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Schwyzer Schwinger enttäuschten

Schwyzer Schwinger enttäuschten Schwyzer Schwinger enttäuschten

Jubiläumsschwingfest in Appenzell endete mit Berner Machtdemonstration

Viel Pech hatten die Schwyzer Schwinger zu beklagen. Michael Gwerder schied in aussichtsreicher Position verletzungsbedingt aus. Bester Schwyzer blieb letztlich Patrick Betschart. Florian Grab verpasste den Ausstich.

Die Berner Schwinger hatten am Jubiläumsschwingfest 125 Jahre ESV deutlich Oberhand. Im Schlussgang legte der 24-jährige Fabian Staudenmann nach zehn Minuten den Bündner Armon Orlik mit einem Übersprung auf den Rücken. Bei Halbzeit befanden sich die Nordostschweizer noch auf Kurs. Doch dann patzte ihr Hauptfavorit Samuel Giger mit dem Unentschieden gegen Curdin Orlik, der sich ganz in den Dienst der Berner Mannschaft stellte. Er geriet mit einem weiteren Unentschieden gegen Adrian Walther ins Hintertreffen Dafür waren die Berner so richtig in Fahrt und stellten mit Fabian Staudenmann und dem 19-jähriger Fabio Hiltbrunner gleich zwei Festsieger. Kein Schwinger ist derzeit in der Lage, Explosivität, Wucht, Kraft und Technik in einer so grossen Perfektion zu vollenden. Er ist ein vielseitiger Schwinger und kann vom Stand und am Boden gewinnen. Weil Fabio Hiltbrunner, den niemand auf der Karte hat-te, im letzten Durchgang König Joel Wicki mit der Höchstnote gewann, stand er bereits vor dem Schlussgang als Co-Festsieger fest. Die Innerschweizer muss-ten ein Jahr vor dem Eidgenössischen in Mollis eine schmerzhafte Niederlage hinnehmen. Das Fest verlief für sie enttäuschend. Sie hatten mit dem Tagessieg nichts zu tun. Bestklassierter blieb der 21-jährige Lukas Bissig mit einem starken Endspurt.

Enttäuschende Schwyzer

Die neun Schwyzer gingen mit ganz unterschiedlichen Gefühlen in die Mittagspause. Als Bestklassierter befand sich Michael Gwerder auf Kurs. Alle anderen büssten zu diesem Zeitpunkt nach drei Gängen bereits viel Terrain ein. Mike Müllestein, der grösste Hoffnungsträger, verabschiedete sich schon aus der frühen Entscheidung. Zusammen mit Florian Grab und Ueli Wiget verpasste er die für den Ausstich nötigen 35.75 Punkte. Immerhin waren sechs Schwyzer bis zum Schluss dabei. Vom verbliebenen Sextett hatte einzig Michael Gwerder gute Aussichten auf eine gute Klassierung. Doch musste er we-gen Fussbeschwerden Forfait geben. Nach einem Traumstart mit den Siegen gegen Sven Hofer und Werner Schlegel war er weit vorne anzutreffen. Nachdem er Matthias Aeschbacher die Siegespunkte überlassen musste, manövrierte er sich mit dem Sieg gegen Gian-Maria in eine vielsprechende Ausgangslage, die er leider nicht nut-zen konnte.

Betschart holte Kastanien aus dem Feuer Wie schon am Unspunnenschwinget vor einem Jahr blieb Patrick Betschart bestklassierter Schwyzer. Nach dem Startsieg gegen Nicola Wey musste der 24-jährige Immenseer bös unten durch und erreichte mit viel Glück noch den Ausstich. Doch in den beiden letzten Gängen zeigte der 14-fache Kranzer, was in ihm steckt. Zuerst bodigte er Lars Rottach und dann mit der Höchstnote den zum engsten Favoritenkreis zählenden Werner Schlegel. Den anderen Schwyzern gelang kein Exploit, sodass sie auf hinteren Rängen landeten. Der Märchler Benjamin Züger, der als Ersatzschwinger nachrutschte, verliess den Platz zweimal als Sieger. Zum Abschluss trennte er sich mit Lukas Renfer resultatlos. Das gleiche Punktetotal wies Lukas von Euw auf. Er musste zuletzt gegen den Berner Michael Ledermann den Kürzeren ziehen und verpasste damit eine bessere Klassierung. Das hoffnungsvolle Brüderduo Lukas und Benno Heinzer erfüllte die in sie gesetzten Erwartungen. Sie konnten dabei im Hinblick für weitere eidgenössische Einsätze wertvolle Erfahrungen sammeln. Immerhin blieben sie zweimal siegreich und konnten um einen vorderen Rang kämpfen. Während Benno mit dem Aargauer Pascal Joho die Punk-te teilte, verlor Lukas gegen Jan Wittwer.

Grabs Erkenntnisse

Dass das Jubiläumsschwingfest unbarmherzig war und keine Gnade kannte, musste Florian Grab bei seinem ersten Einsatz auf eidgenössischer Ebene erfahren. Nachdem er zum Auftakt den Bündner Josias Müller mit einem wuchtigen Kurz platt bodigte, riss bei ihm der Faden völlig. Es wollte ihm überhaupt nichts mehr gelingen. Obschon er sein Bestes gab, musste er gegen Mario Schneider, Las Voggensperger sowie Roman Wittenwiler kapitulieren und verpasste den Ausstich um einen Viertelspunkt. Mit dem gleichen Leistungsausweis blieb Ueli Wiget auf der Strecke. Mike Müllestein, der in dieser Saison mit acht Kranzgewinnen zu den erfolgreichsten Schwingern zählte, vermochte wegen gesundheitlicher Probleme nicht mitzuhalten. Dabei musste der brillante Techniker zur Kenntnis nehmen, wie bitter der Sport sein kann. Beim Anschwingen brachte er den an diesem Tag so glänzend disponierten Curdin Orlin in arge Nöte, konnte aber dessen Verteidigung nicht durchbrechen. Darauf wirkte er völlig kraftlos und war nicht mehr wieder zu erkennen. Nach zwei Niederlagen brachte er gegen Lars Rottach nichts Zählbares zustande und blieb auf der Strecke.

Fotos: Werner Schönbächler

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