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(K)ein weibliches Problem

Ich gebe es zu: Damals im Mathe-Unterricht hatte ich einen Fensterplatz. Was ich jedoch schon immer konnte, war eines: Geld sparen, während meine Brüder schon darum wetteiferten, wer sein Sackgeld am schnellsten ausgegeben hatte. Ich sparte schon damals den grössten Teil meines Taschengeldes für ein konkretes Projekt, zum Beispiel ein Buch oder ein Barbie-Puppenhaus. Umso grösser die Genugtuung, mit meiner neusten Errungenschaft zu spielen, während die Jungs ihr Geld in Gummibärchen investiert hatten, die schon lange in ihren Mündern verschwunden waren … Nun gibt es diesen Trend, den sogenannten «Girl Math». Eine Art verdrehter Logik, mit der man unnötige Ausgaben vor sich selbst – und anderen – rechtfertigt. Zum Beispiel, wenn man in die Ferien fährt, ist das gratis, da man die Reisekosten schon vor Monaten bezahlt hat. Oder wenn man im Internet Kleider bestellt und einen Teil zurückschickt, hat man Geld verdient, da man eine Gutschrift erhält. Manche dieser Girl-Math-Argumentationen (noch einen Artikel mehr kaufen, dafür muss kein Porto bezahlt werden!) kann ich sehr gut nachvollziehen und mache ich auch selber so. Ich bin jedoch der Ansicht, dass diese selektive Art von «Mathe» keineswegs ein rein weibliches «Problem» darstellt. Fragen Sie mal alle, die sich als Neujahrsvorsatz im Januar ein Fitness-Abo leisten und es dann nie nutzen – auch wenn das Training ja fortan «gratis» wäre.

Laura Kälin * Die «Girl Math»-Diskussion macht der 20-Jährigen einmal mehr bewusst, dass Geld die Welt regiert. Trotzdem suggeriert der Name des Phänomens, dass nur die Frauen ihre Impulse nicht im Griff haben und nur überflüssiges kaufen … Mit dieser Sichtweise ist Kälin aber überhaupt nicht einverstanden.

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