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«Ich finde es schöner, wenn wir die Person in ihren Lieblingskleidern bestatten können»

«Ich finde es schöner, wenn wir die Person in ihren Lieblingskleidern bestatten können» «Ich finde es schöner, wenn wir die Person in ihren Lieblingskleidern bestatten können»

Ein schwieriges Thema ist der Tod. Doch er gehört zum Leben. Denn das ist endlich. Früher oder später muss sich Frau und Mann damit auseinandersetzen. Unterstützung gibt es beispielsweise durch den Einsiedler Bestatter Mario Stucki. Der Einsiedler Anzeiger hat ihn während einem Tag begleitet.

Der Tag von Mario Stucki beginnt zwei bis drei Mal pro Woche sehr sportlich. Nach dem Aufstehen um 5.15 Uhr packt er seine Sporttasche mit Sportbekleidung, Hand-, Kopf- und Beinschützen und fährt nach Altendorf. Im Sommer, bei schönem Wetter, geht es in die Seebadi in Pfäffikon SZ. Während einer Stunde schwitzt Mario Stucki beim Boxen und Kicken. «Für mich ist das der ideale Start in den Tag. Am Morgen bin ich frisch und schöpfe Kraft für den anstehenden Arbeitstag», erklärt Stucki. Nach einem erfrischenden Bad im Zürichsee geht es nach acht Uhr zurück nach Einsiedeln. Als Bestatter steht er während sieben Tagen und 24 Stunden auf Abruf bereit. Aber auch andere Arbeiten gibt es zu erledigen. In den Räumlichkeiten der Ziegelei Einsiedeln ist alles vorhanden, was er für sein Geschäft braucht. Neu Todesanzeigen mit Foto

Seit Kurzem befindet sich direkt bei der Ecke des Gebäudes vom Durchgang zur Alpbrücke ein Kasten. Dort hängt Stucki die regionalen Todesanzeigen mit Fotos auf. «Mir war das schon ein längeres Anliegen. Auch habe ich entsprechende Rückmeldungen erhalten, dass dies gewünscht sei», erklärt Mario Stucki. Neben einem Besprechungs- und Ausstellungsraum befindet sich auch das Sarglager, die Garage für das Bestattungsfahrzeug und eine kleine Werkstatt dort.

Wer den Besprechungsraum betritt, bemerkt sofort eine angenehme, ruhige Atmosphäre. Der schlicht gehaltene Raum mit viel Holz lässt den Besucher sich irgendwie wie zu Hause fühlen. Am besagten Tag standen Reinigungs- und Büroarbeiten an. Und natürlich die Führung durch die Räume. Durch eine kleine Türe geht es in die Werkstatt, das Lager und die Garage. Neben dem Bestattungsauto befindet sich auch das Sarg- und Urnenlager dort. In der Werkstatt beschriftet Mario Stucki die Kreuze für Unter-, Oberiberg, Alpthal und Rothenthurm mit der eigenen Holzfräse. Drei Arten von Särgen, in verschiedenen Grössen, sind an Lager.

Vorne beim Garagentor steht das Geschäftsfahrzeug, ein leicht modifizierter VW-Bus. Der schlicht gehaltene Wagen kommt ohne Beschriftungen da-her. Der Ladebereich ist von hin-ten oder der Beifahrerseite zugänglich. Die Ladefläche hat keine speziellen Aufbauten. «Da ich selber nicht allzu gross bin, ist die Ladehöhe ideal für mich», gibt Stucki schmunzelnd zu. An der einen Seitenwand hat es vier Ringe, je zwei übereinander. Dies sind Urnenhalterungen.

Individuelle Begleitung Zurück im Besprechungsraum und vor dem Start der Putzarbeiten erzählt Mario Stucki den ungefähren Ablauf bei einem Todesfall. Nach dem Anruf von Angehörigen gilt es, jeweils einiges zu beachten. So kann er erst aktiv werden, wenn die Todesbescheinigung vorliegt. In bestimmten Fällen ist auch der Zuzug der Kantonspolizei nötig (Suizid, Sterbehilfe oder unklare Todesursache). Danach gilt es, im Gespräch das weitere Vorgehen zu planen. Welche Wünsche hat der oder die Verstorbene zu Lebzeiten geäussert? Wird es eine Aufbahrung geben? Kommt es zur Erdbestattung oder einer Kremation? Abklärungen, ob es einen Trauergottesdienst gibt oder nur eine Verabschiedung auf Friedhof, gehören ebenfalls dazu wie auch das Informieren von Verwandten und Bekannten. Bei all diesen anstehenden Fragen steht der Bestatter beratend zur Seite. Auch kann er dort Aufgaben übernehmen. Sind dann alle administrativen Belange geklärt, beginnen die Vorarbeiten, um den Verstorbenen in den Sarg zu legen. Früher war es gang und gäbe, den Toten beziehungsweise die Tote in ein standardisiertes Sterbekleid, umgangssprachlich Leichenhemd, zu kleiden. Die Meinung von Stucki ist da eindeutig: «Ich finde es schöner, wenn wir die Person in ihren Lieblingskleidern bestatten können.» So werden auch fast keine Leichenhemden mehr verwendet. Bei einem Todesfall zu Hause erhalten die Verwandten oft die Gelegenheit, im gewohnten Umfeld Abschied zu nehmen.

Zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt dann die Überführung in die Friedhofskapelle. Früher wurden die Särge noch in die Wohnungen getragen. Heute wird der Leichnam mittels einer Tragbahre aus dem Zuhause getragen und dann in den Sarg umgebettet. Je nach Bestattungsart wird der Sarg nach der Aufbahrung ins Krematorium überführt und einige Zeit später dann die Urne zurück auf den Friedhof gebracht. Wenn ein Abschiedsgottesdienst abgehalten wird, ist der Bestatter auch für die Überführung der Urne in die Kirche zuständig. Was auch mitgebracht wird, sind die verschiedenen Kränze und Blumengestecke. Nach der Verabschiedung bringt Stucki dann alles wieder zurück auf den Friedhof, damit die Beerdigung ausgerichtet werden kann.

Administrative Aufgaben

Für den Bestatter endet eigentlich hier die Arbeit. Für die Angehörigen indessen stehen noch weitere Arbeiten an. Ein grosser Teil der administrativen Arbeiten nehmen ihren vorgegebenen Weg nach der Meldung des Todesfalles auf der Einwohnerkontrolle. Dennoch gibt es noch einiges zu tun. Verschiedene Versicherungen gilt es zu künden. Ebenso die diversen Abonnemente (Zeitung, Handy und so weiter) müssen aufgelöst werden. Eine grosse Arbeit ist das Erfassen der unzähligen Beileidsbekundungen. Auch das Erbschaftsamt wird sich nach einer gewissen Zeit melden, um den Status Quo zum Zeitpunkt des Todes in Sachen Finanzen festzuhalten. Und auch dann schon gilt es, an den Dreissigsten zu denken. «Es ist ratsam, diese Daten bereits mit der Verabschiedung festzulegen», gibt Mario Stucki zu bedenken. Gemeinsames Mittagessen

Nach so viel Theorie beginnt der Magen zu knurren. Der vierzigjährige Stucki versucht nach Möglichkeit, immer zu Hause mit seiner Familie Mittag zu es-sen. Seine Familie umfasst Ehefrau Charity und zwei Kinder, sein zehnjähriger Sohn und die siebenjährige Tochter. Beim feinen philippinischen Essen, aus dem Heimatland von Charity, erzählt Mario Stucki etwas aus seinem Leben. Aufgewachsen und zur Schule gegangen ist er in Studen. Schon früh war er aber in Einsiedeln anzutreffen. Spielte er doch Euphonium bei der Jugendmusik Einsiedeln. Später wechselte er zur Bassposaune. Bei der Steinel AG bildete er sich zum Elektropraktiker aus. Da sein Vater schon als Bestatter tätig war, half er ihm immer wieder aus. Beruflich war er verschieden tätig. So arbeitete er als Liftbauer oder auch als Praktikant bei einer Wohngruppe der Stiftung Balm. Für ein halbes Jahr zog es ihn in die Ferne, und er bereiste Australien.

Er war auch als Bassist in verschiedenen Bands anzutreffen. Dazu meint er: «Im Moment mache ich eine musikalische Pause und warte etwas zu für ein neues Musikprojekt.» Besprechung und Überführung

Nach dem Mittag stand ein Termin zur Besprechung von Dankeskarten an. Seine langjährige Erfahrung ermöglicht ihm, seine Kundinnen und Kunden auch hier umfassend zu beraten. Auf Wunsch erstellt er diese Karten selber und stellt sie den Angehörigen zur Verfügung. Nach der Besprechung ging es in den Talkessel. Eine Urne galt es dort abzuholen und in die Friedhofskapelle zu bringen. Nach der Rückkehr in die Ziegelei endete der Besuch des Einsiedler Anzeigers bei Bestatter Mario Stucki.


Auch Urnen befinden sich im Lager am Geschäftssitz in der Ziegelei.

Selbst ist der Mann. Der Bestatter bei Reinigungsarbeiten.

In Reih und Glied stehen die Särge im Lager bereit.

Um sich fit zu halten, trainiert Mario Stucki einige Male pro Woche Thaiboxen. Fotos: René Hensler

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