Das Highlight steht bevor – aber die Trachtengruppen haben zu kämpfen
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Am Wochenende steigt das Eidgenössische Trachtenfest in Zürich mit über 200 Schwyzerinnen und Schwyzern. Doch der Mitgliederrückgang und das Geld machen den Gruppen zu schaffen.
Am Wochenende ist es so weit: Nach 14 Jahren Pause steigt wieder ein eidgenössisches Trachtenfest. Nachdem der Megaanlass 2010 erfolgreich in Schwyz stattgefunden hat, lädt nun die Stadt Zürich Trachtenleute aus dem ganzen Land zu sich ein. Auch rund 220 Schwyzerinnen und Schwyzer werden am dreitägigen Anlass mit dem grossen Umzug am Sonntag als Highlight und insgesamt wohl 100’000 Besuchenden dabei sein.
Drei Ortsgruppen traten in zehn Jahren aus Die Vorfreude beim Sattler Erich Ott, welcher der Kantonal Schwyzer Trachtenvereinigung als Präsident vorsteht, ist gross. «Die Ortsgruppen Küssnacht und Arth-Goldau sind sogar mit einem Wagen am Umzug dabei», sagt Ott. 220 Schwyzer Trachtenleute am Eidgenössischen vor Ort zu haben, ist eine schöne Zahl – in der Vergangenheit waren es aber auch schon massiv mehr aus dem Kanton. Denn die Trachtenvereine in der Region kämpfen seit Jahren mit sinkenden Mitgliederzahlen: Tanzten 2010 noch rund 1270 Mitglieder in der Vereinigung, sind es heute noch 825. «Wie viele andere Vereine haben auch wir es schwer, junge Leute anzuziehen », erklärt Ott, «es wäre sehr schade, wenn die Trachtentradition verloren gehen würde.» Vor 40 Jahren zählte man gar noch knapp 1500 Mitglieder. Doch er wisse, dass sich die Zeiten geändert hätten. «Es ist nicht mehr wie früher. Dieses Tanzen, das wir machen, ist nicht mehr so interessant.» Gesamtschweizerisch sind die Mitgliederzahlen in den letzten 14 Jahren ebenfalls von rund 20’000 auf 15’000 geschrumpft.
Daneben spielen auch einige Musikgruppen aus dem Kanton auf, etwa die Alphorngruppe Vitznau (Freitag, 17 Uhr, Herkulesplatz), das Illgauer Ländlertrio Tänzig (Freitag, 19 Uhr, Herkulesplatz) oder die Ländlerformation Bodäständix (Samstag, 18 Uhr, Hauptbahnhof). Zudem ist der Schwyzer Röbi Kessler das ganze Wochenende auf dem Bürkliplatz mit Chlefele präsent. Das Detailprogramm ist auf der Website des Trachtenfests zu finden.
Derzeit sind es noch zehn Ortsgruppen im Kanton, davon haben aber nur sechs wirklich aktive Tanzgruppen, die noch wöchentlich proben. Erst dieses Jahr ist Muotathal – eigentlich als traditionsverbundene Gemeinde bekannt – aus der Trachtenvereinigung ausgetreten. Nach Gersau und Illgau war dies die dritte Ortsgruppe innerhalb von knapp zehn Jahren, die sich verabschiedet hat.
Grund für Muotathal war zum einen, dass für eine funktionierende Tanzgruppe zu wenig Mitglieder vorhanden waren. Zum anderen spielte aber auch Geld eine Rolle: Jede Person muss jährlich 21 Franken Mitgliederbeitrag an die kantonale Vereinigung zahlen. Davon bleiben nur 3 Franken beim Kanton, der Rest geht an den nationalen Verband. Vor fünf Jahren wurde der nationale Betrag an der Delegiertenversammlung um 5 Franken erhöht – trotz massivem Widerstand aus den Urschweizer Kantonen.
Hoffnung auf einen «Trachtenfest-Effekt»
Ott kennt das Problem und gibt zu, dass die nationalen Beiträge auch für den kantonalen Verband ein «Dorn im Auge» sind. «Es ist ‹verruckt›, was wir da bezahlen müssen und dass wir dann praktisch nichts davon retour bekommen», sagt Ott. Der nationale Verband organisiere lediglich Kurse und unterstütze bei einem Eidgenössischen minimal – sonst komme das Geld den Trachtengruppen aber kaum zugute.
«Ich verstehe deshalb die Ortsgruppen, die austreten. Wir als Kantonalverband haben uns einen Austritt auch schon überlegt », so der Präsident. Schwyz wäre dabei nicht der erste Verband, der diesen Schritt wagt. «Wir profitieren einfach zu wenig. Die Kurse können wir auch selber organisieren.» Konkret ist bezüglich eines Austritts aber nichts. Und auch wenn es so weit kommen sollte – die Trachtentradition soll in der Region trotzdem nicht verloren gehen.
Die verschiedenen Schwyzer Gruppen machen bei Auftritten immer Werbung und versuchen, neue Mitglieder anzuziehen. Da kommt das Eidgenössische Trachtenfest am Wochenende natürlich gerade recht. Ott sagt: «Es wäre schön, wenn wir da wieder einige Leute begeistern könnten. Es ist immer ein Riesenfest.»