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Total analog

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ZWISCHENLUEGETEN 3

Wer da war, konnte feststellen, dass praktisch niemand nicht da war. Kärli und ich waren zwar nicht die ganze Zeit da, aber wir können bestätigen: Die Einsiedler Chilbi war auch dieses Jahr wieder ein prächtiges Fest, bei dem sich offensichtlich alle Anwesenden wohl fühlten. Die ungewohnt autofreie Hauptstrasse bot vielen Marktständen grosszügig Freiraum für ein unüberschaubar breites Warenangebot. Im Paracelsus- Park standen wohlgeordnet dicht an dicht und liebevoll herausgeputzt die Vereinslokale mit ihren statutarisch festgelegten Spezialitäten.Auf dem Schulhausplatz schwenkten Drachenköpfe über einem Geisterhaus. Glitzernde Bahnen sämtlicher Zentrifugalklassen blinkten in allen möglichen Lämpchenfarben um die Wette. Auch der schlagfeste «Hau den Lukas» mit Schällepuur und Schweizerfähnli stand wieder an seinem angestammten Platz. Daneben das allseits bekannte «Meersüüli», welches als Glückssüüli pro Einsatz zwischen zehn nummerierten Häuschen zu entscheiden hat. Dass der Einsatz beim «Würfle» unter charmanter Damenbetreuung trotz ständiger Teuerung immer noch (nur) ein Zwänzgerli kostet, hat Klärli und mich tief berührt, obwohl wir nichts Schleckbares gewonnen haben. Dafür haben wir uns (preislich teuerungskonform) einen rosarot gestreiften Sack Magenbrot und eine Runde «Schweinchen-Rennen» geleistet. Klärli wurde Dritte, was ich von mir nicht behaupten kann. Jedenfalls sind wir sehr zufrieden heimgekehrt: Weder die potenteste «KI» noch die digitalste «Chilbi-App» wird wohl je das Wohlgefühl ersetzen, das uns Hiesige an der «Einsiedler Chilbi» (total analog) durchflutet.

* Ernst Friedli, 64, seit 31 Jahren verheiratet mit Klärli, geborene Schönbächler. Nichtraucher und Sachbearbeiter im Rathaus, steht unter Amtsgeheimnis. Macht sich in der Freizeit Gedanken zur Weltlage und mag Magenbrot (vom Gopfried Stutz)

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