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Grosse Ehre für kirchliche Netzwerkerin

Priorin Irene Gassmann, OSB, erhält die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg

Priorin Irene Gassmann (59), wird im November 2024 als erste Benediktinerin der Schweiz mit der Würde einer «doctora theologiae honoris causa» ausgezeichnet. Eine Würdigung der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg für ihr Lebenswerk.

«Seit mehr als zwanzig Jahren verbindet die Ordensfrau auf höchst eindrückliche und überzeugende Weise monastisches Leben und Moderne», heisst es in der Begründung des Dekans der Universität, Prof. Dr. Joachim Negel, für die Auszeichnung. Auch wolle man mit der Ehrung «ein Zeichen setzen, dass es im Innern des römischen Katholizismus (und dies konkret bei uns in der Schweiz) lebendige Ressourcen gibt, um die Erneuerung der Kirche mutig voranzutreiben». Grosse Freude bei den Mitschwestern und -brüdern Die Anerkennung kommt für Priorin Irene unerwartet: «Sie ist für mich völlig überraschend. Damit hätte ich nie im Leben gerechnet. » Die Freude in den Gemeinschaften im Kloster Fahr und bei den Mitbrüdern im Kloster Einsiedeln ist entsprechend gross. «Auch die vielen Reaktionen von Weggefährtinnen und Weggefährten sind überwältigend.» Die kirchliche Netzwerkerin, die immer wieder betont, dass nur gemeinsam Neues in Bewegung gebracht werden kann: «Die grosse Ehre berührt und bewegt mich sehr, macht mich dankbar. Dankbar für all das, was mir auf meinen Lebensweg mitgegeben wurde an kreativen Fähigkeiten und Möglichkeiten. Als Priorin bin ich meiner Gemeinschaft dankbar für das grosse Vertrauen, das sie mir entgegenbringen, den Freiraum und die Offenheit. Wir Frauen im Fahr sind gemeinsam auf dem Weg. Es ist eine Ehre für uns als Gemeinschaft, und ich spüre bei allen Schwestern, wie sie sich mit mir freuen und mir sagen, ‹das hast du so verdient›.» Kreative Treue …

Und Priorin Irene ergänzt: «Was ich als Benediktinerin tagtäglich lebe und versuche, in die Welt zu tragen, wird durch diese Würdigung der Universität Freiburg auf den Punkt gebracht: Aus den Tiefenschichten der kirchlichen Tradition können in der Tat Innovation und Erneuerung wachsen. Es ist ein steter Prozess kreativer Treue. Und so erfahre ich die Ehrung als eine Würdigung meines Engagements. Nicht nur für eine Kirche mit den Frauen, sondern auch für die Treue im Ordensleben. In einer Zeit, in der das Ordensleben in unserem Land am Aussterben ist, wird durch diese Ehre diese Lebensform sichtbar gemacht und gewürdigt. »

… und Mut zu Reformen

Und sie betont: «Die vielen Reaktionen zeigen mir, dass diese Ehrung für viele Frauen ein Zeichen der Ermutigung ist, weiter mit und in der Kirche für Reformen einzustehen, gerade auch jetzt im weltweiten synodalen Prozess. Das ermutigt mich, weiter dranzubleiben. Auch wenn es zuweilen harzig ist und Rückschläge gibt. Es ist eine Ermutigung, nicht nur für mich, sondern für alle, die sich für Reformen in der Kirche einsetzen. Seit Jahrhunderten entstanden in Klöstern immer wieder Reformen.» Breites Engagement für die Kirche Seit rund zehn Jahren engagiert sich Priorin Irene mit viel Energie für eine geschlechtergerechte Kirche. So war sie beispielsweise von 2014 bis 2016 Mitglied im Kernteam «für eine Kirche mit den Frauen» und pilgerte 2016 mit vielen Menschen auf dem Pilgerweg nach Rom mit. 2019 lancierte sie «das Gebet am Donnerstag», dem bis heute viele Menschen folgen und in dem um dringend notwendige Veränderungen in der Kirche gebetet wird. «Die Initiative zieht Kreise, sie wird europaweit immer grösser. Das stärkt und schenkt Hoffnung.» Im gleichen Jahr engagierte sich Priorin Irene auch für die Junia-Initiative, die sich dafür einsetzt, dass bewährte und berufene Frauen und Männer ohne Weihe in den sakramentalen Dienst der Kirche eintreten können.

Priorin Irene, herzliche Gratulation für die verdiente und einzigartige Würdigung.

Die Ehrendoktorwürde wird Priorin Irene Gassmann am 15. November 2024 im Rahmen des «Dies Academicus » an der Universität Freiburg verliehen, wo die Geehrte auch eine Vorlesung halten wird.

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