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«Zur Neugestaltung Gemeinschaftsgrab»

LESERBRIEFE

Mit tiefem Befremden habe ich vor zwei Wochen vom Bezirksratsentscheid Kenntnis genom-men, weil mir das Gemeinschafts-grab in seiner Schlichtheit sehr gut gefällt und ich mir seit dessen Realisierung vor zwei Jahren sehr gut vorstellen kann, dass meine Asche einmal dort ruhen darf. Die geschwungenen Mäuerchen, die abgebrochenen Lebenslinien in der Handfläche ähnelnd im Rasen stehen und bei mir mit ihrem blassen Rot die Assoziation zum Abendrot wecken, pas-sen sehr gut zu meiner Vorstellung vom Kreislauf des Lebens. Wenn ich gestorben bin, habe ich mein Leben gelebt, meine Welt verschwindet mit mir, und ich mache Platz für die, welche nach mir kommen. Was bleibt ist meine Asche, die der Erde übergeben wird, und ein Messingtäfelchen mit meinem Namen, das auf dem Mäuerchen in der langen Reihe derer, die mir vorausgegangen sind, seinen Platz bekommt. Dass diese Messingtäfelchen, die mir wie Klangplättchen eines Glockenspiels erscheinen, nicht wirklich klingen, mag ein kleiner Mangel sein. Wenn ich sie aber betrachte und die Namen darauf lese, klingen bei mir Erinnerungen an. Genau das und nicht mehr wünsche ich mir, wenn meine Asche einmal der Friedhofserde übergeben worden ist.

Stephan Gassner, Einsiedeln

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