«Es ist selten, dass jemand die Matura nicht besteht»

Heute um 17 Uhr geben die Klassenlehrpersonen im Klassenzimmer den Maturanden die Noten bekannt. Sebastian Lamm, Rektor der Stiftsschule Einsiedeln, steht Red und Antwort über den Ablauf der Maturaprüfungen.

Schwitzen Sie derzeit mit Ihren Schülerinnen und Schülern mit – jetzt, wo es um die Wurst geht? Das tue ich in der Tat – und dies aus zweierlei Hinsicht: Zum einen unterrichte ich selber, und zum anderen bin ich auch noch Prüfungsexperte. Von daher geht es mir denn schon nahe, wie es den Schülerinnen und Schülern an den Maturaprüfungen ergehen mag.

Ist eine Anspannung in diesen Tagen an der Stiftsschule in Einsiedeln spürbar angesichts der Maturaprüfungen? Es sind alle ausgesprochen entspannt unterwegs. Im Einzelfall mögen einige etwas aufgeregt sein – vor allem dann, wenn es knapp werden könnte mit den Noten. Spürbar ist das Ende der Corona-Pandemie: Jetzt geht alles wieder routiniert über die Bühne – endlich herrscht wieder Normalität, man kann wieder persönlich am Tisch arbeiten. Auf welche Art und Weise überbringen Sie eine allfällige schlechte Nachricht? Das soll möglichst persönlich über die Bühne gehen. Falls jemand an der Maturaprüfung tatsächlich droht durchzufallen, findet heute Dienstag, um 16 Uhr, eine Prüfungskommissionssitzung statt, die von Amtes wegen einberufen würde. Bevor dann um 17 Uhr die Klassenlehrpersonen in den Klassenzimmern den Maturanden die Noten bekannt geben, wird dem beziehungsweise allenfalls auch den betroffenen Schülerinnen und Schülern persönlich die Nach-richt schonend beigebracht.

Wie oft kommt es vor, dass eine Schülerin, ein Schüler durch die Maturaprüfung rasselt? Es ist selten, dass jemand die Maturaprüfungen nicht besteht. In den vergangenen Jahren ist dies an der Stiftsschule Einsiedeln nicht mehr vorgekommen. Es gibt aber schon Schülerinnen und Schüler, bei denen es knapp wird mit den Noten: Da kann es auf jede einzelne und gar auf die letzte mündliche Prüfung ankommen. Wie eng es wird, behält die Schulleitung aber für sich. Welchen Einfluss nimmt die Künstliche Intelligenz (KI) auf die Maturaprüfungen? Es ist verboten, Handy, Smart-phone oder Smartwatches an die Prüfungen mitzubringen. Zudem wird ein Toilettengang protokolliert. Von daher ist ein Einfluss der KI auf die Maturaprüfungen nahezu auszuschliessen.

Ist es korrekt, dass eine Lehr-person rausfinden kann, ob ein Mensch oder eine Maschine den Aufsatz geschrieben hat? Wenn jemand im Wortlaut einen Text aus dem Internet kopiert und als seinen eigenen ausgibt, ist es relativ einfach, dies rauszufinden.

Welche Erfahrungen haben Sie mit Schülern gemacht, die betrogen haben?

Ich habe bisweilen intuitiv gespürt, dass der Ausdruck eines bestimmten Schülers oder Studenten nicht seiner oder ihr eigener ist und konnte ihn beziehungsweise sie des Betrugs überführen. Welche Folgen zieht ein Betrügen nach sich?

Der betroffene Schüler oder die Schülerin wird sofort von den Prüfungen ausgeschlossen. Wenn er beziehungsweise sie Glück hat, kann die Prüfung ein Jahr später nachgeholt werden. Träumen Sie selber noch von Ihren Prüfungen am Gymnasium?

Es ist doch schon ein paar Jahre her, seit ich das Gymnasium besucht habe. Gut möglich, dass nun angesichts einer Klassenzusammenkunft die damalige Zeit wieder näher ins Bewusstsein rückt.

Was raten Sie Schülern, die fast sterben vor Angst wegen den Maturaprüfungen? Bis anhin ist noch niemand nachweislich zu Tode gekommen wegen der Maturaprüfung an der Stiftsschule Einsiedeln (lacht). Ich empfehle den Schülerinnen und Schülern, ausreichend ausgeschlafen und gut vorbereitet die Prüfungen anzutreten: Das hilft gegen die Angst.

Foto: Magnus Leibundgut

Sebastian Lamm

Jahrgang: 1976 Wohnort: Einsiedeln Beruf: Rektor Hobbys: Lesen, Reisen Kultur-(Geschichte)