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Als Zwingli der Kragen platzte

Als Zwingli der Kragen platzte Als Zwingli der Kragen platzte

Vereinigung der Freunde des Klosters Einsiedeln tagte im Kloster Einsiedeln

An der Versammlung stand ein Vortrag von Pater Justinus Pagnamenta über Zwingli auf dem Programm, durch das Präsident Heino von Prondzynski führte.

bgz. Präsident Heino von Prondzynski begrüsste die Mitglieder der Vereinigung der Freunde des Klosters Einsiedeln und freute sich, dass sich trotz der Tour de Suisse eine stattliche Anzahl im Grossen Saal des Klosters Einsiedeln eingefunden hat-te. Gleich zu Beginn präzisierte Pater Justinus Pagnamenta den Titel seines Vortrags «Huldrych Zwingli, Leutpriester in Einsiedeln » dem er nach dem Wort Leutpriester noch Humanist hinzufügte. Zwingli sei nicht nur als katholischer Priester in Einsiedeln gewesen, sondern auch als Forscher. Der Redner skizzierte den Lebenslauf des 1484 in Wildhaus geborenen Zwinglis. In Einsiedeln war er von 1515 bis 1518 Leutpriester. Eine schwere Krise hatte das Kloster heimgesucht, das nur noch zwei Mönche zählte. Dabei ging der damalige Abt lieber auf die Jagd, als sich um Klosterbelange zu kümmern. Ein Verwalter nahm sich der Geschäfte an. Einsiedeln war schon damals ein wichtiger Wallfahrtsort und zählte etwa 1500 Einwohner. Für Zwingli war es ein Vorteil, dass er die ganze Bibliothek für sich hatte. Diese war gut ausgestattet. Sie war damals grösser als die Stiftsbibliothek in Zürich. 1000 Handschriften waren in Einsiedeln vorhanden. Zwingli vertiefte seine Griechischkenntnisse. Das war alles historisch belegt. Allein fassbare Spuren von Zwinglis Anwesenheit in Einsiedeln fehlten jedoch.

Doch Zwingli-Spuren Dabei konnte man davon ausgehen, dass er – wie es seine Art war – auch in Einsiedeln am Rande der Bücher und Handschriften Spuren hinterlassen hatte. Ein früherer Forscher hat-te bei dieser Suche resigniert und notierte: «In der Einsiedler Stiftsbibliothek ist nichts mehr für Zwingli zu holen.» Der inzwischen verstorbene ehemalige Stiftsbibliothekar Pater Odo Lang war sicher, dass Zwingli den Codex 125 für Studien benützt habe. Tatsächlich fanden sich bei genauerer Konsultation vier handschriftliche Stellen, die zweifelsfrei Zwingli zugeordnet werden konnten. Grundsätzlich hatte der Reformator grossen Respekt vor Büchern, die ihm nicht gehörten. Dies war auch der Grund, warum man so lange keine Spuren von ihm in Büchern der Einsiedler Stiftsbibliothek fand.

Pater Justinus fand dann in einer Origenes-Handschrift weitere handschriftliche Anmerkungen von Zwingli. In diesem Werk sind sogar auf 104 Seiten Spuren von Zwingli nachzuweisen. Grund war der fehlerhafte Inhalt des Werkes. Zwingli korrigierte bis ihm der Kragen platzte. In einer langen Bemerkung machte er sich Luft über die Fehlerorgie: «Fast alles ist hier fehlerhaft geschrieben, so dass man annehmen darf, der Schreiber sei entweder verrückt oder schläfrig gewesen.» Interessant ist auch die Tatsache, dass im Kloster Einsiedeln eine Zwinglibibel gehütet wird, die noch älter ist als die verbürgte Erstausgabe dieses Werkes. Der Grund dafür liegt in der Tatsache, dass zuerst Faszikel der einzelnen Bücher aus der Bibel im Druck herausgegeben wurden. Diese hat man im Kloster zusammengetragen und zur Zwinglibibel vor der Zwinglibibel gebunden.

Berichte des Präsidenten und des Abtes Die Leute meinten, der Klosterplatz sei praktisch fertig, führte Präsident Heino von Prondzynksi aus. Behindertengerechte Zugänge wurden realisiert. Anhand von Fotos erläutert der Präsident das von den Freunden finanzierte Vorhaben «Buffet im Refektorium». Auch soll die nächtliche Beleuchtung in den Stiegenhäusern des Klausurbereichs mit finanzieller Unterstützung der Freunde optimiert werden. Die Restaurierung der Gangulfkapelle soll ebenfalls mit Unterstützung der Freunde 2024 angegangen werden. Sie ist in einem schlechten Zustand und stammt aus dem 11. Jahrhundert. Die Internetseite der Freunde wird von Urs Leuthard auf einen neuen Stand gebracht. Ein Betrag für ein neues Videokonzept wurde gesprochen.

Abt Urban erwähnte des 35-Jahr-Jubiläum der Freunde. Als Novize war er bei der Gründung dabei. Er dankte auch den vielen Menschen, die heute nicht da sein konnten. Im Kloster läuft immer einiges. Es gab die Ewige Profess von Bruder Klemens Rittler, Jubiläen und einfache Professen. Am 27. Mai wurde die H-Moll-Messe von Bach aufgeführt. 50 Jahre zuvor war das gleiche Werk unter Abt Benno Gut in einer Messe aufgeführt worden. «Splendor», das Oratorium von Pater Theo Flury, wurde aufgeführt. Die Art Ufnau fand statt. Die Klosterfront wurde mit den Konterfeis von Zwingli und Bruder Klaus angestrahlt. Hingewiesen wurde auf die Premiere «Von Paracelsus bis Hürlimann – Die literarische Führung im Kloster Einsiedeln». Abt Urban schloss mit der Überzeugung, dass es das Kloster noch in Hunderten von Jahren geben werde.

www.freunde-kloster-einsiedeln.ch

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