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Führung in der grossen Pfarrkirche von Rothenthurm

Führung in der grossen  Pfarrkirche von Rothenthurm Führung in der grossen  Pfarrkirche von Rothenthurm

Die Pfarrkirche St. Antonius von Rothenthurm ist nicht nur durch ihre Grösse bekannt, sondern auch durch ihre unglaubliche Geschichte interessant. Der Kunsthistoriker Markus Bamert spricht von der spannendsten Geschichte des Kirchenbaus in unserer Region.

Die Kirchenführung mit Kunsthistoriker Markus Bamert, am Donnerstagabend, war ein Teil der Veranstaltungsreihe «Unvollendet – und doch perfekt?» von «Hallo Kultur». Über 50 Besucher folgten der Einladung von SchwyzKulturPlus.

Rothenthurm gehörte ursprünglich zum Kirchgang Steinen, später zu Sattel und wurde erst 1776 eine eigene Pfarrei. Der Ort auf der Wasserscheide wurde erstmals im Zusammenhang mit dem Marchenstreit und dem Überfall auf das Kloster Einsiedeln um 1314 erwähnt. Der Ortsname vom Strassendorf kommt vom Letzi Turm, «RothenThurm » um 1487. Am 2. Mai 1798 war die Franzosenschlacht, 1879 Bau der Schlagstrasse und 1891 wurde die Postkutschen-Verbindung über Rothenthurm durch die Eröffnung der Schweizerischen Südostbahn SOB ersetzt. Pfarrer Laurenz Röllin (1831) von Menzingen übernahm im September 1856 die kleine Pfarrei Rothenthurm. Er bekam 1864 von der Kirchgemeinde den Auftrag die baufällige Kirche mit einem Neubau zu ersetzen. Der Grundstein zur heutigen Pfarrkirche wurde im Jahre 1873 gelegt. Alles deutet dahin, dass Röllin eine Wallfahrtskirche bauen wollte, so der ehemalige Denkmalpfleger und Historiker Markus Bamert. Die übergrosse Kirche (einen Schuh grösser als die Pfarrkirche in Schwyz, das lasse er so im Raume stehen), die Dachbeschriftung «Sanct Antonius», der höchste Turm im Kanton und die Unterkellerung war eventuell als Krypta vorgesehen. Der bekannte Architekt Johannes Meier war mit Pfarrer Röllin die treibende Kraft für diesen imposanten Bau. Es ka-men bereits für diese Zeit neue bautechnische Materialien, Zement, Eisenträger und so weiter, zum Einsatz. Für den künstlerischen Innenausbau waren die guten Beziehungen zum Kloster Einsiedeln hilfreich. Der Innenraum ist dem damals üblichen Historismus verpflichtet,mit Elementen aus der Romantik und der Gotik. Im Jahre 1892, noch im Rohbau, wurde die Kirche eingesegnet, damit man Gottesdienst abhalten konnte. Pfarrer Röllin starb 1913 und die Kirche war noch immer im Bau. Mit dem beschrifteten Ziegeldach und dem Aussenverputz war das Äussere so weit fertig. Der Einbau des Terrazzobodens von 1934 ersetzte den Holzboden. Erst mit dem fertigen Terrazzoboden kann eine Kirche eingeweiht werden, erklärte Markus Bamert. 1939 wurden das ganze Innere und die Altäre übermalt. Und erst am 11. November 1940, nach über 70-jähriger Bauzeit, wurde die neue Pfarrkirche von Rothenthurm eingeweiht. 1993/94 erfolgte die umfassende Renovation, dabei wurden die unschöne Farbgebung von 1939 wieder entfernt und die ursprünglichen Farben wieder hervorgeholt.

Ein Geschenk der Mutter von Napoleon III.

Bei der Führung erklärte Bamert unter anderem die wunderschönen Fenster mit den sieben Sakramenten, die vollständige Szenen zeigen, was sehr selten ist. Besonderes Augenmerk schenk-te er der «Lourdes-Scheibe» mit der Darstellung der Muttergottes- Erscheinung in Lourdes und dem Chorfenster mit der Auferstehung Christi. Seit 1994 hängt in der Pfarrkirche ein tonnenschwerer Kronleuchter mit 96 Lichtstellen. Der Kronleuchter war ein Geschenk von der Mutter von Napoleon III. 1894 an das Kloster Einsiedeln. Der Leuchter wurde 1953 aus dem Kloster entfernt, und in den 70er-Jahren kam er in den Privatbesitz nach Arth und 1994 als dauernde Leihgabe in die Pfarrkirche Rothenthurm.

Die äusserst interessante Führung endete im Kirchenkeller, wo der Historiker Markus Bamert nochmals die Kirche und deren Geschichten würdigte.

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