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Es gibt immer weniger Igel: Einfache Massnahmen können helfen

Es gibt immer weniger Igel:  Einfache Massnahmen können helfen Es gibt immer weniger Igel:  Einfache Massnahmen können helfen

In der Schweiz gibt es immer weniger Igel. Auch im Kanton Schwyz gehen die Bestände zurück. Was die Gründe dafür sind und was man dagegen tun kann, erklären Fachleute von Pro Igel sowie vom Kanton Schwyz.

Wie jedes Jahr stehen neben den Strassen hier und da Schilder mit der Aufschrift: «Achtung Igel». Für viele nichts Neues, denn tote Igel auf der Strasse sieht man immer wieder. Doch um das kleine, stachlige Säugetier steht es in der Schweiz nicht gut, wie Monika Wälti vom Verein Pro Igel erklärt. «Der Igelbestand geht seit Jahren kontinuierlich zurück», sagt sie.

Wie viele Igel es in der Schweiz noch gibt, ist laut Wälti schwer zu sagen. Denn dass sie da sind, merkt man in der Regel nur, wenn sie krank oder tot sind. «Man kann sagen, dass der Rückgang bedenklich ist», so Wälti.

Zerstückelung des Lebensraums Das grösste Problem für den Igel ist laut Wälti aber nicht der Verkehr, sondern der Verlust seiner Nahrungsquelle. «Der Igel ist nachtaktiv und ernährt sich hauptsächlich von Käfern und ihren Larven, auch von Larven der Nachtschmetterlinge und der Schnaken», sagt sie. Ausserdem verzehre er Regenwürmer, Schnecken, Spinnen, Hundert und Tausendfüssler, seltener Asseln. Doch mit dem Rückgang der Biodiversität geht auch das Nahrungsangebot der Igel mehr und mehr zurück. Kein Wunder: 40 Prozent der bisher untersuchten Insektenarten der Schweiz gehören bereits zu den gefährdeten Arten. «Nicht minder verheerend ist die Zerstückelung seines Lebensraums», sagt Wälti. Überpflegte, durch enge Zäune und teils durch Pestizide vergiftete Ziergärten, auch «grüne Wüsten» genannt, würden es dem freiheitsliebenden Wildtier nicht gerade einfacher machen. Dazu kommen die Lichtverschmutzung in der Nacht sowie natürlich die Gefahren auf den Strassen.

Was man gegen diese Entwicklung tun kann, ist laut Wälti simpel und beginnt im eigenen Garten. In erster Linie gehe es darum, den Lebensraum der Igel zu schützen. Dazu gehöre der Verzicht auf Pestizide, damit die Nahrungsquellen des Stacheltiers nicht wegsterben. Ausserdem empfiehlt Wälti, im Garten der Natur möglichst freien Lauf zu lassen, in Zäunen Schlupflöcher zu schaffen und in der Nacht nicht benötigte Beleuchtungen auszuschalten sowie den eigenen Wohnraum abzudunkeln. Der Grund: «Das künstliche Licht verstört die nachtaktiven Insekten, die dann lieber um die Beleuchtungen herumsurren, als sich gefälligst zu paaren und so den Nachschub an Nahrung für die Igel sicherzustellen », sagt sie. Zudem sollte man Schächte abdecken und Teiche mit Ausstiegshilfen ausstatten.

Igel als Nützling Der englische Name für Igel ist Hedgehog, was übersetzt Heckenschwein bedeutet – das deute auf den ursprünglichen Lebensraum des Säugetiers hin, erklärt Philipp Bünter vom Amt für Wald und Natur des Kantons Schwyz. Auch er sagt, dass die Bevölkerung mit der Anlage von «igelfreundlichen» Gärten mithelfen kann. Denn: «Aufgrund der Intensivierung der Landwirtschaft stellen unsere Gärten und Pärke einen bedeutenden Ersatzlebensraum dar.» Artenförderprojekte für andere Kleintiere wie beispielsweise Zauneidechsen und Feldhasen würden dem Igel ebenfalls zugutekommen – oder auch Massnahmen im Rahmen von landwirtschaftlichen Vernetzungsprojekten wie zum Beispiel Heckenpflanzungen. Eigentlich müsste sich jeder Gartenbesitzer über das kleine Säugetier freuen, denn Igel sind die natürlichen Feinde vieler Schädlinge. Überwachung wird notwendig

Doch wie steht es eigentlich um den Igel in unserem Kanton? Laut Bünter gibt es dazu auch bei uns keine genauen Zahlen. Es sei derzeit im Kanton eine Art ohne Handlungspriorität. Aber: «Er ist zwar allgemein weit verbreitet, neigt aber dazu, seltener zu werden», so Bünter. In der 2022 aktualisierten Roten Liste der Säugetiere wird der Igel neu als potenziell gefährdet eingestuft. Ein systematisches Überwachen der Art werde damit notwendig.

Und was würde passieren, wenn die Art irgendwann verschwinden würde? «Welche Auswirkungen der Rückgang einer einzelnen Art auf die Umwelt hat, lässt sich nicht so einfach sagen. Dafür sind Ökosysteme zu komplex», sagt Bünter.

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