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«Unser Teamgeist ist sehr ansteckend»

«Unser Teamgeist ist sehr ansteckend» «Unser Teamgeist ist sehr ansteckend»

Luca Corrado analysiert die vergangene Saison und gibt einen Ausblick auf die neue

Der Trainer der ersten Mannschaft des Fussballclubs FC Einsiedeln, Luca Corrado, schaut zusammen mit dem Einsiedler Anzeiger zurück auf eine bewegte Saison.

Im Herbst 2023 waren die Klosterdörfler Wintermeister und konnten schon in weiter Ferne einen Aufstieg in die nächsthöhere Liga ausmachen. Die Rückrunde hatte dann aber einige Überraschungen parat und am Schluss wurde es nichts mit der zweiten Liga. Die erste Frage hat nichts mit dem FC Einsiedeln zu tun. Wie haben Sie das Ausscheiden der Squadra Azzurra gegen die Schweiz verdaut? (Beginnt bereits beim Stellen der Frage an zu lachen) Das musste ich gar nicht verdauen. Bereits im vornherein sagte ich, dass die Mannschaft noch nicht bereit sei. Das italienische Team war das zweitjüngste am Turnier. Meine Einschätzung war ein frühes Ausscheiden. Was mich am Samstag geärgert hat, war das Auftreten der Squadra. Die Italiener gingen nicht aufs Feld. Die Spieler waren inexistent, keine Leidenschaft und Mentalität. Die einzige Arbeit, die Yann Sommer zu erledigen hatte, war der abgelenkte Pfostenschuss von Schär. Zurück vom internationalen zum regionalen Fussball. Bei unserem letzten Gespräch mussten Sie die Hinrunde mit einem Wort beschreiben. Ihre Wahl fiel auf «Weltklasse». Welches Wort wählen Sie nun nach der abgelaufenen Saison? Für die ganze Saison wähle ich zwei Wörter: sehr positiv. Wenn ich die Rückrunde anschaue, gäbe es mehrere Aspekte. Aber das richtige Wort ist in meinen Augen: Lernprozess. Das Fanionteam des FC Einsiedeln war Wintermeister. Die Rückrunde verlief sicherlich nicht nach Ihren Vorstellungen. Was ist da schiefgelaufen? Genau diese Frage habe ich mit meinem Co-Trainer und mit Spielern besprochen und analysiert. Selber habe ich mir auch Gedanken darüber gemacht. Dies nach jeder der vier Niederlagen. Es waren verschiedene Dinge, die da nicht so liefen wie geplant und die Rückrunde nicht positiv verlief.

Und welche waren es?

Da waren Trainerfehler. Ich sag-te, dass auch ich Fehler gemacht habe. Die Mannschaft hat Fehler gemacht. Und letztlich auch einzelne Spieler. Die Gesamtperformance entsprach einfach nicht mehr jener der Vorrunde. Wir waren nicht mehr frei im Kopf, die Unbekümmertheit ging verloren. Wären wir da nicht auf dem ersten Platz gewesen, sondern weiter hin-ten, wäre mehr Druck vorhanden gewesen. Und das dürfte unser grösster Gegner gewesen sein in der Rückrunde. Ich versuchte zwar, die Mannschaft entsprechend zu pushen. Es ist mir aber nicht gelungen. Was bezeichnen Sie nun mit etwas Abstand zur grössten Herausforderung in der Rückrunde?

(Überlegt) Als wir in die Negativspirale gelangten, nicht ganz aus der Bahn geworfen zu werden. Wir konnten reagieren. Als es klar war, dass es nichts mit dem Aufstieg wird, entschied ich, das System zu wechseln, um uns auf die neue Saison vorzubereiten. Ich spürte zwar eine gewisse Nervosität bei den Spielern während des ersten Spiels nach dem Wechsel, doch in der zweiten Hälfte hat es «Klick» gemacht und es funktionierte. Was waren die entscheidenden Momente oder Spiele in der Rückrunde, die Ihrer Meinung nach den grössten Einfluss auf das Saisonergebnis hatten? Einen Knick gab es beim unverhofften Heimmatch gegen Kilchberg. Da war die nicht korrekte Vorbereitung auf das Spiel. Alle Zeichen, vom Wetter und dem Zustand des Platzes, deuteten auf eine Absage hin. Und dann konnte doch gespielt werden. Nach dem Match gegen Thalwil war allen klar, dass es schwer wird mit dem Aufstieg. Da spürte ich es im Training: Die Stimmung war nicht mehr die gleiche.

Als es klar wurde, dass ein Aufstieg nicht mehr möglich ist: Wie motivierten Sie die Mannschaft, trotzdem alles zu geben?

Meine Mannschaft weiss, dass jedes Spiel bei mir honoriert wird. Die 90 Minuten werden richtig angenommen und mit Einsatz gespielt. Mein Ziel war dann der zweite Platz. Das habe ich so der Mannschaft gesagt. Der Abschluss soll auch eine Belohnung für die Spieler der gesamten Saison sein. Die Rückrunde war ja so gesehen für die Katz, oder eben nicht, wenn wir es als Lernprozess sehen.

Wie gehen Sie und Ihr Trainer-team mit der Enttäuschung um, den Aufstieg nicht geschafft zu haben? Als Trainer habe ich zwölf Jahre Junioren trainiert. Da stand ein solches Ziel nie im Vordergrund. Mein Mentor bei Red Star sagte mir ganz klar, ich sei da zum Ausbilden und nicht zum Gewinnen. Anfänglich bekundete ich Mühe damit. Dann fand ich aber meinen Weg und konnte damit umgehen. Zu Beginn der Saison sagte ich, wir wollen Siebnen und Wädenswil ärgern. Und ja, da haben wir unser Wort gehalten. Wir haben sie mehr als geärgert. Mein Fokus lag in der Weiterentwicklung der Mannschaft. Wichtig war die Integration von jungen Spielern. Klar, ein Aufstieg wäre cool gewesen und die Mannschaft hätte gerne gefeiert. In meinen Augen wäre ein Aufstieg zu früh gekommen. Eine Liftmannschaft zu coachen war und ist nicht mein Ziel.

Und die Mannschaft?

Da war die Enttäuschung sehr gross. Das kann ich nachvollziehen. Einige Spieler blieben ja um aufzusteigen. Wir hätten es ja in der Hand gehabt. Nur schon in der Hinrunde haben wir Punk-te liegen gelassen. Mit diesen Punkten wäre ein Aufstieg möglich gewesen. Wie haben Sie die Enttäuschung über den Nicht-Aufstieg bei den Fans wahrgenommen? Das habe ich nicht so gross mitbekommen. Hatten wir doch einige Auswärtsspiele. Aber klar, da sind schon einige enttäuscht an mich herangetreten. Jedoch waren sich fast alle einig, wir müssen … noch nicht aufsteigen. Nach der Saison ist ja auch vor der Saison. Wie wird die 1. Mannschaft des FC Einsiedeln beim Saisonstart aussehen?

Plusminus etwa gleich. Marko Prskalo wechselt zu Wädenswil. Zu RedStar wechselt Adriano Giansiracusa. Dieser Wechsel kam für mich überraschend. Timo Steiner und Christian Zeppa sind zurückgetreten und bei einem Spieler ist die Entscheidung noch offen.

Sie impften der Mannschaft ein, nicht zu müssen, sondern zu wollen. Gilt diese Philosophie noch immer? Auf alle Fälle! Eines ist klar, wir starten in die nächste Saison wie in die letzte. Wir wollen wieder angreifen.

Wie motivieren Sie das Team für die künftige Saison?

Wir wollen angreifen, gut spielen und uns weiterentwickeln.

Haben Sie schon Ziele für die neue Saison gesetzt? Wenn ja, welche? Wir wollen wieder ärgern. Egal, wer neu in der Gruppe sein wird, auch jene Mannschaft wollen wir fordern und vorne mitspielen. Und das Wort «Aufstieg» nehme ich nach wie vor nicht in den Mund. Und welche Ziele hat der Vorstand gesetzt?

Bei der Übernahme des Traineramts war ein wichtiger Punkt, mit weniger auswärtigen Spielern auszukommen. Wir wollen auf die eigenen Junioren setzen. Schon jetzt spielen drei A-Junioren in der ersten Mannschaft und weitere nehmen wir sukzessive nach. Zudem schaue ich immer nach, was für Spieler in den anderen Mannschaften für das Fanionteam in Frage kommen. Wie zum Beispiel Domagoij Andacic, der von der zweiten Mannschaft neu bei uns spielen wird. Sie haben drei Wünsche frei für die neue Saison. Wie lauten diese?

Als Wunsch nenne ich den Aufstieg. Im zweiten Jahr darf ich das als Wunsch mit meiner weiterentwickelten Mannschaft erwähnen. Die Steh-auf-Männchen- Mentalität der Einsiedler spielt mir da in die Hände. Als zweites soll sich die Mannschaft weiter so entwickeln wie bis anhin. Damit die ganze FCE-Familie Freude hat. Unser Team-geist ist sehr ansteckend. Als dritten und letzten Wunsch wünsche ich mir einfach ein erfolgreiches Fussballjahr für den gesamten FCE.

Foto: René Hensler

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