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«Uns treibt eine Welle hoher Investitionen vor sich her»

«Uns treibt eine Welle hoher  Investitionen vor sich her» «Uns treibt eine Welle hoher  Investitionen vor sich her»

Die Sattel-Hochstuckli AG ist knapp an flüssigen Mitteln. Die Revisionsstelle warnt vor Liquiditätsproblemen.

Die knappen liquiden Mittel waren an der Generalversammlung der Sattel-Hochstuckli AG (SHAG) am Mittwochabend das Hauptthema – und sorgten für geharnischte Wortmeldungen. Ruedi Marty, der langjährige Verwaltungsrat und während 27 Jahren eine der treibenden Kräfte hinter den hohen Investitionen, warf dem Verwaltungsrat vor, eine «falsche Strategie» zu fahren. Statt nach der Schliessung der beiden Skilifte Bärenfang und Hochstuckli in den Ganzjahresund insbesondere Winterbetrieb zu investieren, habe man Leistungen abgebaut. Er habe eine Projektidee, mit der man sofort die Attraktivität steigern könne – ohne jedoch zu sagen, worum es sich handelt. Er werde dem Verwaltungsrat dieses Projekt präsentieren, «wenn er zu mir kommt». Die Finanzverantwortliche Pia Christen konterte, dass gerade er – Marty – mitverantwortlich für die hohen Investitionen der letzten Jahrzehnte gewesen sei, ohne Rückstellungen vorzunehmen. «Wir haben in den letzten sechs Jahren vier Millionen Franken an Schulden zurückgezahlt.» Präsident Martin Ulrich doppelte nach: «Wenn wir kein Geld haben, können wir auch keines für weitere Investitionen ausgeben.» «Gehässige Kommentare, die mich schwer trafen» Er erinnerte daran, dass die Steuerung der Gondelbahn in zwei, drei Jahren erneuert werden müsse, was über eine Million Franken kosten werde. «Uns treibt eine Welle der hohen Investitionen der letzten Jahrzehnte vor sich her.» Hier müsse sich Marty «selber an der Nase nehmen ». Unschwer war zu erkennen, dass bei der Auseinandersetzung persönliche Animositäten mit im Spiel sind. Es gab teilweise harte Wortwechsel zwischen Marty und dem Verwaltungsrat – vor dem Hintergrund des Entscheids des Verwaltungsrates vom Juni 2023, den Skibetrieb zu reduzieren und auf das Gebiet Engelstock zu konzentrieren.

Dies sorgte im Zusammenhang mit dem Klimawandel weit über die Landesgrenzen hinaus für Diskussionsstoff. «Nebst positiven Rückmeldungen zu unserem Mut habe ich viele gehässige Kommentare erhalten, die mich schwer trafen und die ich hier nicht zitieren möchte», sag-te Ulrich. Er erhielt an der Versammlung in der Viehvermarktungshalle in Rothenthurm aus den Reihen der 200 versammelten Aktionäre viel Zustimmung für die geleistete Arbeit.

Der Verwaltungsrat hat mit dem Strategiewechsel Sparmassnahmen eingeleitet – unter anderem wurden im Berichtsjahr 1. April 2023 bis 31. März 2024 wegen des reduzierten Winterbetriebes Personalkosten von 350’000 Franken eingespart. Auch sind neue Projekte für schneeunabhängige Angebote in der Pipeline. «Sie sind noch nicht spruchreif, weil wir in Verhandlungen mit Landeigentümern sind», erklärte Martin Ulrich.

Winter frisst den rentablen Sommer auf Die Rechnung schliesst mit einem Verlust von 59’000 Franken, womit das Defizit auf ein Drittel des Verlustes des Vorjahres gedrückt werden konnte. Das verdeutliche, dass die eingeleiteten Massnahmen greifen würden, sagte Pia Christen – und zeigte an einem Beispiel auf, wie wetterabhängig und damit volatil die Ertragslage des Unternehmens ist: «Ein Spitzenwochenende spielt uns 80’000 bis 100’000 Franken in die Kasse. Im letzten Winter hatten wir nur zwei solcher Wochenenden. Hätten wir ein drittes gehabt, wäre der Jahresverlust ausgeglichen worden.» Das Problem sind weiterhin die schneearmen Winter: Während der Sommerbetrieb einen Gewinn von 675’000 Franken einspielte, wurde dieser vom Verlust des Winterbetriebes (minus 732’000 Franken) vollständig aufgefressen. Revisor Markus Schuler von der Convisa Revisions AG wies nachdrücklich darauf hin, dass es nun vordringlich sei, die Liquidität – also die flüssigen Mittel – sicherzustellen, um die Löhne zu zahlen und die Kredite zu bedienen. In der Bilanz ist der Verlustvortrag von 2,65 Millionen Franken durch das Aktienkapital von 5,42 Millionen Franken abgedeckt.

Aufgrund des Unmutes opponierten bei den Abstimmungen gut zehn Prozent der anwesenden Aktienstimmen gegen die Genehmigung der Jahresrechnung, die Verwendung des Bilanzverlustes und die Entlastung des Verwaltungsrates.

Bedeutende Wechsel im Verwaltungsrat

Im Verwaltungsrat kam es zu zwei bedeutenden Wechseln: Präsident Martin Ulrich und Pia Christen, Ressort Finanzen, traten zurück und wurden durch zwei Finanzfachleute ersetzt: In der konstituierenden Sitzung nach der GV wurde André Hugener aus Unterägeri zum neuen Präsidenten gewählt, Daniel Rüegg aus Willerzell übernimmt das Ressort Finanzen. Der scheidende Präsident gibt sich trotz der herausfordernden Lage zuversichtlich: «Die Sattel-Hochstuckli AG ist auf dem Weg der Erholung und wird gestärkt in die Zukunft gehen», ist Martin Ulrich überzeugt.

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