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Arbeit unter erschwerten Bedingungen

Arbeit unter erschwerten Bedingungen Arbeit unter erschwerten Bedingungen

«Humanitäre Arbeit im Wandel der Zeit» – Vortrag am Donnerstag in Einsiedeln

Der Einsiedler Hausarzt Antoine Chaix sprach in Lachen über seine Erfahrungen in der humanitären Arbeit bei «Ärzte ohne Grenzen».

Am Donnerstagabend erhielten die Besucherinnen und Besucher im Hotel Bären in Lachen einen interessanten Einblick in die anforderungsreichen und verantwortungsvollen Aufgaben der Nichtregierungsorganisation «Ärzte ohne Grenzen» (Médecins Sans Frontières MSF) und deren Mitarbeiter. Referent war der Einsiedler Hausarzt Antoine Chaix. Eingangs schilderte er kurz, was MSF eigentlich macht. MSF leistet weltweit bei Katastrophen oder Konflikten medizinische (Not)Hilfe und berichtet gleichzeitig über inakzeptable Vorkommnisse und Zustände. Im Speziellen ging Chaix kurz auf MSF Schweiz ein und nannte ein paar interessante Zahlen betreffend Finanzierung. Sorgen machen ihm der weltweite Rückgang der Spendeneinnahmen (Schweiz ausgeschlossen). Diese Erfahrung mache zurzeit ja auch das IKRK, die Zahlungen der Mitgliedstaaten seien eingebrochen. Aus unterschiedlichen Gründen legten diese den Fokus heute vor allem auf sich selbst.

Einsätze in der ehemaligen Sowjetunion Chaix selbst leistete zwischen 1997 und 2002 verschiedene Einsätze in der Sowjetunion und in Afrika, von 2004 bis 2011 war er Vorstandsmitglied von MSF Schweiz, davon drei Jahre als Vizepräsident. Eigentlich wollte er von Anbeginn an nach Afrika, war dann aber persönlich etwas enttäuscht, als er bei seinem ersten Einsatz in Berg Kara-bach landete, wo er sieben Monate blieb. Seine Aufgabe dort war, ein Tuberkulose-Programm auf die Beine zu stellen. Dazu kamen in gleichem Zusammenhang Kurzeinsätze in Kasachstan und Kirgistan, dies deshalb, weil nach dem Zerfall der Sowjetunion die in diesen Ländern zwar veralteten, aber noch gut funktionierenden TBC-Programme zusammenbrachen, was zu einem echten humanitären Notfall führte.

Der grösste Teil der humanitären Einsätze von MSF – über 60 Prozent – erfolgt immer noch bei militärischen Konflikten, im Moment eher noch zunehmend. Chaix nannte vor allem Länder wie Sudan oder Jemen.

Entscheide über Leben und Tod Die Frage, was humanitäre Arbeit bedeute, beantwortete Chaix mit einem Bild aus Mosambik, das eine nach den jährlichen Überschwemmungen völlig überflutete Hauptstrasse (ungeteert!) zeigte, praktisch fast nicht mehr befahrbar. Es ist also eine Arbeit unter äusserst erschwerten Bedingungen, auch was die Sicherheit der in der humanitären Arbeit tätigen Menschen, insbesondere seit dem 11. September 2001, anbelangt. Erschwerte Bedingungen heisst aber auch improvisieren, vor allem bei kurzfristigen Einsätzen.

Immer wieder belastend für einen Arzt im humanitären Einsatz sind Entscheide über Leben oder Tod, also das sogenannte Triagieren – diesem Menschen kann man helfen, jenem aber nicht. Entscheide, die manchmal in Sekundenbruchteilen gefällt werden müssen.

Anschliessend berichtete Chaix noch über ein erfolgreiches Pilotprojekt in Eswatini (ehemals Swaziland), einem Königreich im südlichen Afrika. Das Projekt hatte das Ziel, die Neuansteckungen der Geschlechtskrankheiten – solche sind in Eswatina besonders verbreitet – nachhaltig zu reduzieren. Inzwischen hat nun die Gesundheitsbehörde von Eswatina das einstige Projekt zu einem festen Bestandteil ihrer gesundheitlichen Vorsorge gemacht.

1999 erhielt MSF den Friedensnobelpreis für das humanitäre Wirken auf allen Kontinenten, aus der Rede des damaligen Präsidenten von MSF International zitierte Chaix zum Schluss seines eindrücklichen Vortrages die folgenden Worte: «Wir glauben nicht, dass Worte immer Leben retten können, aber wir sind sicher, dass Schweigen mit Sicherheit tötet.»

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