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Kvetas Geschichte

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BRIEF AUS DEN USA

Kvetas Augen funkeln, wenn sie von ihren Geschäftsreisen nach Indien erzählt. Und ihre Augen werden etwas nostalgisch, wenn sie von ihrer Kindheit ausserhalb von Prag erzählt. In ihrem Haus ausserhalb von Denver stehen Teile der Prager Altstadt in Form von Porzellanhäuschen im Wohnzimmer. Über ihrem Schreibtisch hängt ein Kalender mit Bildern des tschechischen Künstlers Alfons Mucha. Kvetas tschechischer Akzent ist auch nach 55 Jahren in den USA noch auszumachen.

Kveta war während dem Prager Frühling eine junge Studentin. Zusammen mit ihrem Freund Frank flüchtete sie nach der Invasion der Russen im Herbst 1968 nach Wien. In Wien wurden Kveta und Frank von karitativen Organisationen betreut und nach einigen Monaten konnten sie zwischen Schweden, Kanada, Australien und Amerika auswählen. Das junge Paar landete im Frühsommer von 1969 in New York und wurde sofort mit einem Bus nach Ohio transportiert. Auf der Fahrt machte der Bus an einer Tankstelle halt und dort gab es heisse Hunde, respektive Hot Dogs. Frank hatte eine lebenslange Abneigung gegenüber Hot Dogs. Er war damals überzeugt, dass die Amerikaner die Immigranten mit Hunden füttern wollten.

In Ohio wurde das ledige Paar separat bei christlichen Familien mit tschechoslowakischen Wurzeln untergebracht. Sie kriegten Jobs in der Autoindustrie. Kveta und Frank heirateten kurz darauf und schon bald konnten sie etwas Geld zur Seite legen. Das junge Paar nutzte jede Gelegenheit, die neue Heimat besser kennenzulernen. Im Jahre 1976 zogen sie nach Colorado und beide fan-den gute Stellen. Sie konnten sich ein Haus und kurz darauf ein Stückchen Land in den Bergen leisten.

Ihr amerikanischer Traum ging in Erfüllung. Der Traum hat-te aber seinen Preis. Jahrelang konnten sie ihre Eltern nur während dem Urlaub in Jugoslawien sehen. Dort waren die Eltern in einem kommunistischen Hotel untergebracht, während die junge Familie in einem anderen Hotel logieren musste. Kveta und Frank mussten die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft abgeben und ihre Väter wurden regelmässig von den Russen befragt. Erst nach der Gründung der Tschechischen Republik im Jahr 1993 durften sie das erste Mal in ihre alte Heimat reisen.

Heute hat Kveta eine tiefe Verbindung zu ihrem Geburtsland. Sie erbte das Haus ihrer Eltern und kriegte die Staatsbürgerschaft zurück. Sie kocht regelmässig ein Gulasch und träumt von der nächsten Reise nach Prag.

Regula Grenier-Flückiger * Die Einsiedlerin Regula Grenier- Flückiger (*1973) zügelte im Jahr 2007 nach Denver im amerikanischen Bundesstaat Colorado, am Fusse der Rocky Mountains. Seit dem Jahr 2011 wohnt sie im Nachbarort Thorn-ton. Dort kamen im Jahr 2011 Sohn Cody Frederick und im Jahr 2015 Tochter Stephanie Nova zur Welt.

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