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«Heidi als Erstbesetzung ist das bisher Grösste für mich»

«Heidi als Erstbesetzung ist das bisher Grösste für mich» «Heidi als Erstbesetzung ist das bisher Grösste für mich»

Kim Fölmli spielt Heidi auf der Walenseebühne. In ihrer Freizeit ist sie gerne im Bauernhaus ihrer Eltern in Sattel.

Sie spielen die Hauptrolle im Musical «Heidi»: Was fasziniert Sie an der Figur Heidi? Jede und jeder hat eine individuelle Vorstellung von Heidi. Alle finden etwas im Heidi, das fasziniert mich. Beim Spielen hier auf der Walenseebühne habe ich entdeckt, dass Heidi der Welt mit Liebe und Offenheit begegnet. Sie ist nicht sparsam mit ihren Gefühlen. Sie öffnet sich ihrem Gegenüber. Es gibt Leute, die geben zu, dass das Musical sie zu Tränen rührt. Ist dies wegen dieser Offenheit?

Ja. Es fliessen viele Tränen. Gerade vor der Pause kommt der Moment, in dem Heidi alleine ist und Heimweh hat. Sie stellt sich Fragen: «Wo gehöre ich hin?», «Wer bin ich?» «Wo fühle ich mich zu Hause?» und «Wo kann ich mich selbst sein?». Darauf folgt der «Alpöhi»-Song. Er zeigt die Einsamkeit des Alpöhis auf. Es ist ein berührender Moment, wenn die zwei auseinandergerissen werden. Das Publikum spürt das und stellt sich auch Fragen zu Liebe und Zugehörigkeit. Wie erleben Sie die Musik im Musical? Sie ist megacool. Es handelt sich um einen Mix der Originaltexte aus dem Buch von Johanna Spyri und moderner Musik. Auch das begeistert und bringt einen frischen, modernen Wind in die traditionelle Geschichte. Heidis Geschichte wurde schon oft adaptiert. Es wurde weggelassen und hinzugefügt. Doch Johanna Spyri war es wichtig, dass die Geschichte nicht verändert wird. Sie ist so schön, weil sie auch den Schmerz zeigt. Sie sind 29 Jahre alt und spielen hier ein Kind. Wie schwierig ist das? Das ist eine Herausforderung. Als ich Theater studierte, wurde gesagt, das Studium sei da, um unser eigenes Kind zu finden. Deshalb habe ich mich immer nahe an meinem Kind-Ich gefühlt. Das Kreativteam des Musicals «Heidi» wollte, dass ich in meiner erwachsenen Körpersprache bleibe und so Unschuld und Naivität zeige. Mein grosses Lachen hilft mir sicher in dieser Rolle. Ich habe Johanna Spyris Geschichte gelesen und mich mit ihr befasst. Nun probiere ich, Attribute, die man als erwachsene Person lernt, etwa Angst und Scham, bewusst hinter der Bühne zu lassen.

Geht für Sie mit dieser Rolle ein Traum in Erfüllung? Absolut. Es war schon immer mein Traum, als Erstbesetzung eine Hauptrolle zu verkörpern. Es ist ein weiterer Schritt auf meinem Weg. Jeder Job ist ein neuer Erfolg. Es ist sehr speziell, das Publikum über alle Altersgruppen hinweg zu berühren. Ich erlebe hautnah, wie Kinder gerührt sind, und die 80-jährigen Omis und Opis ebenfalls. Manchmal kann ich das fast nicht fassen. Was haben Sie zuvor gespielt?

Ich spielte in einer kommerziellen Show, einer riesigen Produktion. Da war viel Druck da. Ich spielte die Zweitbesetzung. Heidi als Erstbesetzung ist das bis-her Grösste für mich. Es will in diesem Jahr nicht rich-tig Sommer werden. Wie geht es Ihnen wegen des Wetters auf der Open-Air-Bühne? Wir hatten Glück am Walensee, hier zieht das Wetter oft über uns hinweg. Wir hatten nicht viel Regen. Zwei Shows aber spielte ich im strömenden Regen. Mir persönlich macht das nicht so viel. Man muss sowieso auf die Bühne, und man wird sowieso nass. Ich habe mich wie ein Kind gefühlt, das auf der Strasse in eine Pfütze springt. Als Schauspielerin hilft mir dieses Bild. Ihre Eltern leben in Sattel in einem Bauernhaus. Sind Sie auch ab und zu dort? Ja, oft. Ich wohne jetzt in Luzern, besuche aber meine Eltern oft, denn im Bauernhaus habe ich auch mein Musikstudio. Ich habe es gut mit meinen Eltern und bin gerne da. Früher lebte ich zwischen meinen Engagements im Ausland immer bei meinen Eltern. Ende Juli ist die Zeit am Walensee zu Ende. Wohin gehen Sie danach? Ich habe ein Engagement in Deutschland und gehe nach Stuttgart, mehr kann ich noch nicht sagen. Sie sind nicht nur Musicaldarstellerin, sondern auch Musikerin. Hat man Sie schon in der Region gehört? Als Sängerin heisse ich Kim Dekker. Am Freitag erscheint meine neue Single. Ich bin schon mehrmals in der Region aufgetreten, zum Beispiel im Maihof in Küssnacht. Ich besuchte das Gymnasium in Immensee und war dort im Chor. Als Maturaarbeit habe ich ein Musical aufgeführt. Im August geht es in die Berge, um neue Songs aufzunehmen. Das ist mein Herzensprojekt. Ich mag diese Mischung: Im Musical bin ich Teil einer Vision, mit meiner Musik kann ich in die Kreation gehen.

Das Musical «Heidi» wird noch bis zum 27. Juli gespielt.

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