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Gott und das liebe Geld auf der Ufnau

Gott und das liebe Geld auf der Ufnau Gott und das liebe Geld auf der Ufnau

Susanne Thellung, CEO der SZKB, und Urban Federer, Abt des Klosters Einsiedeln, trafen sich zum Podiumsgespräch. Dieses fiel keineswegs kontrovers aus.

Zwei Welten, wie sie nicht unterschiedlicher sein könnten – ist man versucht zu meinen. Der Abt des Klosters Einsiedeln und die CEO der Schwyzer Kantonalbank: Wie geht das zusammen? Besser als man denkt – wie Abt Urban Federer und Susanne Thellung am Mittwochabend in einem äusserst kurzweiligen und vielschichtigen Zweier-Podium in der Pfarrkirche St. Peter und Paul auf der Insel Ufnau demonstrierten. Anlass war die aktuelle Ausstellung von «art ufnau » «Dem Wort auf der Spur». Und um Worte mussten die beiden nicht ringen, auch wenn die Akustik in der Kirche sie manchmal zu sabotieren drohte. Im Gespräch «Über Gott und das Geld» suchten sie das Verbindende – und wurden fündig. Wobei beide nicht mit Selbstironie und persönlichen Anekdoten geizten. Das Problem der Abstraktheit

Nach einem einführenden Exkurs über die eigene Herkunft, den Bezug zur Insel Ufnau und den Stärken des Kantons Schwyz, näherten sich die beiden sukzessive dem Thema Geld. Bei einer Bank liegt dieses quasi auf der Hand. Wobei Susanne Thellung im Laufe des Gesprächs anmerkte, dass die Beschäftigung mit dem eigenen Geld bei den wenigsten ganz oben auf der Liste der Lieblingsthemen steht. Aber das Thema emotionalisiere. Zudem hätten die modernen Zahlungsmittel mit Karte oder Handy auch eine Art Entfremdung zum Thema bewirkt. Dies führe bedauerlicherweise gerade junge Menschen oft in die Schuldenfalle.

Heute heisse es oftmals «Ich hole mir eine neue Hose» und nicht mehr «Ich kaufe mir eine neue Hose», verdeutlicht Susanne Thellung die Problematik der Entkoppelung von «Geld» und Zahlungsmedium. Vieles werde heute auf «Pump» gekauft. Gegen diese zunehmende Abstraktion helfe, sich bewusst zu machen, dass man für Geld in der Regel arbeiten müsse. Auch wenn man es anlegt, sozusagen das Geld für sich «arbeiten » lasse: Zuerst muss es verdient werden. Daraufhin startete sie gleich eine kleine Umfrage im Publikum, wer sich denn mit dem ersten selbst verdienten Geld etwas gegönnt und wer es angelegt hat. Kaum überraschend: Die wenigsten haben es angelegt – darunter aber Abt Urban, wie er verschmitzt gestand.

Beitrag der Kirche zum Geldwesen

Auch im kirchlichen Kontext ist das Thema komplex. Die Kirche stemmte sich lange gegen Zinsen. Der Gedanke, Geld zu verdienen, ohne Hand anzulegen, widerstrebte ihr. Aber das Pilgerwesen hatte auch einen erheblichen Anteil an der Förderung des modernen Geldwesens. «Niemand nahm einen Goldbarren nach Jerusalem mit», erklärte Abt Urban. Die Lösung: Schuldscheine, die am Wallfahrtsort wieder eingelöst werden konnten.

Aber wie finanziert sich eigentlich ein Kloster wie Einsiedeln – diese Frage stellte sich natürlich. Denn die Mönche geloben ja unter anderem Armut. Abt Urban blieb die Antwort nicht schuldig. Bereits vor gut 1100 Jahren, zur Zeit der Klostergründung, spielten Stiftungen eine zentrale Rolle. Klöster erhielten Schenkungen in Form von Ländereien, die sie bewirtschaften und so ihre Versorgung sichern konnten. Das Klostervermögen besteht darum heute noch zum grossen Teil aus Land, Wald und Immobilien.

Abt Urban zog scherzhaft eine Parallele zwischen «steinreich» und den ganzen Steinen,die das Klostergebäude ausmachen. Damit lassen sich aller-dings keine Rechnungen oder Löhne von Angestellten bezahlen. Denn das Kloster ist auch zivile Arbeitgeberin.

Auf Zuwendungen angewiesen Darum ist es auf Mittel aus Spenden und allenfalls Legaten angewiesen. «Bei den Legaten könnten wir noch zulegen», fügte er an. Was umgehend für Gelächter im Publikum sorgte. Auch Pachterträge und andere Einkünfte spielen eine Rolle. Und nicht zuletzt die Arbeit der Mönche, zum Beispiel in der Pflege oder als Lehrer in der Stiftsschule. Für die Erfüllung des Bildungsauftrags erhält das Kloster Beiträge vom Kanton. Die Löhne der Mönche fliessen in einen «einzigen Topf», der für den Betrieb des Klosters Verwendung findet. So schafft ihre solidarische Gemeinschaft, was für einzelne nicht möglich wäre.

Ob es nicht schwierig sei, auf dieser Basis zu budgetieren, wollte Susanne Thellung wissen. Abt Urban räumte ein, dass es mitunter nicht einfach sei, externe Zuwendungen wie Spenden in diese Rechnung einzukalkulieren. Das Budget falle darum jeweils eher konservativ aus. Damit sprach der Abt eine weitere «Währung» an: Vertrauen. Wenn das Kloster seine Arbeit gut mache, schlage sich das auch in der Gunst der Bevölkerung nieder und zeige sich anhand von Zuwendungen. Diese sei heute nicht mehr einfach gegeben. Kirchliche Institutionen müssen sich aktiv darum bemühen. Für eine positive Beziehung zwischen Kloster und Bevölkerung spielt unter anderem auch die Kultur eine grosse Rolle – Kunst und Musik zu fördern, sei darum ein grosses Anliegen,wie Abt Urban mehrfach betonte.

Taschengeld und Ferien Apropos Armutsgelöbnis: Susanne Thellung wollte wissen, ob der Abt, immerhin der Repräsentant des Klosters, ein Taschengeld erhalte. «Als Abt des Klosters Einsiedeln erhalte ich natürlich ein Taschengeld», antwortete er lakonisch. Auch Mönche hätten solches zugute – müssen ihn aber darum bitten. Dies geschehe vornehmlich zur Ferienzeit. Ja, auch Mönche fah-ren in die Ferien. Allerdings verbringen sie diese meistens in anderen Klöstern, wo sie Gastfreundschaft geniessen.

SZKB als Vertrauensinstitution Vertrauen ist auch für die Schwyzer Kantonalbank zentral, wie Susanne Thellung hervorhob. Denn die Kundinnen und Kunden vertrauen der Bank ihr Vermögen an. Im Fall der Credit Suisse habe man gesehen, was es bedeute, wenn die Kundschaft einer Bank ihr Vertrauen entziehe. Auch wenn man in Sachen Eigenkapital noch so gut aufgestellt sei, könne ein sogenannter «Bank Run» eine Bank zu Fall bringen. Das heisst, wenn Anleger plötzlich in Scharen ihr Geld abziehen wollen – eine ultimative Vertrauenskrise.

Damit eröffnete Susanne Thellung ein weiteres Themenfeld: Nachhaltigkeit. Die Forderung danach sei bereits bei der Gründung der SZKB im 19. Jahrhundert gesetzlich verankert worden. Damit sei allerdings primär wirtschaftliche Nachhaltigkeit gemeint, und nicht umweltspezifische oder soziale, wie sie heute oft verstanden würde. Das eine schliesse das andere aber nicht zwingend aus. Diese Nachhaltigkeitspflicht bringt mit sich, mit Kundengeldern verantwortungsbewusst umzugehen. Was nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch soziale Komponente in sich birgt.

Kommunikation ist zentral Dazu passte auch Susanne Thellungs Antwort auf die Eingangsfrage von Abt Urban, ob sie ein Zahlenmensch sei. Sie verneinte: «Ich bin eher ein Mensch-Mensch.» Damit macht sie klar, dass neben finanzwirtschaftlichem Know-how auch persönliche Beziehungen und eine positive, aber klare Kommunikation unter ihrer Führung einen hohen Stellenwert haben.

Wobei sich damit auch der Kreis zum Ausstellungsthema schloss. «Am Anfang war das Wort – oder eben die Zahl», wie Urban Federer frei nach der Bibel bemerkte. Und ohne Worte kommt auch keine Bank aus. Sei es in Form von Regelwerken und Gesetzen oder eben im persönlichen Umgang mit Kunden und Mitarbeiterinnen.

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