Veröffentlicht am

Sondierbohrungen für den 1,6 Kilometer langen Umfahrungstunnel

In Rothenthurm werden derzeit Bodenanalysen durchgeführt: Die Bohrungen sind wichtig für den Tunnelbau.

In Rothenthurm wird noch bis Ende August gebohrt. Gestartet hat das Projekt bereits am 20. Juni. Weshalb gebohrt wird, ist klar: Das Rothenthurmer Dorf soll vom massiven Durchgangsverkehr entlastet werden, dieser könnte nämlich mit der Eröffnung der neuen Axenstrasse noch zunehmen.

Geplant ist ein rund 1,6 Kilometer langer Umfahrungstunnel. Beim kantonalen Tiefbauamt ist Martin Schelbert verantwortlich. Er ist Projektleiter Grossprojekte. Welche Erkenntnisse sollen die Bohrungen dem Kanton liefern? «Es werden Erkenntnisse über die geologisch- hydrogeologischen Verhältnisse innerhalb des Projektperimeters erwartet. Auf Basis dieser Erkenntnisse sowie weiterer Randbedingungen wird in einem Variantenvergleich die bestmögliche Linienführung des Umfahrungstunnels (horizontal wie vertikal) sowie die Lage der Portale ermittelt», erklärt Martin Schelbert auf Anfrage.

Bohrungen nur in den «kritisch eingestuften Bereichen» Wird jetzt also auf der gesamten Länge des künftig möglichen Tunnels in den Untergrund gebohrt? «Natürlich nicht», erklärt der diplomierte Ingenieur. «Bohrungen werden derzeit nur in den aus geologischer Sicht als kritisch eingestuften Bereichen ausgeführt», führt Martin Schelbert weiter aus. Diese würden sich auf drei Bereiche beschränken: das Nordportal (Hang mit Alpweide, nördlich, Siedlung Erste Altmatt), die Mitte (Dorfbachtal oberhalb Siedlungsgebiet) mit Unterquerung des Taleinschnitts mit Lockergestein sowie das Südportal und die Anschlussstrecke Süd (zwischen Lützelmatt/Chilleren und Gewerbezone Schweig). Wie Martin Schelbert bestätigt, werde von insgesamt rund zehn bis elf Bohrungen ausgegangen, bei einer Bohrtiefe von bis zu 40 Metern.

Das Gelände in Rothenthurm ist nicht unproblematisch. 2020 gingen die Kostenschätzungen von Kantonsingenieur Daniel Kassubek in den dreistelligen Millionenbereich, von rund 128 Millionen Franken war die Rede.

Überraschungen beim Bau vermeiden

Auch deshalb möchte man nun mit den Bohrungen verlässliche geologische Kenntnisse erlangen. Wie Martin Schelbert erläutert, bestehe gemäss geologischem Atlas der Schweiz der östliche Hügelzug aus Fels der Unteren Süsswassermolasse, welcher von Lockermaterial (zum Beispiel Bachschutt, Gehängeablagerungen) überdeckt sei. «In welcher Tiefe jedoch der Fels angetroffen wird, ist nicht bekannt. Der Fels der Unteren Süsswassermolasse ist durch eine unregelmässige Wechsellagerung von harten Nagelfluhund Sandsteinbänken sowie weichen Mergelschichten gekennzeichnet und eignet sich grundsätzlich für den Tunnelbau », sagt der Grossbau-Experte des Kantons. Über die Untergrundverhältnisse könnten jedoch zurzeit keine Aussagen gemacht werden. Dazu seien die Sondierbohrungen und die anschliessende Auswertung und Interpretation des Geologen abzuwarten.

Übrigens, Gefahr von Erdstössen bestehe durch die Bohrungen nicht, wie der Ingenieur weiter verlauten lässt. Aber nicht alle Bohrungen könnten bei schlechtem Wetter durchgeführt werden. «Insbesondere bei den Bohrungen auf Landwirtschaftsflächen wird auf die Witterung und die Bewirtschaftung Rücksicht genommen. Die Bohrungen im Dorfbachtal konnten hingegen trotz unbeständigem Wetter durchgeführt werden.» Rothenthurm gab den Ausschlag für Planung Die Fakten der Zukunft sind klar: viel Verkehr durchs Dorf. Zudem wird sich der Bau der neuen Axenstrasse auch auf den Verkehr durch Rothenthurm auswirken, spätestens ab oder nach 2031 mit der Inbetriebnahme der neuen Axenstrasse. Der Rothenthurmer Gemeinderat hatte darum schon im Budget die Leitplanken für die Planung einer Dorfumfahrung vorangetrieben. Und der Souverän hat einen Planungskredit für das Projekt «Verkehrsentlastung Rothenthurm» im Budget 2023 beantragt. Laut einer Grobterminplanung könnte die Umfahrung ab 2037 bestehen. 170’000 Franken sind für die Planung des Vorprojekts vorgesehen.

Share
LATEST NEWS