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Rat und Tat

Wir bekommen ihn nicht ungefragt, da wir ja nicht in der Stadt Zürich wohnen: Der News-Letter der «Mütter-und Väterberatung Stadt Zürich» richtet sich aus verständlichen Gründen nicht primär an ausserkantonale Mitmenschen.

Aber da das Mensch- und Elternsein nicht an der Stadtzürcher Grenze haltmacht, hat der gute Rat uns Innerschweizernde nun auch erreicht: Da wird den (Zürcher-) Eltern empfohlen, sich statt Vater oder Mutter neu «Elternteil » oder «Betreuungsperson » zu nennen, im Gespräch mit ihren Kindern eine «genderneutrale Sprache zu verwenden» sowie «die eigene geschlechtliche Prägung und den daraus resultierenden Kleidergeschmack für das Kind zurückzustellen».

Das hat natürlich einige Konsequenzen, wenn man im Urbanen als trendsetternde Kindererzeuger Newsletter-konform durch den modernen Alltag kommen möchte. Da gilt es, zum Wohl der eng verwandten Beziehungsprodukte ganztags inklusive nachts aufzupassen, um ja nicht in ein falsches Gendernäpfli zu trampeln oder sich vorschnell im Geschlechter-Knäuel zu verheddern. Wenn Elternteil und Betreuungsperson dann auch noch die eigene geschlechtliche Prägung hintanstellen müssen,kann das eng werden im heimischen Stübli.

Klärli und ich sind dem Zeitenlauf dankbar, dass wir noch Vater und Mutter hatten und sogar solche werden durften. Aber eigentlich sollte die «Mütter- und Väterberatung Stadt Zürich» zuerst vor der eigenen Türe wischen und sich sofort «Elternteile-Beratung Stadt Zürich» nennen. Denn glaubwürdige Elternteile gehen mit gutem Beispiel voran.

* Ernst Friedli, 64, seit 31 Jahren verheiratet mit Klärli, geborene Schönbächler. Nichtraucher und Sachbearbeiter im Rathaus, steht unter Amtsgeheimnis. Macht sich in der Freizeit Gedanken zur Weltlage und dankt dem Zeitenlauf ab und zu.

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