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Einsiedler Bundesfeier: Nach dem Regen schien die Sonne

Einsiedler Bundesfeier:  Nach dem Regen schien die Sonne Einsiedler Bundesfeier:  Nach dem Regen schien die Sonne

Trotz des anfänglich regnerischen Wetters fand die Einsiedler Bundesfeier in einem vollen Festzelt statt. Nach Frühschoppenkonzert und Andacht trat die Schwyzer Ständerätin Petra Gössi als Festrednerin auf.

Schon am späteren Vormittag wurde die Einsiedler Nationalfeier im Paracelsuspark durch ein Frühschoppenkonzert der Feldmusik Gross eröffnet. Zur Mittagszeit wurde das Fest durch die Glocken der Klosterkirche eingeläutet und Bezirksrätin Leta Bolli begrüsste die zahlreichen Gäste, die von Pfadfindern aus der Festwirtschaft bedient wurden.

Bolli hielt sich kurz und erinnerte an die Wichtigkeit der Solidarität unter den Schweizern, die durch den Nationalfeiertag verkörpert wird. Die Unwetter mit grossen Schäden in verschiedenen Landesteilen während der vergangenen Monate habe den starken Zusammenhalt der Bevölkerung gezeigt.

Sie thematisierte auch den «zweiten Nationalfeiertag» am 12. September, der zwar im Parlament diskutiert, aber schliesslich zurückgewiesen worden war. Sie dankte allen Mitwirkenden, wünschte der Festgemeinde ein schönes Fest und begrüsste die beiden Geistlichen Basil Höfliger und Urs Jäger zur ökumenischen Andacht. In einer gemeinsamen Predigt interpretierten diese Form und Farbe, Herkunft und Bedeutung der Schweizer Fahne und beteten danach für die Schweiz.

Als Gastrednerin kam schliesslich die Schwyzer FDP-Ständerätin Petra Gössi ans Mikrofon. Eigentlich hätte sie an diesem Tag auch auf dem Grossen Mythen auftreten sollen, doch war die Veranstaltung wegen des Unwetters abgesagt worden.

Weiter historischer Bogen «Ich bin hier in meinem Heimatkanton. Und so habe ich mich natürlich zur Vorbereitung mit der Geschichte von Einsiedeln befasst, in der ja einiges los war», sagte Petra Gössi einleitend und nahm dies zum Anlass, einen weiten historischen Bogen aus dem Mittelalter bis in die Gegenwart zu spannen. Vom heiligen Meinrad über die Beziehung Einsiedelns zu den Schwyzern, die Franzosenzeit, den Jakobsweg bis hin zum Welttheater, dessen Aktualität sie betonte. «Das reale Welttheater ist heute geprägt von Machtbesessenheit, Habgier und autoritären Systemen, welche die Menschen unterdrücken und als Untertanen behandeln, misshandeln und so-gar töten.» Freiheit und wehrhafte Demokratie Der zweite Teil ihrer Ansprache war der aktuellen Weltlage gewidmet, die vom geopolitischen Machtpoker der Grossmächte und vom Krieg in der Ukraine bestimmt wird. Die Rolle der Schweiz in dieser schwierigen Weltlage beschrieb sie folgendermassen: «Die Schweiz ist neutral und dennoch betrifft uns das Weltgeschehen unmittelbar. Wir haben Tausende ukrainischer Flüchtlinge aufgenommen und vor Kurzem haben Bundespräsidentin Viola Amherd und mein Parteikollege und Aussenminister Ignazio Cassis eine ers-te Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock organisiert. Dies ist ganz im Sinne der Tradition der guten Dienste der Schweiz, die schon in vielen Konflikten als Vermittler diente.» Danach nahm sie die Begriffe «Freiheit» und «wehrhafte Demokratie » auf und stellte sich hinter die Forderung, der Schweizer Armee genügend Mittel zur Verfügung zu stellen. Auch der Begriff «Freiheit» würde wieder mehr geschätzt, meinte sie und erinnerte an die berühmten Worte des deutschen Schriftstellers Heinrich Bölls: «Freiheit wird nie geschenkt, immer nur gewonnen.» Warnung vor Extremismus und Populismus Gössi warnte vor Extremisten und Populisten und lobte die mustergültige direkte Demokratie als bestes Gegenmittel: «MITbestimmen ist das Zauberwort. Nicht BE-stimmen. Weil wir alle am Schluss das Sagen haben.» Sie erlaubte sich auch, den Geist ihrer Partei einzubringen, indem sie von der «liberalen direkten Demokratie» sprach und warb für das freiwillige Engagement aller. Freiheit, von der kein Gebrauch gemacht werde, welke dahin, warnte sie. «Das Miliz- System ist ein fundamental wichtiger Bestandteil der helvetischen DNA.» Sie schloss den Bogen mit Calderons Welttheater, das von Menschen aus dem Volk dargestellt werde und übertrug das Bild auf den Schweizer Staat: «Der Staat und unser Land sind nicht eine abstrakte Grösse. Sie sind das Resultat aller Menschen, die hier leben und jeden Tag ihren Beitrag an die Gemeinschaft leisten.» Vielfalt der Schweiz Zum Schluss nahm sie noch Bezug auf die Vielfalt der Schweiz und ihrer Bevölkerung, indem sie an die Schweizer Fussballmannschaft an der Europameisterschaft erinnerte: Es habe ja immer Zweifel gegeben, ob ein Murat Yakin, ein Xhaka, Shaquiri, ein Embolo, ein Rodriguez, ein Manuel Akanji oder ein Dan Ndoye in ihrem Herzen so richtige Schweizer seien, meinte sie. «Ja, sie sind Schweizer auch in ihrem Herzen und haben mit ihrem exzellenten Auftritt den Leistungswillen und das Selbstbewusstsein gezeigt, die unser Land prägen. Nicht der Name oder die Herkunft entscheiden darüber, ob jemand ein richtiger Schweizer oder eine richtige Schweizerin ist. Es geht darum, ob jemand bereit ist und Freude hat, den Gemeinsinn in diesem Land zu stärken, seinen Beitrag an die Gemeinschaft zu leisten und unsere Werte zu teilen.» Nach dem Applaus sang die Festgemeinde begleitet von der Feldmusik Gross die Landeshymne und ging zum kurzweiligen Teil der Nationalfeier über. Dieser wurde von lockeren Auftritten des Chors 60+ und des Lochus Alphorn Quartett bis in den frühen Nachmittag hinein bestritten. Da hatte der Himmel bereits aufgeklart und die Sonne schien am blauen Feiertagshimmel.

Fotos: Eugen von Arb


Stolz wurde die Bundeshymne gesungen.

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