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«Das Einsiedler Welttheater ist das schönste Theater der Welt»

«Das Einsiedler Welttheater ist das schönste Theater der Welt» «Das Einsiedler Welttheater ist das schönste Theater der Welt»

Das begeisterte Urteil über «Das grosse Welttheater » in Einsiedeln stammt von Oskar Eberle, der das Geistliche Spiel von 1935 bis 1955 viermal inszeniert hat. Ihm ist eine Ausstellung gewidmet, die im Museum Fram am 27. Juni ihre Vernissage erlebt und dann bis am 27. Juli jeweils an den Spieltagen des Welttheaters geöffnet ist.

Als 1924 «Das grosse Welttheater » unter der künstlerischen Leitung von Peter Erkelenz zum ers-ten Mal in Einsiedeln aufgeführt wird, sitzt auch der 22-jährige Oskar Eberle im Publikum. Nach theaterwissenschaftlichen Studien in München und Berlin wird er sich im Herbst in Freiburg im Üechtland bei Josef Nadler zum Studium der Literaturgeschichte einschreiben. Soll er sich der Theorie widmen oder der Praxis? Professor Nadler wolle ihn zu einem Gelehrten, einem Wissenschaftler machen, notiert Eberle später in seinem Tagebuch. Er aber ziehe die praktische Theaterarbeit vor: «Nun steh ich zwischen Erkelenz und Nadler! Einem muss ich folgen!» In einem Brief vertraut er einer Freundin seinen Herzenswunsch an: «Wenn man mich nach Einsiedeln beriefe, die Calderón Spiele zu leiten und ich hätte Erfolg: Vielleicht würde ich hernach Regisseur.» Regisseur von europäischem Format Der Wunsch geht in Erfüllung. Für die vierte Spielzeit holt die Organisationskommission der Gesellschaft der Geistlichen Spiele Oskar Eberle nach Einsiedeln. In ihrem Schlussbericht zu den Aufführungen von 1935 hält sie fest: «Das Welttheater hat Oskar Eberle zu einem Regisseur von europäischem Format gemacht.» Das gilt aber auch umgekehrt: Mit seinen vier Inszenierungen bis 1955 sorgt Eberle für einen Höhepunkt in der Tradition des Welttheaters in Einsiedeln.

Der Theatermann wird über die Jahrzehnte zum grossen Förderer des Laienspiels, des Fest-spiels, des Spiels unter freiem Himmel. Er tut dies oft gegen Widerstände und häufig auch ohne die gebührende Anerkennung. Sein früher Tod im Alter von 54 Jahren kann als Erlösung von einem beschwerlichen Leben gelesen werden. Als er 1956 zum ersten Mal im Tellspielhaus Altdorf inszeniert, stirbt er kurz vor der Premiere an einer Blinddarmentzündung. Auf dem Sterbebett wünschte er noch, ins Gewand des Bettlers aus Calderóns Spiel gekleidet zu werden.

Vom Buch zur Ausstellung Ein vom Schweizerischen Nationalfonds unterstütztes Projekt der Universität Bern erforschte in den letzten Jahren unter der Leitung von Heidy Greco-Kaufmann seine schwierigen Lebens- und Arbeitsbedingungen. Sie hat dies im Buch «Theaterpionier aus Leidenschaft. Oskar Eberle (1902-1956)», das sie zusammen mit Tobias Hoffmann-Allenspach im Chronos Verlag herausgegeben hat, umfassend dokumentiert. Dabei konnte sie sich neben anderen Quellen auf die vielen Tagebücher stützen, die Eberle hinterlassen hat.

An seinen wichtigsten Wirkungsstätten macht seit dem letzten Herbst eine Wanderausstellung Station, die Heidy Greco- Kaufmann zusammen mit Ernst-Ludwig Klingelhöfer konzipiert hat. Sie ist nun vom 27. Juni bis 27. Juli auch in Einsiedeln zu sehen. Die Vernissage mit einem Einführungsreferat der Kuratorin findet am Donnerstag, dem 27. Juni, um 19 Uhr, statt. Danach ist sie jeweils an den Spieltagen des Welttheaters von 16 bis 20.30 Uhr geöffnet.

Eine emotionale Achterbahn Am Donnerstag, dem 11. Juli, wird die Ausstellung durch eine musikalisch-szenische Lesung ergänzt. Unter dem Titel «Wer ein Talent hat, darf nicht hinter dem Ofen sitzen» (Oskar Eberle) gibt sie Einblicke in die schwierigen Existenzbedingungen eines freischaffenden Wissenschaftlers und Theatermannes in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Autorin Heidy Greco-Kaufmann stellt eine «emotionale Achterbahn» in Aussicht: «Blicken Sie mit uns hinter die Fassade des charismatischen Regisseurs und Theaterwissenschaftlers und erfahren Sie mehr über seine seelischen Nöte und die problematischen Seiten seines Charakters.» Unter der Regie von Buschi Luginbühl lesen Walter Sigi Arnold, Franziska Senn und Peter Hottinger. Tiziana Greco singt und musiziert.

Ausstellung vom 27. Juni bis 27. Juli an den Spieltagen des Welt-theaters von 16 bis 20.30 Uhr. Eintritt frei, Kollekte. Lesung am 11. Juli, um 20 Uhr Eintritt: 30 Franken, Fram-Club Mitglieder gratis. Museum Fram, Eisenbahnstrasse 19, Einsiedeln.

Fotos: zvg

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