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Neues Schülerbeurteilungssystem fördert besser, ist aber aufwendiger

Neues Schülerbeurteilungssystem fördert besser, ist aber aufwendiger Neues Schülerbeurteilungssystem fördert besser, ist aber aufwendiger

Ab dem kommenden Schuljahr wird ein neues Beurteilungsreglement im Kanton eingeführt. Für die Lehrerinnen und Lehrer bedeutet dies aber mehr Aufwand.

Ab dem neuen Schuljahr wird in allen Schwyzer Volksschulen ein neues Beurteilungssystem eingeführt. Dieses bringt einige Veränderungen mit sich und soll die Förderung der Schülerinnen und Schüler in den Vordergrund stellen. So sind Noten alleine künftig nicht mehr ausschlaggebend für einen Schullaufbahnentscheid.

Ob ein Kind also die Klasse repetieren muss oder überspringen kann, ob es in die Sekundarstufe wechselt oder innerhalb der Sekundarstufe das Profil wechseln kann, können Lehrpersonen anhand von einer ganzheitlichen Beurteilung entscheiden. Auch das Lernverhalten und das Leistungsvermögen der Schulkinder werden neu miteinbezogen. Die Noten sind dabei «nur» ein Bestandteil einer Gesamtbeurteilung.

Zwölf Schulen testen das System Neu an dem Reglement ist ausserdem, dass es erst ab der 3. Klasse Noten gibt und bis zur 6. Klasse nur noch ein Jahreszeugnis ausgestellt wird. In der Sekundarstufe bleiben hingegen die Semesterzeugnisse erhalten. «Zudem findet verbindlich ab dem Kindergarten ein jährliches Standortgespräch mit den Schülerinnen und Schülern und den Eltern zwischen Oktober und März statt», erklärt die Gersauer Schulleiterin Antonia Betschart. Laut Marcel Gross vom Amt für Volksschulen und Sport ha-ben insgesamt zwölf Schulen im Kanton Schwyz dieses Beurteilungssystem im letzten Schuljahr bereits getestet. Eine die-ser zwölf Schulen ist die Bezirksschule in Gersau.

Gersauer Eltern reagieren positiv Als Vorbereitung auf das neue Beurteilungsreglement, mit welchem sie in Gersau in diesem Schuljahr 2023/24 gestartet haben, besuchten die Lehrpersonen Weiterbildungstage, die von der PH Schwyz organisiert wurden.

«In Gersau haben wir zudem Grundsätze formuliert, welche für uns alle wichtig sind, damit Beurteilungsgespräche gelingen und sinnvoll in die Unterrichtsgestaltung integriert sind», so Betschart. Bis jetzt hätten die Eltern gut auf die Veränderungen reagiert, denn es seien nur wenige Rückmeldungen gekommen. Ein weiterer Vorteil ist laut der Schulleiterin, dass die Kinder besser lernen, ihre Leistungen einzuschätzen. «Durch die Beurteilungsraster sehen sie besser, was ihnen gut gelungen ist und wo sie noch mehr hätten machen müssen oder was sie weiter lernen können.» Sich an das neue Reglement zu gewöhnen, sei jedoch nicht ganz einfach gewesen. «Zum neuen Beurteilungsreglement gehört eine neue Beurteilungssoftware. Sich in dieses Programm einzuarbeiten, braucht Zeit. Da hätten sich alle mehr Unterstützung vom Kanton gewünscht. » Betschart betont auch, dass zudem noch einige Formulare und Einstellungen fehlen würden.

Das neue Beurteilungssystem sei aber trotzdem notwendig gewesen, da die neue Beurteilung besser zum Lehrplan 21 passe. «Lehrpersonen haben dadurch jedoch mehr Aufwand. Dieser Aufwand muss unbedingt entschädigt werden. Dies ist bis jetzt leider noch nicht ausreichend der Fall. Wir hoffen, dass nun mit der laufenden Vernehmlassung endlich die lang geforderte zweite Klassenlehrerlektion gesprochen wird.» Auch in der Lehrervereinigung Schwyz, kurz LSZ, ist man sich trotz Mehraufwand sicher, dass dieser Schritt notwendig war. «Der LSZ hat an der Erarbeitung der neuen Beurteilung mitgewirkt. Grundsätzlich sind wir also mit der neuen Beurteilung einverstanden», erzählt die LSZ-Präsidentin Rita Marty. Die Vorteile lägen dabei in der ganzheitlicheren Beurteilung. Es sollen nicht nur summative Leistungsmessungen in die Beurteilung der Schülerinnen und Schüler einfliessen, sondern eben auch andere «Wertungen», welche nicht mit vermeintlich klaren Noten abgebildet werden könnten.

Mehr Aufwand für die Lehrpersonen Laut Marty gibt es aber ebenfalls einen Nachteil: «Als Lehrperson muss man vermehrt mit den einzelnen Schülerinnen und Schülern Beurteilungs-, Feedbackund Coachinggespräche führen. Dies ist sehr zeitaufwendig. Auch ist es nicht einfach, Zeitfenster für diese Gespräche zu finden, da diese kaum nach dem Unterricht stattfinden können.» Die Umgewöhnung von Ziffernnoten zur neuen, umfassenderen Beurteilung, bei der dann eben auch so Scheinwerte wie Durchschnitte fehlen, fällt offenbar nicht ganz leicht. «Es darf nichts willkürlich entschieden werden. Diese Rechenschaftslegung ist dann auch etwas Weiteres, was viel Zeit beansprucht – und nicht einfach umzusetzen ist», so Marty weiter. «Aus meinen Ausführungen wird klar, dass die Umsetzung des neuen Beurteilungsreglements sehr aufwendig ist, wenn man es richtig und ernsthaft machen will. Das heisst, Lehrpersonen brauchen mehr Zeit – und auch mehr Unterstützung im Klassenzimmer.» Der LSZ fordert daher schon lange genau dies: mehr Zeit und mehr Unterstützung im Klassenzimmer, zum Beispiel durch Klassenassistenzen.

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