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Feuer und Rauch

Feuer und Rauch Feuer und Rauch

BRIEF AUS DEN USA

Während einigen Tagen im Juli hatte Denver landesweit die schlechteste Luftqualität. Senioren, Kleinkindern und Leuten mit Atembeschwerden wurde abgeraten, nach draussen zu gehen. In den Medien wurde die Denver-Luft mit der Abgasluft in New Delhi verglichen. Statt dem klaren blauen Himmel sahen wir an mehreren Tagen eine dicke Smogdecke vor dem Fenster. Die Hitze von bis zu 39 Grad machte alle geplanten Sommeraktivitäten fast unerträglich.

Grund für die miese Lage waren die grossen Waldbrände in Kalifornien und in Kanada. Je nach der Windlage wird der Rauch über 1900 Kilometer weit zu uns nach Denver gedrängt. Da Denver in einer leichten Vertiefung liegt, ist die Luft oft auch ohne Waldbrandrauch schlecht. Die Kombination von Smog und Rauch ist ungesund. Ende Juli brachen dann auch noch drei Waldbrände in Colorado aus und es duftete wie in einem Räucherhäuschen.

Wald- und Steppenbrände gehören zum Leben in Amerika dazu. Etwa 15 Prozent der Brände werden durch natürliche Ursachen wie Blitzeinschlag ausgelöst. Solche Brände gab es lange bevor Bambi auf der Kinoleinwand die Flucht ergreifen muss-te. Über 80 Prozent der Brände sind aber leider durch menschliche Unachtsamkeit verursacht. Feuerwerke, Zigarettenstummel oder ein vergessenes Feuerchen am Zeltplatz werden bei trockenen Verhältnissen in Windeseile zum Inferno. Nun wird auf der politischen Ebene über trockenes Laub und dürres Unterholz diskutiert. Eine Lösung ist, kontrollierte Brände auszulösen. In einigen Bundesstaaten wird diese Methode schon lange angewendet. In Kansas reiten im Frühling Bauern mit einem Feuerschlauch durch ihre grossen Felder. Dies führt zu fruchtbarem Boden und später in der trockenen Saison zu einer reduzierten Brandgefahr. In Colorado wird im Rocky Mountain Nationalpark und in einigen Naturschutzgebieten auch im Frühling das Unterholz mit Feuer aufgeräumt. Kurz darauf spriessen dann wunderschöne Wildblumen aus dem fruchtbaren Boden. Die Indianer betreiben seit Jahrhunderten kontrollierte Brände, um das Land zu roden und damit Platz und ideale Verhältnisse für die Anpflanzung von Heilpflanzen zu schaffen.

Mittlerweile hat sich die Luft in Denver verbessert und die meisten Waldbrände in Colorado sind eingedämmt. Die Brände an der Westküste wüten weiter und je nach Wetterlage wird der Rauch wieder den Weg nach Colorado finden. Im Extremfall wachen wir mit einer Ascheschicht auf den Autofenstern auf.

Regula Grenier-Flückiger * Die Einsiedlerin Regula Grenier-Flückiger (*1973) zog im Jahr 2007 nach Denver im amerikanischen Bundesstaat Colorado, am Fusse der Rocky Mountains. Seit dem Jahr 2011 wohnt sie im Nachbarort Thornton. Dort kamen im Jahr 2011 Sohn Cody Frederick und im Jahr 2015 Tochter Stephanie Nova zur Welt.

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