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Hopp Schwiiz

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ZWISCHENLUEGETEN 3

Ich liess mich von meinen Nach-barn erweichen: Unsere Zwischenluegeten wünschte sich nichts sehnlicher, als dass ich für sie im Garten eine Public-Viewing-Zone aufbaue. Wer sonst, ausser ich käme dafür in Frage! Ich hab dann tatsächlich eine Stativleinwand «Ultra-Lightweight» angeschafft. 133.50 habe ich dafür hingeblättert. So viel Grosszügigkeit hat selbst mich überrascht. Aber für das Achtelfinale gegen Italien war mir nichts zu teuer.

Für einen technisch begnadeten Automech wie mich war der Aufbau ein Kinderspiel. Beamer, Grill, Kühlschrank, Brauereitisch-Garnitur. Und zur Feier des Tages legte ich ein Tischtuch mit Blüem-li Muster auf – für die zartbesaiteten Frauen unseres Wohnblocks. Ich besorgte noch ein paar Zusatzwürste, stockte die Bierreserven deutlich auf und stellte gar zwei Aschenbecher zur Verfügung. Der Abend konnte kommen.

Der Abend kam. Aber keine Nachbarn. Ich stellte den Ton extra lauter und sendete mit der Krummen unmissverständliche Rauchzeichen, dass da eine Party auf vollen Touren läuft. Allein – es liess sich niemand blicken.Auf meine Türklingelei reagierte niemand, als ob alle Reissaus genommen hätten. Ich fühlte mich so einsam, wie Donnarumma im italienischen Tor.

Das mit Donnarumma erfuhr ich allerdings erst am Sonntag, da meine Samstags-Party ziemlich abrupt endete – ziemlich genau mit jenem Windstoss, der mitten im entscheidenden Schweizer Angriffswirbel durch die Zwischenluegeten fegte, die Leinwand an-hob, als wäre sie ein Nastüechli («Ultra-Lightweight»), um sie dann gnadenlos zu Boden plumpsen zu lassen, wo sie sich ins frisch gesetzte Blumenbeet bohrte.

* Anderntags bot Herr Hanspeter Gyr den Nachbarn drei Bratwürste zum Preis von zweien an. Aber erst musste er die Trümmer seiner Fussballparty entsorgen. Und nochmals 27.50 für neue Blumen hinblättern.

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