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Ausspioniert?

Ausspioniert? Ausspioniert?

Heute Freitag, 6. September, sind bis anhin 36 Vorstellungen gespielt. Keine Aufführung musste abgesagt, unter- oder abgebrochen werden. Ein Rekord in der 100-jährigen Geschichte der geistlichen Spiele, oder eben, dem Einsiedler Welttheater. Heute und morgen sind noch die letzten beiden zu spielen. In Zuschauerzahlen werden bis morgen Abend über 60’000 Personen die Welttheater-Version von Lukas Bärfuss angeschaut ha-ben. Das darf als Rekord bezeichnet werden. Zwar sahen in den Jahren 2000 und 2007 mehr Leute das Stück, aber, da war die Tribüne markant grösser. Und hatte auch kein Dach.

Morgen Abend ist also die Dernière der Spielsaison 2024. Vielfach wird zu diesem Anlass ein Dernièrengag eingebaut. Die guten Gags sind so, dass das Publikum sie nicht bemerkt. Da erinnere ich an das Geschenk der Requisiteure an den Bauern, welcher immer eine Axt aus einem Holzstamm reissen musste. An der letzten Vorstellung wurde diese aber so stark in den Stamm gerammt, dass der Bauer sie nur mit Mühe herausziehen konnte. Oder, als ich im Jahr 2000 als zusätzlicher fremder Vogel bei deren ersten Auftritt mitmischte. Und da gab es aber auch jene Scherze, die vom Publikum wahrgenommen wurden. Beispielsweise in der Trichlerszene, auch im Jahr 2000, als über 40 Trichler über den Platz gingen und sich noch zwei Bajasse daruntermischten. Diese warfen einen ganzen Sack Mütschli in die Zuschauermenge. Und, was geschieht jetzt morgen? Der Präsident und die künstlerische Leitung baten inbrünstig, auf solche Einlagen zu verzichten. Die Zuschauer haben Anrecht auf die Originalversion.Was denken Sie? Wird sich das Einsiedler Spielvolk daran halten? Nur so viel: Wir Einsiedler befolgen ja immer brav, was man uns vorschreibt. Zwinker!

Nach der morgigen Vorstellung dürfen die Autoposer und Töfflibueben an allen Abenden über den Klosterplatz rasen, ohne vom Sicherheitspersonal aufgehalten zu werden. Die Einen freuts, die Anderen wohl nicht.

Seit letztem Dezember habe ich nun einige Male Internas aus der 17. Spielsaison hier zum Besten gegeben. Eigentlich wäre es Zeit, damit aufzuhören. Meine Redaktionskollegen schauten mich jedoch komisch an. Es gebe doch immer noch etwas zu erzählen, welches aus Sicht eines Arkadenspions nennenswert wäre. Ich bin unschlüssig. Doch vorerst einmal: Ich habe fertig!

* Redaktor René Hensler (*1974) spielt 2024 bereits zum sechsten Mal am Einsiedler Welttheater mit. Vom Welttheatervirus angesteckt wurde er von seinem damaligen Klassenlehrer. Und alle paar Jahre bricht die-ser Virus wieder in ihm aus. In loser Reihenfolge ermöglicht er während des ganzen Jahres als «Arkadenspion» Einblicke in die Arbeit rund um das Spiel.

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