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Träumen darf man ja!

Träumen darf man ja! Träumen darf man ja!

CYRIAC ON EM-TOUR

Das Fliegennetz drückt ein bisschen durch das offene Dachfenster, es ist windig auf dem Camping in Berlin. Aber die frisch geöffneten Augen erblicken einen strahlend blauen Himmel. Was für ein wunderschöner Tag. Was für ein Tag, um in den Viertelfinal zu ziehen. Zeit, Pasta al dente zu kochen und die Pizza Endstazioni zum südlichen Nachbarn zu schicken.

Die ersten Schritte noch ein bisschen wacklig, am Vorabend ging‘s nämlich noch an ein Konzert in der Berliner Untergrundszene. Allgemein waren wir nicht böse, haben die Deutschen noch in der Nachspielzeit ein Tor geschossen. Berlin hatten wir bereits vor Monaten unabhängig des Schweizer Resultates gebucht. Nach der erfrischenden Dusche steht bereits der erste Gast auf der Matte. Von Einsiedeln mit dem Nachtzug nach Berlin gereist, frische Gipfeli mit dabei. Wie üblich vor dem Spiel gibts Spiegelei mit Speck zum Zmorge. Wir sind bereit für den Tag!

Anders wie in der Schweiz herrschte in der deutschen Hauptstadt brütende Hitze. Da die liebe UEFA ja keine Flüssigkeiten erlaubt, hatten wir auch keine Sonnencreme mehr dabei. Dementsprechend ging es auf dem Schweizer Treffpunkt wiederum auf Schattensuche. Über die Preise lässt sich durchaus auch diskutieren. Während anreisen mit dem Zug aus ganz Deutschland nur 30 Euro kostet, schiessen die Bierpreise in die Höhe. Am Treffpunkt kosteten 4 dl Bier 12 Euro (inklusive 5 Euro Pfand). Frechheit. Aber eine Bar am hinteren Ende witter-te das grosse Geschäft. Kein Pfand und ein Fünfer fürs Bier. Das machte uns die Hydrierung ein bisschen einfacher.

Nach der Reise zum Stadion mit Fanmarsch und Extrazugfahrt ging‘s dann auf unsere Plätze. Der Schweizer Sektor war durch das Marathontor des berühmtberüchtigten Olympiastadions Berlin geteilt. Das machte der Stimmung aber keinerlei Abbruch. Von Sekunde 1 an war die Schweiz spielbestimmend, ja, dominierte gar den amtierenden Titelverteidiger. Es gab keine Zweifel, wer hier als Sieger ab dem Platz geht. Und für einmal haben unsere Jungs das Ganze auch durchgezogen. Freuler und Vargas sorgten mit ihren Toren für kollektives, freudenbedingtes Bierverschütten.

Nach Abpfiff hatten dann die beiden Fernsehstationen vom SRF und dem italienischen Staatsfernsehen das Problem der feiernden Schweizer. Ihre Studios wurden im Marathontor platziert, die Jubelgesänge hallten also von beiden Seiten in die Analyse des Spiels. Selbst eine Stunde nach Abpfiff sang ein Grossteil der Schweizer immer noch im Stadion ihre Lieder.

Nachher fuhren wir mit einem Taxifahrer von der Innenstadt aus zurück zum Camping. Er wollte uns zwar noch das Berliner Nachtleben schmackhaft machen, aber da können wir ja nach dem Finalsieg unserer 11 noch hin. Der Titel ist heute Programm.

* Cyriac Schnyder (*1998) ist im Inund Ausland oft an Fussballspielen anzutreffen. Manchmal gar lieber an einem Amateurspiel als bei den Profis. Der gelernte Chemielaborant ist oft mit der Kamera an den Spielen, um diese zu dokumentieren. Während der Euro reist er durch Deutschland und berichtet im EA exklusiv über seine Erlebnisse am Fussballgrossturnier.

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