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Andreas Kümin: «China ist eine Gefahr für unsere Wirtschaft»

Andreas Kümin: «China ist eine Gefahr für unsere Wirtschaft» Andreas Kümin: «China ist eine Gefahr für unsere Wirtschaft»

Branche für Branche werde bei uns kaputt gemacht, sagt Andreas Kümin, Präsident des Schwyzer Handels- und Industrievereins.

Billigwaren aus China überschwemmen den Schweizer Markt. Dies stört den Präsidenten des Schwyzer Handels- und Industrievereins, Andreas Kümin, aus Wollerau: «Generell ist China mit seinen staatlichen Subventionen aus meiner Sicht eine grosse Gefahr für unsere Wirtschaft. Branche für Branche wird mit günstigen Produkten untergraben und damit kaputt gemacht », sagt der Inhaber der Firma Mc PaperLand mit rund 250 Angestellten. Er nennt das Beispiel der Solarpanels: «Die Technologie von Solarpanels wurde erst kopiert, um dann mit hochsubventionierten Produkten den Markt zu fluten, woraufhin mehr und mehr Schweizer und europäische Produzenten aufgeben mussten. Wenn bei grosser Nachfrage immer weniger Anbieter existieren und die unter Umständen von Mitbewerbern aufgekauft werden, steigen automatisch die Preise und auch die Margen der Produzenten.»

Billigprodukte von Temu

Zu reden geben derzeit vor allem die Billigprodukte, die von Onlinehändlern wie Temu in die Schweiz geliefert werden. Dazu rechnete der «Blick» vor, dass rund 125’000 Pakete am Tag via Luftfracht in die Schweiz kämen. Für Kümin ist diese hohe Zahl an Luftfracht nicht nur aus ökologischen Gründen ein Unding: China gelte aufgrund der hohen Einwohnerzahl nach wie vor als Schwellenland und werde darum durch das Weltpostgesetz bevorzugt. Dies habe zur Folge, dass der Schweizer Staat die gesamten Portokosten von der Rampe in China bis zum Konsumenten bezahle. «Das Weltpostgesetz führt zu einer grossen Marktverzerrung und zu Ungleichheit für uns Schweizer Händler: Wir bezahlen für ein von einem Dorf zum anderen versendeten Paket zwischen 6.50 und 8.50 Franken, während die Chinesen gar kein Porto bezahlen.» «Der Zoll ist überfordert» Weiter bemängelt Kümin, dass viele chinesische Produkte nicht CE-zertifiziert seien, also nicht unseren Vorschriften entsprächen. «Die vielen kleinen Produkte überfordern den Zoll und können gar nicht kontrolliert werden, das ist ein grosses Problem», so Kümin. So komme «Schundware, die teilweise sogar sehr gefährlich ist, speziell für Kinder», in die Schweiz. Als Beispiel nennt Kümin giftige Spielsachen. Heute kämen rund 85 Prozent des weltweiten Bedarfs an Spielwaren aus China.

Ein weiteres Problem der Waren aus China ist laut Kümin, dass eine Bestellung oft in verschiedenen Sendungen erfolge. Laut Kümin liegt der Grund darin, dass die Plattformen in China keine eigenen Lager haben, Bestellungen also an die jeweiligen Produzenten weitergeleitet und dann von jedem der chinesischen Produzenten selbst versandt werden. «So macht man als Kunde auf einer Home-page eine Bestellung mit zehn verschiedenen Produkten, bekommt dann diese aber in vielleicht fünf Teillieferungen.» Dies habe die Folge, dass die Pakete oft geringe Kosten aufweisen würden und dafür in der Schweiz keine Mehrwertsteuer bezahlt werden müsse. Liege der Wert einer Sendung unter 62 Franken, entfalle die geschuldete Mehrwertsteuer von

8,1 Prozent.

China ist ein wichtiger Handelspartner

China ist der drittwichtigste Handelspartner der Schweiz nach der Europäischen Union und den USA. Im Jahr 2023 exportierten Schweizer Unternehmen nach Angaben des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) Waren für 40,595 Milliarden Franken nach China und importierten Waren von 18,408 Milliarden Franken. Die Handelsbilanz zeigt also, dass die Schweiz für 22,188 Milliarden Franken mehr Waren nach China verkauft als China in die Schweiz.

Für Kümin sind diese Zahlen aber mit Vorsicht zu genies-sen: Denn viele chinesische Produkte kämen über Umwege und über andere europäische Länder in die Schweiz. Damit sei-en es trotzdem chinesische Produkte, die über Drittländer in die Schweiz gelangten. «Zudem besteht die Gefahr, dass vor allem hochtechnologische Industrie- und Produktionsanlagen gekauft und dann für den weltweiten Markt günstig produziert werden. Oder eben hochwertige Produkte, die dann kopiert und günstiger nachgebaut werden. Letztendlich auch, um unsere Schweizer Wirtschaft zu konkurrenzieren. » Zwischen der Schweiz und China gilt seit dem 1. Juli 2014 ein Freihandelsabkommen. Die wachsende Konkurrenz durch chinesische Billigpakete ruft nun aber Schweizer Detailhändler auf den Plan: Der Verband Swiss Retail Federation hat laut «Blick» im Mai Beschwerde gegen Temu eingereicht. Ende Juli hat sich der Handelsverband Swiss beim Staatssekretariat für Wirtschaft beschwert.

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