Chanson-Abend im Chärnehus

Am Samstag präsentierte Lovebirds im ausverkauften Chärnehus einen Chanson-Abend. Manche Melodie erinnerte an die eigene Kindheit und weckte Erinnerungen an die grossen Schweizer Hits der Nachkriegszeit.

Der in Einsiedeln geborene Artur Beul (1915 bis 2010) wuchs nach dem Tode seines Vaters im zweiten Lebensjahr mit Mutter und den Grosseltern auf. Die Grossmutter sang gerne bei der Arbeit. Der Grossvater war ein begnadeter Maler. Dieses kreative Umfeld inspirierte Artur Beul sein Leben lang. Nach der Klosterschule paukte er zum Mittelschullehrer. Seine erste Stelle 1940 in Willerzell war für ihn frustrierend, da die Schüler nicht von Herzenslust singen wollten. Er nahm neben der Schule auch die Stelle als Organist in der Kirche Willerzell an. Fortan begann Artur Beul in jeder freien Minute Lieder für die Jugend zu schreiben. Zeit seines Lebens brauchte er dazu nur ein Klavier und ein lee-res Blatt, um eingängliche Melodien zu schreiben.

Lovebirds – eine offene Gesangsformation Seit dem Studium haben Hannah Mehler (*1993) und Mario Strebel (*1995) über eine Zusammenarbeit nachgedacht. Mit Lovebirds bieten die beiden hervorragende Unterhaltungskunst. Bekannte und weniger gängige Lieder werden nicht verfremdet, sondern die Lieder werden in einen neuen Kontext gestellt und zeitgemäss arrangiert. Die einfache Musikkombination aus Gesang von Hannah Mehler und dem Akkordeon von Mario Strebel wurde für die Konzertreihe mit Moritz Roelcke (*1991) auf der Klarinette verstärkt. Lovebirds soll eine offene Formation sein, wo Experiment und Zusammensetzung zur Spielfreude wird.

Auftritt im Chärnehus

Das Musiktrio erfrischend choreografiert durch Charlotte Joss lud zu Beginn in einen «Liebes-Tunnel» ein. Dieses Entree, ein Lied von Artur Beul,war der Start-schuss zu einer musikalischen Reise, die bis nach Paris führte. «S’Margritli» von Teddy Stauffer wurde theatralisch inszeniert. Das Tourneelied «Am Himmel staht es Sternli z’Nacht», welches Artur Beul an den Ufern des Sihlsees schrieb, bildete das Dach aller Melodien. Das Lied «Stägeli uf, Stägeli ab» löste ein Schmunzeln aus, da jeder im Chärnehus wusste, dass bei jeder Veranstaltung immer alles rauf und runter getragen werden muss! Die erfrischende Stimme von Hannah Mehler verlieh dem Chärnehus einen gern gesehenen Glanz. Lovebirds verstand es, das Vermächtnis des Einsiedlers mit zeitgemässem Leben zu füllen. Auch die weiteren Lieder entzückten das Publikum. Schliesslich waren alle Herzen berührt, als alle «Bräme über dem Gotthard» waren und nach dem «Räge d’Sunne» wieder schien. Nach dem Liederreigen von Artur Beul folgten Lieder von Paul Burkhard, der den meisten durch die kleine Niederdorfoper und die Zeller Weihnacht bekannt ist. Doch nicht die grossen Lieder wurden von Lovebirds vorgetragen, sondern vergessene Trouvaillen von Paul Burkhard wie das Pony-Lied oder «en Ma e Frau». Lovebirds präsentierte auch noch den Hit vieler Grosseltern von Buddy Bertinat «En Schatz am schöne Zürichsee». Das Trinklied «Es Bier, Es Bier, Es Bier» von Walter Wild wurde auffordernd dargeboten, was den Besuchern des Chärnehus aber verwehrt blieb.

Prädikat Genial Was die drei Musiker mit den Hits aus der Nachkriegszeit auf die Bühne zauberten, war erfrischend und genial. Alle Besucher waren sich einig, man darf gespannt sein, was die nächste Konzerttournee von Lovebirds bieten wird. Vielleicht wird der Traum von Hannah Mehler mit Liedern von Marlene Dietrich in Erfüllung gehen.

Foto: Urs Hobi