Veröffentlicht am

«Ich greife den Sitz von Sandro Patierno an»

«Ich greife den Sitz von Sandro Patierno an» «Ich greife den Sitz von Sandro Patierno an»

Unverhofft springt ein Bauer aus Rothenthurm aufs Kandidatenkarussell: Der 62-jährige Peter Abegg will als Parteiloser in den Schwyzer Regierungsrat einziehen: «Meine Chancen, in die Regierung gewählt zu werden, sind intakt.»

Wieso wollen Sie die Landwirtschaft aufgeben und in die Politik einsteigen? Die Landwirtschaft gebe ich für dieses Amt nicht auf. Ich betreibe Rinderaufzucht auf einem dreissig Hektaren umfassenden Landwirtschaftsbetrieb. Weil das Schwyzer Regierungsratsmandat neuerdings mit einem 100-Prozent- Pensum belegt ist, käme es zu einer Änderung in meinem Betrieb: Ich würde eine Lösung suchen mit meinen Brüdern, die alle Landwirt erlernt haben. Halten Sie es für realistisch, dass Sie in den Regierungsrat gewählt werden könnten? Meine Chancen, in die Schwyzer Regierung gewählt zu werden, sind intakt. Ich rechne damit, dass es ein ganz enges Rennen werden wird. Ich habe die Unterstützung von Josef Ender und von den «Frye Schwyzer». Auch die kantonale Bauernvereinigung steht hinter mir. Ich wäre der erste parteilose Schwyzer Regierungsrat in der Geschichte. Weil das absolute Mehr im Kanton Schwyz, das ein Kandidat erreichen muss, um gewählt zu werden, tief liegt, ist nicht davon auszugehen, dass es zu einem zweiten Wahlgang kommen wird.

Was wollen Sie im Schwyzer Regierungsrat bewegen? Die jetzige Regierung ist sehr einseitig ausgerichtet: Fast alle sind Akademiker, die keine Ahnung vom Leben haben. Es gibt überhaupt zu wenige Praktiker im Schwyzer Regierungsrat. Die Regierung vertritt nicht die Volksmeinung der Schwyzer, sondern betreibt eine Politik des Bundesrats. Das sah man auch letztes Jahr bei den beiden Klimaabstimmungen. Die Bürger stimmten zu sechzig Prozent dagegen und die Regierungsräte dafür. Der Regierungsrat hat es vollkommen übertrieben mit der grünen Welle: Sie ist «lätz» und aus dem Ruder gelaufen. Ich würde für ein Korrektiv für diese fehlgeleitete Politik sorgen. Zudem setze ich mich für die Bekämpfung des Wolfs ein: Jetzt ist der Wolf da, und wenn man diesem Raubtier nicht Einhalt gebietet, wird es grosses Unheil anrichten. Welche Fähigkeiten und Kompetenzen zeichnen Sie aus, die es für dieses Amt braucht? Ich verfüge über vierzig Jahre Berufserfahrung und bin damit viel erfahrener als die jüngeren Regierungsratsmitglieder. Ich bin bestens vernetzt und ein wahres Organisationstalent, kann die Leute bei Laune halten und gut mit ihnen zusammenarbeiten: Ich war Präsident der Genossame Rothenthurm und bin Mitglied der Oberallmeindkorporation Schwyz. Ich war OK-Präsident der Viehschau Rothenthurm und während zwanzig Jahren Ortspräsident der Schwyzer Bauernvereinigung in Rothenthurm.

In welchem Bereich herrscht ein Missstand im Kanton Schwyz, den Sie auflösen wollen? Der jetzige Regierungsrat agiert mutlos und kuscht vor Bern. Ohne Wenn und Aber sollte der Regierungsrat konsequenter und kämpferischer seinen Weg gehen und das machen, was getan werden muss. Für all dies braucht es etwas mehr Frechheit und viel mehr Mut. Da ich keine Marionette bin und ein Praktiker, wäre ich eine ideale Ergänzung zur Theorieübermacht des Regierungsrates: Dieser ist zu wenig auf die Eigenheiten des Kantons Schwyz fokussiert. Was halten Sie vom Herdenschutz?

Mit dem Herdenschutz werden die Leute für dumm verkauft – der Herdenschutz hat in ganz Europa noch nie funktioniert: Von derlei Firlefanz und Pipifax lässt sich der Wolf nicht aufhalten. Trotz hohen Zäunen und Hirtenschutzhunden haben Wölfe Nutztiere gerissen. Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass mit Herdenschutzprojekten Lösungen gefunden werden können. Man unterschätzt den Wolf: Er ist ein schlaues Tier, das sich gut anpassen kann. Abgesehen davon sind die Hirtenschutzhunde eine Gefahr für die Menschen, für Biker und Wanderer: Das ist nicht so einfach in der engen Schweiz. Was unterscheidet Ihre Politik von derjenigen der SVP? Zu siebzig Prozent sind wir auf derselben Linie. Bei dreissig Prozent der Themen vertrete ich eine konsequentere, kompromisslosere, klarere Linie als die SVP. Man muss sich auch einmal durchsetzen können und eine urschwyzerische Linie vertreten, die sich oftmals vom Schweizer Weg abhebt. Was mir gar nicht gefällt, ist, wie sich die Schwyzer SVP-Regierungsräte im Fall des geplanten Bundesasylzentrums auf dem Areal des Campingplatzes Buosingen verhalten haben: Da haben die zwei Jahre lang hinterrücks verhandelt und das Volk hinters Licht geführt – und dieses schliesslich vor vollendete Tatsachen gestellt. Das geht gar nicht: Da haben die SVP-Regierungsräte vollends versagt. Nimmt Ihre Kandidatur der SVP Stimmen weg? Nein, keineswegs. Wir sind uns ja in den meisten Themen einig. Wer denn also die drei SVP-Kandidaten wählt, kann getrost auch hinter meinem Namen ein Häklein setzen. Andernfalls setzt sich die SVP für die Grünen ein. Sonst wäre die SVP überhaupt nicht mehr glaubwürdig.

Welchen Sitz greifen Sie an? Ich greife den Sitz von Sandro Patierno an, weil dieser der grünste Regierungsrat von allen ist, der es komplett übertreibt mit der Ökologie und unverdrossen auf der grünen Welle reitet. Es ist denn auch das Umweltdepartement, das mich am meis-ten reizen würde: Dieses dreht sich ja nicht zuletzt um den Wolf und all die unnützen Renaturierungsmassnahmen, die man gleich wieder abschaffen müsste: Die Bauern in Unteriberg entlang der Minster leiden am meis-ten unter diesen Massnahmen – just diesen Landwirten nimmt man noch mehr Land weg mit dieser Renaturierung. Am nötigsten sollte das Umweltdepartement neu besetzt werden. Dort geht zu vieles den Bach runter. Sandro Patierno ist total neben dem Gleis. Seine Öko-Hysterie kostet unendlich viele Millionen Franken und nützt null. Auch das Problem Wolf überfordert das schwache Departement.

Die Landwirtschaft verfügt über eine starke Lobby in der Politik: Wieso braucht es noch einen weiteren Politiker, der die Landwirtschaft in der Regierung vertritt? Dass die Landwirtschaft über eine starke Lobby verfügt, mag auf den Nationalrat in Bern zutreffen. Hierzulande sieht es anders aus: Es ist über 35 Jahre her, dass zum letzten Mal ein Bauer in der Schwyzer Regierung Mitglied war: Jetzt ist es an der Zeit, dass wieder einmal ein Landwirt in den Regierungsrat kommt. Derzeit sind in der Exekutive ausgesprochen schwache Vertreter anzutreffen, die sich wenig für die Landwirtschaft einsetzen. Statt dass diese genügend Lebensmittel für unser Land produzieren kann, muss sie dauernd Federn lassen: Die Gesetze werden permanent verschärft, die Preise gedrückt, die Auflagen erhöht. Welche Interessen seitens der Region würden Sie in der Schwyzer Regierung einbringen wollen?

Ich möchte mich für die Land-region und die Berggemeinden einsetzen. Ich interessiere mich in erster Linie für das Umweltdepartement, das sich ja um so Dinge wie den Wolf und den Schutzabstand bei Bächen und Flüssen dreht. Natürlich muss man auch zu der Region schauen. Aber Hauptsache ist, dass fähige Leute in den Schwyzer Regierungsrat einziehen. Wie würden Sie sich selbst beschreiben?

Ich bin hartnäckig und durchsetzungsfähig und habe viel Berufserfahrung. Ich bin ein idealer Vertreter der Bergregion, der Handwerker, der Landwirtschaft, des Sports und von Korporationen. Ich bin als Älpler und Holzer ein wahrhaftiger Praktiker, der etwas vom Leben versteht – im Unterschied zu den Theoretikern. Ich bin ein zäher Hund, enorm zuverlässig, scheue den Kampf nicht und gehe gern ans Limit. Ich bin ein unerschrockener Einzelkämpfer und gleichzeitig ein Teamplayer. Ich bin stark verbunden mit der Schwyzer Schwingerund Älplerszene. An zehn Eidgenössischen habe ich den Unspunnenstein gestossen. Was hebt Sie ab von den anderen Kandidaten?

Ich kann allein stark sein und scheue mich nicht davor, als Einziger eine andere Meinung zu vertreten. Ich bin sehr volksverbunden und mit Land und Leuten stark verwurzelt. Ich kann mich kurz fassen und mich auf das Wesentliche konzentrieren. Ich habe es nicht nötig, lange Sonntagsreden zu halten.

Share
LATEST NEWS