdi Waldvogel bisher auf einen Start verzichtete. Schon 2017 fuhr bei ihm ein Schutzengel mit. Bei einem Totalschaden in Bure hatte er sich glücklicherweise nicht verletzt.

Vor dem Rennen sind beide nicht nervös. Respekt ist gut, aber Angst ist ein schlechter Begleiter: «Das Adrenalin spürt man vor allem nach dem Rennen, wenn man 15 Minuten später immer noch zittert beim Kaffee trinken». Und die Familien der beiden sind nach den Rennen immer froh, wenn sie heil im Ziel angekommen sind. So hoffen sowohl Ferdi als auch Reto, dass sie noch einige Zeit möglichst unfallfrei und gesund weiterfahren können – mit Freude am Autorennsport.

Ferdi Waldvogel beim Bergrennen in Ayent–Anzère in seinem weissen «Schneeflittchen», ein BMW M3 e30. Er fuhr zu Beginn mit einem Opel Kadett, den BMW hat er seit 2016. Foto: PeterHartmann, myrally.ch

Reto Steiner in seinem blauen Ford Escort RS beim Bergrennen in Gurnigel: «Ich fahre nichts anderes als Ford und der Escort eignet sich perfekt für den Slalom.» Foto: VBG/Jürg Kaufmann

Reto Steiner (links) und Ferdi Waldvogel (rechts) mit einer Auswahl ihrer gewonnenen Trophäen vor dem Trophäenkasten von Ferdi Waldvogel. Foto: Angela Suter

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