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Bisher keine Quagga-Muscheln im Sihlsee nachgewiesen

Bisher keine Quagga-Muscheln  im Sihlsee nachgewiesen Bisher keine Quagga-Muscheln  im Sihlsee nachgewiesen

Die invasive Quagga-Muschel ist schon seit Jahren in Schweizer Gewässern auf dem Vormarsch und hat nun auch die Zentralschweiz erreicht. Der Sihlsee blieb bisher unberührt, unklar ist aber, ob das so bleiben wird und ob die bisherigen Schutzmassnahmen ausreichen.

Auf den ersten Blick wirken die kleinen gelb-braun gestreiften Quagga-Muscheln eher harm-los – das sind sie auch, zumindest für den Menschen. Doch für die Ökosysteme von Seen und Flüssen, wo sich die Muschel innert kurzer Zeit tausendfach vermehrt, sieht das anders aus. Einerseits nimmt die Muschel Fischen und anderen Muschel-Arten die Plankton-Nahrung weg, andererseits verstopft sie Rohre und Wasserleitungen, was zu Defekten und teuren Reinigungsarbeiten führen kann. 2015 wurde die Muschelart, die aus der Schwarzmeerregion stammt, zum ersten Mal im Basler Rhein und im Genfersee nachgewiesen. Da die Muschelart sehr resistent ist und sich über fast alles verbreiten kann, was mit Fluss- und Seewasser in Berührung kommt, wanderte sie rasch weiter bis in den Bieler- und Bodensee.

Im Vierwaldstätterund Zugersee nachgewiesen

Diesen Sommer wurde sie nun auch im Zuger- und Vierwaldstättersee gefunden. Dies in der Schlussphase der geplanten Schutzmassnahmen. Seit dem ersten August müssen sämtliche immatrikulierten Boote gemeldet werden und unterliegen beim Wechsel in ein anderes Gewässer einer strengen Reinigungspflicht.

Laut Sandro Betschart vom Amt für Gewässer Schwyz wurden nach dem Nachweis der Quagga-Muschel im Zuger- und Vierwaldstättersee eDNA-Proben in den wichtigsten Seen im Kanton Schwyz angeordnet: Zugersee, Vierwaldstättersee, Sihlsee, Lauerzersee, Hirschlensee, Wägitalersee und Zürichsee. Deren Resultate sollen in den nächsten Wochen bekannt werden.

«Zum letzten Mal wurden die Seen vor drei Jahren geprüft, und dieses Jahr wäre sowieso eine Überprüfung vorgesehen gewesen, die wir nun vorgezogen haben», erklärt Betschart. Sollte ein positiver Befund festgestellt werden, so würde man zusätzliche Proben nehmen, um ein eindeutigeres Resultat zu erhalten. «Aber eine hundertprozentige Gewissheit gibt es sowieso erst, wenn man die Muschel selbst vor sich hat», so Betschart.

Problem beschränkt sich nicht nur auf Quagga-Muschel

Die Bestimmungen des Kantons werden laut Betschart auch von der Seepolizei kontrolliert, doch hat man Verstösser bis anhin eher mit ihrem Boot vom See verwiesen als gebüsst. «Es ist wichtig, die Bootsbesitzer in der Startphase für den neuen Prozess und das Problem zu sensibilisieren », meint er. Dazu gehören auch Informationstafeln und Flyer, die an frequentierten Uferund Einwasserungsstellen angebracht worden sind.

Das Problem, so Betschart, beschränke sich im übrigen nicht nur auf die Quagga-Muscheln, sondern auf viele andere invasive Arten, die über Boote, SUPs oder Taucherausrüstungen in Schwyzer Gewässer eingeschleppt werden könnten.

Laut Betschart sind die Massnahmen der Zentralschweizer Kantone ausreichend und rechtzeitig erlassen worden, nachdem der Bund vor drei Jahren über die Ausbreitung der Quagga- Muscheln informiert hatte. «Leider kennt die Quagga-Muschel keine Kantonsgrenzen», meint der Gewässerspezialist und deutet damit an, dass der Bund das Problem besser auf nationaler Ebene hätte anpacken sollen, statt es den Kantonen zu überlassen. Immerhin sind die Zentralschweizer Kantone und der Kanton Bern bezüglich dieser Problematik mittlerweile gut miteinander vernetzt. Muscheln in Druckleitungen des Etzelwerks Doch all diese Schutzmassnahmen könnten sich im Fall des Sihlsees als nutzlos erweisen, ist er doch als Stausee über Druckrohre mit dem Zürichsee verbunden. Der Zürichsee gilt zwar offiziell noch nicht als befallen, doch ist er durch seinen grossen Schiffsverkehr und seine zahlreichen Zu- und Abflüsse gefährdet.

«Ein Befall durch die Quagga- Muschel würde uns natürlich stören, weil Muscheln im Wasser immer eine Abnutzung erzeugen », meint dazu Beat Stucki, Anlagemanager der SBB und Geschäftsführer der Etzelwerk AG. Schon jetzt gebe es Muscheln in den Leitungen des Etzelwerks, zum Beispiel im Unterwasserkanal bei Altendorf. Diese seien aber weniger störend als beispielsweise der Sand, der durch die Gletschermilch in die Wasserkraftwerke im Gebirge gerate.

Laut Stucki sind die Pumpen des Etzelwerks so stark, dass sie bisweilen auch Muscheln aus dem Zürich- in den Sihlsee transportieren. Theoretisch ist es also möglich, dass die Quagga- Muschel auf diesem Weg in den Sihlsee gelangen könnte.

Etzelwerk beobachtet Entwicklung Erfahrungen der SBB in anderen Regionen gibt es bisher nur beim Kraftwerk Rupperswil-Auenstein im Kanton Aargau, durch das die Aare aus dem bereits befallenen Bielersee fliesst. Dort hat die Quagga-Muschel laut Stucki bisher zu keinen besonderen Problemen geführt. Beim Befall durch Muscheln spielt auch der Durchmesser der Leitungen eine wichtige Rolle, von dem abhängt, wie schnell ein Rohr verstopft wird.

Das Etzelwerk unterstützt die Massnahmen des Kantons Schwyz mit Informationstafeln und zählt auf Freiwilligkeit. Nach Stuckis Meinung wären strengere Bestimmungen oder gar Verbote heikel und nur schwer umsetzbar. «Wir beobachten die Entwicklung der Situation», so Stucki.

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