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Theaterpionier aus Leidenschaft

Theaterpionier aus Leidenschaft Theaterpionier aus Leidenschaft

Die Ausstellung in der Fram beleuchtet das Schaffen von Oskar Eberle, einem wichtigen, wenn auch umstrittenen Reformer des Schweizer Theaters. Dr. Heidy Greco-Kaufmann präsentiert neue Erkenntnisse aus Eberles Nachlass.

Am 27. Juni traf sich eine illustre Schar von Gästen von nah und fern in der Fram. In den Reihen der Zuhörer waren auch einige Spieler aus der damaligen und auch der neueren Theaterzeit auszumachen. Der Lebensweg von Oskar Eberle schien ein grosses Interesse geweckt zu haben. Er wird von den Einsiedlern oft als einer der ihren angesehen. Dabei war er eigentlich ein Schwyzer. Seine Wurzeln mütterlicherseits stammten aber aus Einsiedeln. Was ihn zu seinem Wirken im Zusammenhang mit dem Theater führte, war bisher nur einem speziell interessierten Kreis vorbehalten.

Zur Ausstellung

Der eingangs aufgeführte Titel gibt sehr informativ wieder, was in der Fram aktuell vom 27. Juni bis 27. Juli (jeweils an den Welttheaterspieltagen von 16 bis 20.30 Uhr) zu besichtigen ist. Im Zusammenhang mit dem diesjährigen Jubiläums-Welttheater haben die Autorin Dr. Heidy Greco-Kaufmann und ihr Mann auf Stellwänden Bilder und Daten sowie Meinungen von Zeitgenossen aus den Anfangszeiten von Oskar Eberle äusserst informativ aufgeführt. Zum Beispiel ist auf einer davon zu lesen: Ein multinationales Kulturprogramm (1930er-Jahre). In solcher Weise aufschlussreich auf die Entwicklung von Oskar Eberle im Zusammenhang mit dem Theater hinweisend.

Vortrag von Dr. Heidy Greco-Kaufmann Die Autorin hat dieses Jahr als Theaterhistorikerin zusammen mit Tobias Hoffmann unter dem Titel «Theaterpionier aus Leidenschaft » im Chronos-Verlag ein sehr ausführlich dokumentiertes Werk herausgegeben. Sie vertiefte sich sehr intensiv in den privaten Nachlass (Tagebücher, private Briefe und Agenden aus den 1930er- und 1940er-Jahren) von Oskar Eberle.

Beim Referat tat sich ein umfangreicher Fächer über das Wirken des Theatermannes auf. Einer der Hauptpunkte kristallisierte sich dabei heraus. In Oskar Eberle entwickelten sich zwei Kultur-Ebenen. Die eine war die Theaterwissenschaft, die andere die Bühne. Dieses zweigleisige Tun entwickelte sich zu einer veritablen Leidenschaft. 1927 war er Mitbegründer der Gesellschaft für innerschweizerische Theaterkultur.

Im Zusammenhang mit seiner Studienzeit in Berlin wurden ihm auch Kontakte zu den Nationalsozialisten vorgeworfen. Die Fakten beweisen, dass dies nicht stimmen konnte. Die Autorin belegt nämlich, dass sich Eberle daselbst zu Studienzwecken mit jüdischen sowie antifaschistischen Wissenschaftlern und Theaterschaffenden, wie zum Beispiel dem damals prominenten Max Herrmann, traf. Hilfreich wird ihm auch der Regie Unterricht bei Max Reinhardt gewesen sein.

Eberle wird auch als Reformer, ja sogar als Kämpfer des Schweizer Theaters betrachtet. 1934 gründete er die Laienspielgruppe Luzerner Spielleute, bei denen er auch gleich Regie führte. Aus dieser Zeit zitierte die Autorin eine besondere Facette von Eberle: «Er missbrauchte seine Rolle als charismatischer Regisseur und behandelte die Laienspieler und vor allem die Frau-en übel.» Über das Ansinnen, Oskar Eberle die Inszenierung 1935 zu übergeben, kann im Buch von Walter Kälin «100 Jahre Welt-theater in 100 Geschichten» folgendes gelesen werden: «Infolge seines ausgeprägten künstlerischen Willens wäre Dr. Oskar Eberle in der Lage, das Welt-theater auf den Kopf zu stellen. (Sitzung des Organisationskomitees im November 1934)» Nach der Saison stellte ihm die Presse jedoch ein glänzendes Zeugnis aus.

Es würde hier zu weit führen, ausführlicher über den äusserst aufschlussreichen Vortrag zu berichten. Wer mehr über das Thema wissen will, kann das im Werk «Theaterpionier aus Leidenschaft » nachlesen.

Zurück auf den Klosterplatz

Die ältere Generation in Einsiedeln kennt den seinerzeitigen Theatermann nur aus seinen Welttheater-Inszenierungen von 1935, 1937, 1955 und 1959. Es gibt immer noch Einsiedler, die sich rühmen: «Ich habe unter Oskar Eberle schon gespielt!» Dass die Inszenierungen von Eberle gelangen, kann zudem auf das überzeugte Mitspielen der Einsiedler Theaterspieler zurückgeführt werden. Es ist vorstellbar, dass schon damals die Stimmung, welche auch dieses Jahr zur Geltung kommt, vorherrschte: Wir wollen spielen.

In den Kulturkalender: «Wer ein Talent hat, darf nicht hinter dem Ofen sitzen»; Musikalisch-szenische Lesung, 11. Juli, im Museum Fram. (Inserat) Heidy Greco Kaufmann: Theaterpionier aus Leidenschaft. (Chronos Verlag). ISBN 978-3-0340-1747-3

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