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Fabian Staudenmann gewinnt den Rigi-Schwinget

Fabian Staudenmann gewinnt den Rigi-Schwinget Fabian Staudenmann gewinnt den Rigi-Schwinget

Ein schwarzer Tag für die Innerschweizer vor 4900 Zuschauern

Die Berner hatten das Geschehen fest in ihren Händen. Im Schlussgang bodigte Fabian Staudenmann seinen Verbandskollegen Adrian Walther nach einer Minute mit innerem Haken.

Geschlagene Innerschweizer am Rigi-Schwinget. Erstmals seit 2016 schwang an diesem Bergklassiker wieder ein Gast obenaus. Gleich zwei Berner standen im Schlussgang, das kommt an dieser Ausmarchung eher selten vor. Die Berner hatten ihre Ambitionen auf den Sieg bereits im Anschwingen angekündigt. Sie konnten ihre Widersacher mehrheitlich in die Schranken weisen und hatten das Geschehen fest in ihren Händen. Vor Selbstvertrauen wirkten sie geradezu entfesselt. Nach drei Gängen – vor dem Mittagessen also – war es nicht verwunderlich, dass sie zahlenmässig an der Spitze ein deutliches Übergewicht hat-ten. Als einzige wiesen Bernhard Kämpf und Adrian Walther noch eine reine Weste auf. Hinter diesem Duo folgten punktegleich weitere vier Berner und ein Nordwestschweizer. In aussichtsreicher Verfolgerposition lauerten mit Fabian Staudenmann und Curdin Orlik weitere hoffnungsvolle Siegesanwärter. In der Folge handelten sich die Berner zwar in meistens direkten Duellen Punkteeinbussen ein, doch gingen deshalb die Spitzenpositionen nicht verlustig. So übernahm Fabian Staudenmann nach dem nächsten Durchgang die alleinige Führung vor Adrian Walther. Obschon ein Schwingfest bekanntlich erst nach sechs Gängen entschieden ist, vermochten sie voll durchzuziehen. Was eigentlich im Vorfeld erwartet wurde, war eingetroffen: Die Berner warteten mit einer gesamthaft respektablen Leistung auf. Bemerkenswert war vor allem, wie selbstsicher sie agierten. Die Innerschweizer konnten einfach zu wenig dagegenhalten.

So war es nicht verwunderlich, dass sich Fabian Staudenmann und Adrian Walther für den Schlussgang qualifizierten.

Fabian Staudenmann besann sich von Beginn weg seiner unbestrittenen Qualitäten und verdiente sich den Tagessieg. Damit stand er trotz der zentnerschwer lastenden Bürde eines Favoriten bei diesem Bergklassiker erstmals auf dem Siegespodest. Wohl alle gönnten dem sympathischen Berner diesen Erfolg. Seine Leistungskonstanz ist wirklich imponierend. Nicht lange fackelte er zum Auftakt mit Sven Schurtenberger. Schon nach kurzer Zeit legte er ihn mit einem gewaltigen Kurzzug auf den Rücken. Nach dem Plattwurf gegen Lukas von Euw trennte er sich in einer hochstehenden Darbietung mit Curdin Orlik resultatlos. Was die beiden boten, war Schwingen vom Allerfeinsten. Der junge Berner Fabio Hiltbrunner hielt ihm bis aufs Äusserste entgegen, doch mit Kurz-Fussstich war sein Widerstand gebrochen. Um die Schlussgangteilnahme bodigte er den bis dahin überraschenden Roland Reichmuth.

Adrian Walther vermochte sich hervorragend in Szene zu setzen und wirbelte seine Kontrahenten mit seinen Markenzeichen, dem beidseitigen Kurz, Lätz und anderen technischen Varianten bis zu deren endgültigen Kapitulation durcheinander. Einzig Bernhard Kämpf vermochte dem zwei Meter grossen Haudegen Paroli zu bieten. Bereits zu Beginn deutete er mit der Höchstnote gegen Nick Alpiger seine Siegesambitionen an. In einem harten Duell behielt er gegen Mathieu Burger die Oberhand und stand damit im Schlussgang.

«Da mir für den Tagessieg ein Unentschieden nicht gereicht hätte, blieb nichts anderes übrig, als im Schlussgang voll anzugreifen. Diese Taktik führte schliesslich zum Erfolg», freute sich Fabian Staudenmann. Das Fest zum totalen Erfolg der «Mutzen» machte Michael Ledermann mit seiner unorthodoxen Schwingweise. Seine gegenüber den ersten Festen gesteigerte Leistungskonstanz wurde auch auf der Rigi erfolgreich bestätigt. Dem Unentschieden gegen Kilian Wenger stehen dank seiner ausgeklügelten Bodenarbeit fünf Siege gegenüber. Im Ausstich wirkte der 23-jährige Landwirt mit den Siegen gegen Bernhard Kämpf und Lukas Bissig unwiderstehlich. Dass er mit seinen 36 Jahren noch lange nicht zum alten Eisen zählt, zeigte Bernhard Kämpf. Mit drei Startsiegen avancierte er zum Mann der ersten Hälfte. Mit dem Zehnerwurf gegen Urs Doppmann zum Abschluss holte sich seinen 99. Kranz.

Der Nordwestschweizer Nick Alpiger kam immer besser in Fahrt. In den letzten drei Gängen war gegen ihn kein Kraut mehr gewachsen. Er kam gegen Dominik Zangger, Luca Müller und Severin Schwander zu drei Zehnerwürfen.

Für die Innerschweizer holten Sven Schurtenberger und Lukas Bissig die Kastanien aus dem Feuer. Schurtenberger gab um das Eichenlaub Verteidigungskünstler Patrick Gobeli das Nachsehen und blieb damit Bestklassierter seines Verbandes.

Die Überlegenheit und die Siegesquote der «Mutzen» war einmalig. Von den 14 abgegebenen Kränzen konnten sie mit zehn «Exemplaren» den Löwenanteil gewinnen, gefolgt von den Inner- und den Nordwestschweizern mit je zwei. Seinen ersten Bergkranz holte sich das 18-jährige Emmentaler Talent Fabio Hiltbrunner. Von den 22 Eidgenossen verpassten zwölf den begehrten «Kopfschmuck».

Schwyzer gingen leer aus Dass Bergklassiker keine Gnade kennen und unbarmherzig sein können, mussten die Schwyzer erfahren. Ohne das Eidgenossen-Trio Mike Müllestein, Michael Gwerder und Christian Schuler fehlten ihre derzeitigen Aushängeschilde, was sich bald einmal bemerkbar mach-te. Dass sie am Schluss ohne Kranz blieben, kam keineswegs überraschend. Doch blieb ihnen das Wettkampfglück versagt. So fehlte Patrick Betschart lediglich ein Viertelpunkt zum Kranzgewinn. Der Jubel der Zuschauer nach seinem Sieg gegen David Wüst war umsonst. Auch die anderen Schwyzer mussten untendurch. So verlor der 22-jährige Lukas von Euw nach guter Vorarbeit im alles entscheidenden Duell gegen den Seeländer Mathieu Burger.

Der zweifache Eidgenosse Alex Schuler blieb mit vier Gestellten und zwei Siegen zwar ohne Niederlage, verpasste den Kranz aber deutlich. Florian Grab musste bei seiner ers-ten Teilnahme an einem Bergklassiker noch Lehrgeld bezahlen. Dass er als Neuling bis zum Schluss dabei war, darf jedoch als Achtungserfolg gewertet werden.


Alex Schuler (rechts) trennte sich mit dem Berner Jurassier Alex Schär resultatlos. Fotos: Werner Schönbächler

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