«Akute Personalflucht» in der Kesb Ausserschwyz
Von einem «eklatanten Führungsdefizit» bei der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) ist die Rede. Jetzt nimmt Regierungsrätin Petra Steimen-Rickenbacher Stellung: Sie beschönigt die Situation nicht.
FLURINA VALSECCHI
Schon der Titel des Vorstosses lässt aufhorchen: «Personalflucht bei der Kesb Ausserschwyz und der Amtsbeistandschaft March». Am Montagvormittag reichten die SP-Kantonsrätinnen Carmen Muffler und Elsbeth Anderegg Marty eine Kleine Anfrage ein: «Von verschiedensten Quellen erreichen uns beunruhigende Informationen: Es zeigt sich ein eklatantes Führungsdefizit im Amt für Kindes- und Erwachsenenschutz (Kesb) Ausserschwyz und als Folge davon eine akute Personalflucht bei der Kesb und bei der Amtsbeistandschaft March.» Mehrere Kündigungen und Krankschreibungen Offenbar sei die Lage in der Amtsbeistandschaft so drastisch, dass ab dem Februar keine bisherigen Angestellten mehr dort arbeiten würden. Dieser Wissens- und Erfahrungsverlust sei unvorstellbar gross. Es stelle sich die Frage, ob die Amtsbeistandschaft ihre Aufgaben für die Schutzbedürftigen in absehbarer Zeit überhaupt noch in der erforderlichen Qualität und Professionalität erfüllen könne.
Das Thema ist offensichtlich so brisant, dass die zuständige Regierungsrätin und Vorsteherin des Departements des Innern, Petra Steimen, am Montagabend – also noch am selben Tag – Antworten lieferte. Ein Vorgang, der nicht alltäglich ist.
In der Antwort macht das Schwyzer Departement des Innern keinen Hehl aus den Personalproblemen, die derzeit in der Kesb Ausserschwyz herrschen. So ist im Schreiben zu lesen: «Geht man vom aktuell aufgeführten Staatskalender aus, sind drei der elf aufgeführten Mitarbeitenden krankheitsbedingt ausgefallen.» Ein Name auf der Liste sei nicht mehr aktuell, die Nachfolge sei aber bereits in der Amtsbeistandschaft March tätig. Und weiter: «Fünf aufgeführte Mitarbeitende haben ihre Kündigung eingereicht, arbeiten aber aktuell noch in der Amtsbeistandschaft March.» Die verschiedenen Gründe für die Kündigungen könnten nicht öffentlich kommuniziert werden. Die Notlage in der Kesb Ausserschwyz ist offenbar so gravierend, dass man Verstärkung geholt hat. Seit Anfang November sind die Leiterin der Amtsbeistandschaft Höfe und der Leiter der Amtsbeistandschaft Mitte zur Führungsunterstützung als Co-Leitung ad interim bei der Amtsbeistandschaft March eingesprungen.
Fachkräftemangel erschwert die Rekrutierung «erheblich»
Und: «Ab dem 1. Dezember wird eine externe Person die Abteilungsleitung übernehmen, bis die personelle Situation in der Amtsbeistandschaft March bereinigt und die operative Führung wieder gewährleistet ist.» Auch erwähnt das Schwyzer Departement des Innern, dass «zur Sicherstellung der Mandatsführung in der Amtsbeistandschaft March» Personen befristet angestellt werden konnten.
Zudem hat der Regierungsrat für das Amt für Kindes- und Erwachsenenschutz Ausserschwyz per 2023 fünf zusätzliche Stellen bewilligt. Das bedeute auch eine Entlastung für die Amtsbeistandschaft March, indem pro Vollzeitstelle Berufsbeistand weniger Mandate geführt werden müssen. Per Jahr 2024 sei eine weitere Erhöhung um 1,5 Stellen vorgesehen. «Eine geringere Anzahl Mandate soll die Attraktivität der Stellen erhöhen.» Doch so einfach wird sich das Personalproblem nicht lösen. Steimen-Rickenbacher macht klar: «Es bleibt die Schwierigkeit, dass im Bereich des Kindes- und Erwachsenenschutzes schweizweit ein Fachkräftemangel besteht. Das erschwert die Rekrutierung neuer Mitarbeitender erheblich.»
Petra Steimen, Vorsteherin des Schwyzer Departements des Innern: «Es bleibt die Schwierigkeit, dass im Bereich des Kindes- und Erwachsenenschutzes schweizweit ein Fachkräftemangel besteht. Das erschwert die Rekrutierung neuer Mitarbeitender erheblich.» Foto: zvg