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«Es ist völlig normal, dass man angespannt ist»

«Es ist völlig normal, dass man angespannt ist» «Es ist völlig normal, dass man angespannt ist»

Berufswahltage Einsiedeln – Elternmitwirkung trägt Früchte

Sybille Bollmann und Markus Thoma arbeiten beide im Personalbereich. Zudem sind sie hautnah in den Berufswahlprozess ihrer eigenen Kinder eingebunden. Deshalb haben sie sich bereit erklärt, im Rahmen der Berufswahltage mit Jugendlichen der zweiten Sekundarstufe Einsiedeln Bewerbungsgespräche durchzuführen.

Sie sind beide Eltern und berufstätig. Nun beteiligen Sie sich auch noch in der Elternmitwirkung. Warum bürden Sie sich diesen zusätzlichen Aufwand auf? Markus Thoma: Die Entwicklung von Menschen jeden Alters liegt mir am Herzen. Über die Elternmitwirkung erhalte ich die Gelegenheit, direkt und unkompliziert einen Beitrag in einem für mich bisher wenig bekannten Umfeld, der Oberstufe, zu leisten. Sybille Bollmann: Auch wenn ich das Projekt Elternmitwirkung eine gute Sache finde, habe ich mich damals aus zeitlichen Gründen gegen die Mitwirkung am Projekt entschieden. Für die Projekttage Berufswahl stelle ich mich aber gerne zur Verfügung.

Gerade haben die Berufswahl-Projekttage an der zweiten Oberstufe Einsiedeln stattgefunden. Welches Wissen aus der Praxis konnten Sie mit einbringen? SB: Aufgrund meiner Erfahrung im Rekrutieren und Betreuen von Lernenden konnte ich den Jugendlichen hoffentlich gute Impulse für ihre Bewerbungsgespräche mitgeben. MT: Ich konnte meine Erfahrung aus Bewerbungsprozessen sowie mein Wissen aus meiner Dozententätigkeit im Bereich Kommunikation und Sozialkompetenz einbringen.

Wie verlief Ihr eigener Berufswahlprozess?

SB: Mein eigener Berufswahlprozess war holprig und ich hat-te Mühe, mich zu entscheiden. Trotz guter Schulnoten war für mich eine weiterführende Schule kein Thema. Aufgrund von starkem Heuschnupfen war die Ausübung meines Traumberufs Floristin nicht möglich. Plan B – eine Ausbildung als Kleinkinderzieherin – musste ich dann begraben, weil es zu jener Zeit noch fast keine Ausbildungsplätze in der Umgebung gab. Die Banklehre mit Berufsmatur war entsprechend mein «Notnagel», und ich muss-te während der Lehre schon sehr «beissen». Rückblickend kann ich aber sagen, dass es sich gelohnt hat durchzuhalten. Die gute Grundausbildung hat mir in den letzten Jahren Türen für viele spannende Jobs geöffnet. MT: Als Jugendlicher tat ich mich schwer, einen bestimmten Beruf zu wählen und wollte mir möglichst lange möglichst viele Optionen offenhalten. Da ich gerne zur Schule ging, habe ich die Stiftsschule in Einsiedeln besucht und danach Wirtschaft studiert. Mit dem anschliessenden Einstieg in die Berufswelt hat die bis heute anhaltende Phase begonnen, in der ich einfach immer versucht habe herauszufinden, was ich gut kann und gerne tue.

Herr Thoma, auf was sollten Jugendliche achten, wenn bald ein Bewerbungsgespräch ansteht? MT: Die Jugendlichen sollten sich nicht nur mit der Organisation beziehungsweise Firma und den möglichen Interviewfragen auseinandersetzen, sondern auch mit den eigenen Zielen und Stärken. Diese zu kennen, ist sehr hilfreich im Bewerbungsprozess.

Frau Bollmann, was ist aus Ihrer Sicht ein absolutes No-Go bei einem Bewerbungsgespräch? SB: Bei Bewerbungsgesprächen erlebt man so einiges. Absolute No-Gos sind für mich aber unvorbereitet zum Gespräch zu erscheinen, Desinteresse, Überheblichkeit und der Kaugummi im Mund.

Wie können Jugendliche ihre Nervosität in den Griff kriegen, Herr Thoma? MT: Die Nervosität akzeptieren – es ist völlig normal, dass man angespannt ist. Gleichzeitig versuchen, trotz Nervosität sich auch mit Vertrauen und Neugier auf das Bewerbungsgespräch einzulassen. Und was kann aus Ihrer Sicht helfen, Frau Bollmann? SB: Sich gut auf das Gespräch vorbereiten, mögliche Interviewfragen mit einer Vertrauensperson oder vor dem Spiegel üben und direkt vor dem Gespräch nochmal tief durchatmen, kann sicher unterstützen. Ganz wich-tig auch, sich bewusst sein, dass mit der Einladung zum Bewerbungsgespräch die erste Hürde geschafft wurde. Das gibt sicher auch noch die nötige Portion Selbstbewusstsein.

Abschliessend kommen wir nochmals auf die Elternmitwirkung zu sprechen: Welche bisherigen Erfahrungen haben Sie gesammelt? SB: Wie bereits erwähnt, bin ich nicht aktiv an der Elternmitwirkung beteiligt. Während der Vorbereitung der Projekttage habe ich aber den offenen, unkomplizierten, aber sehr konstruktiven Austausch mit den Lehrern und den anderen Eltern geschätzt. Ich denke, es ist eine gute Möglichkeit, das Schulwesen zu einem gewissen Teil mitzugestalten und die Meinungen und Ideen der Eltern, Lehrer und Schüler sinnvoll einfliessen zu lassen. MT: Ich habe bisher sehr gute Erfahrungen gemacht. Wir führen keine theoretischen Diskussionen, sondern arbeiten an ganz konkreten Projekten mit und erzielen so unmittelbar Wirkung. Die Schulvertreter sind sehr of-fen für die Ideen der Eltern, und man kann die eigenen zeitlichen und fachlichen Ressourcen flexibel einbringen. Das schätze ich sehr. Interessierten Eltern kann ich nur raten, mit der Elternmitwirkung Kontakt aufzunehmen – jede Mitwirkung kann eine Bereicherung sein und ist willkommen!

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