Veröffentlicht am

Kanton kann Verwaltungszentrum bauen

Kanton kann Verwaltungszentrum bauen Kanton kann Verwaltungszentrum bauen

Das war viel knapper als gedacht: Die Bevölkerung stimmte nur hauchdünn für das neue Verwaltungszentrum im Kaltbach.

Im Voraus schienen die Meinungen gemacht, der Fall klar: Mit 86:8 Stimmen winkte der Kantonsrat fast oppositionslos das teuerste Bauvorhaben durch, welches der Kanton Schwyz je in die Hand nahm. Selbst bei den acht Neinsagern gab es noch einzelne, die das von Baudirektor André Rüegsegger vertretene Projekt zwar gut fanden, sich aber dagegen aussprachen, weil sie wollten, dass es zu einer Volksabstimmung kommt.

Die Mehrheit entschied sich dann anders im Kantonsrat. Das Volk sollte nicht mehr gefragt werden. Entsprechend formierte sich auch eine überparteiliche Phalanx der grossen Parteien, die für das Projekt kämpfte. Einzig die Schwyzer Grünen empfahlen Ablehnung, ebenso wie die einzige Schwyzer Ortspartei, die Schwyzer Mitte.

Kontradiktorische Auseinandersetzungen wurden in den grossen Kantonalparteien im Vorfeld der Abstimmungen nicht durchgeführt. Die Meinungen waren gemacht. Gegen das Vorhaben wurde durch eine kleine Gruppe von drei, vier Personen das Referendum ergriffen, welches vom Arther Beat Studer quasi als «One-Man-Show» durchgezogen wurde. Finanzmittel waren keine vorhanden, die Parteien ihrerseits wollten nichts ausgeben.

Nun fiel an der Urne der Entscheid äusserst knapp für das neue Verwaltungszentrum im Kaltbach. Bei einer Stimmbeteiligung von 48,6 Prozent setzte sich die Regierung mit ihrem Projekt mit 51,8 Prozent durch; gegen das Projekt waren 48,2 Prozent. Fast jede zweite Person, die im Kanton Schwyz abstimmen durfte, war also gegen das millionenschwere Vorhaben – im Kantonsrat waren es rund zehnmal mehr Befürworter als Gegner. Nur 1872 mehr Ja-Stimmen gaben den Ausschlag. Die Mehrheit der Gemeinden sagt Nein 16 der insgesamt 30 Gemeinden stimmten zum Teil deutlich Nein. Ein Blick auf die Karte zeigt, dass das Vorhaben vor allem im äusseren Kantonsteil auf Gegenliebe stiess, während im inneren Kantonsteil sogar eigentliche SVP-Hochburgen (etwa Unteriberg oder Muotathal) gegen das von ihrem Regierungsrat und ihrer Partei vertretene Projekt stimmten. Nach der Auszählung der ersten 14 Gemeinden war das Nein-Lager sogar leicht in Front, danach wechselte es. Am Schluss entschieden Einsiedeln, Sattel und Wollerau für die Annahme des Kredites.

Das deutlichste Ja kommt von Wollerau. Hier sind 58,6 Prozent für das neue Verwaltungszentrum, während am anderen Ende der Skala in Unteriberg sich satte 63,2 Prozent gegen die Pläne aussprachen.

Studer: «Regierung und Parteien in der Bredouille» Und jetzt? Beat Studer, der das Referendum ergriffen und umgesetzt hatte, konnte gestern nicht jubeln, auch wenn die Niederlage äusserst knapp ausfiel. «Jetzt sind Regierung und Parteien in der Bredouille. Das Resultat ist mehr als ein Fingerzeig. «Offenbar haben wir die falschen Vertreter im Kantonsrat.» Anders könne der Unterschied zur Volksabstimmung wohl kaum betrachtet werden. Freude hatte Studer insbesondere an Schwyz, das als Hauptbetroffener klar Nein sagte und gegen den Auszug der Verwaltung vom Zentrum an den Rand der Gemeinde votierte. Ganz geschlagen geben will er sich nicht: «Ich verlange schon, dass die Regierung nochmals alles genau anschaut und über die Bücher geht.» Regierungsrat André Rüegsegger zeigt sich zufrieden mit dem Ja. Es sei zwar äusserst knapp gewesen, doch am Schluss sei das Vorhaben angenommen worden. «Das ist Demokratie», so Rüegsegger. Dass die Bürger kritisch sein könnten und anders entschieden hätten als etwa der Kantonsrat, erstaune ihn eigentlich nicht: «Wir wussten, dass das Vorhaben kein Selbstläufer wird.» Rüegsegger sieht denn auch keinen Anlass, vom bisherigen Plan abzukommen. Die Regierung werde am Bisherigen festhalten. «Jetzt», so Rüegsegger, «geht es an die Verfeinerung der Planung.» Nach wie vor ist die Eröffnung für 2029 terminiert.

Share
LATEST NEWS