30 Gänsegeier an der Rigi entdeckt
An den öffentlichen Exkursionen im Juni nahmen 63 Forscherinnen und Forscher teil – sie fanden Erstaunliches vor
Am letztjährigen Tag der Natur wurden seltene Tiere entdeckt, eine Gruppe Gänsegeier und eine ausgestorben geglaubte Fliege. Dieses Jahr soll wieder eine Exkursion stattfinden.
Luzia Winter, Rigi-Kennerin und Organisatorin der Geo-Tage der Natur, gerät ins Schwärmen, wenn sie an die Vielfalt der Natur auf der Rigi denkt. Das hat seinen Grund, denn dieser Tage ist der Schlussbericht einer Publikumsexkursion des letzten Jahres erschienen. An den öffentlichen Exkursionen im letzten Juni nahmen 63 Forscherinnen und Forscher teil. Sie fanden Erstaunliches vor. «Sie haben auf der Rigi Kartierungen vorgenommen und festgehalten, was man hier alles entdecken kann in der Tier- und Pflanzenwelt», sagt Luzia Winter.
Zwei absolute Highlights beobachtet Wie im Expertenbericht festgehalten ist, konnten an zwei Exkursionstagen insgesamt 1794 verschiedene Tier-, Pflanzen-, Algen- und Pilzarten gefunden werden. Und natürlich fin-den diese Entdeckungen und Zählungen im Schlussbericht eine Dokumentationsplattform. So steht fest, dass unter den aufgeführten Arten mindestens 18 Arten sind, die noch nie in der Zentralschweiz, 26 Arten, die noch nie im Kanton Luzern, und 23 Arten, die noch nie im Kanton Schwyz gesichtet worden sind.
«Es hat sich gezeigt, dass die Rigi eine gute Lebensgrundlage auch für seltene Lebewesen und Tiere bietet», sagt Luzia Winter. Ein besonderes Highlight sei die Entdeckung der Köcherfliegenart Stactobia eatoniella, die in der Schweiz als ausgestorben galt, gewesen.
Ihre Larve lebe nur an von Wasser überrieselten Felsen, wie sie auf der Rigi an vielen Stellen vorkommen. Es brauche aber viel Fachkenntnis und ein gutes Auge, um die unscheinbaren Tierchen zu entdecken. «So gesehen war es ein ausserordentliches Erlebnis für alle Beteiligten, die seltene Art auf der Rigi zu sichten», sagt Luzia Winter.
Die seltene Fliege ist aber nicht der «einzige, seltene Gast» auf der Rigi. Auf Rigi Kulm flattert noch der Gletscherfalter, und die kälteliebende Pflanze Dreiblütige Binse hat in schattigen Spalten auf der Nordseite überdauert.
«Am zweiten Exkursionstag machten die Experten aber eine Entdeckung am Himmel, die sie gebannt und gespannt durch die Ferngläser blicken liess», hält Luzia Winter fest: «Eine Gruppe von dreissig Gänsegeiern, begleitet von einem Mönchsgeier, kreiste am zweiten Forschungstag über der Rigi. Ich weiss nicht, wie oft man die Tiere hier beobachten kann. Aber der Überflug war das zweite Highlight unserer Exkursionen.» Nagelfluh und Kalkstein für eine Artenvielfalt Die Rigi ist ein weit gegen das Mittelland vorgeschobener Gebirgsvorposten. Besonders interessant war deshalb auch die Frage, ob die Alpenpflanzen und Tiere, die von früher bekannt waren, trotz Klimawandel auf diesem Berg noch vorkommen. Ein grosser Teil der Rigi besteht gegen Westen gelagert aus Nagelfluh, gegen Osten zur Hochflue hin aus Kalkstein. Diese Gesteinsformationen würden eine unglaubliche Artenvielfalt zulassen. Luzia Winter weiss als Hegerin und Pflegerin der Rigi-Blumenpfade (Felsenweg und Rigi Kaltbad bis Rigi Staffel), dass auf der «Königin der Berge» gegen 900 Pflanzen vorkommen.
«Der Erfolg der ersten Veranstaltung stimmt uns zuversichtlich. Wir werden zusammen mit der Rigi Bahnen AG auch dieses Jahr Exkursionen organisieren», sagt Luzia Winter. «An 18 fachkundig geführten Exkursionen die Biodiversität der Rigi entdecken » heisst das Motto des am 17. Juni durchgeführten Tages der Natur. Die Veranstaltungen seien kostenlos. «Wir wollen ausserdem Exkursionen, die für Kinder ab sieben Jahren möglich sind, an diesem Tag durchführen. Uns erscheint es wich-tig, Kinder auf die Wichtigkeit einer intakten Natur aufmerksam zu machen», sagt Luzia Winter.
Fotos: zvg