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«Ich verbrachte als Kind meine Ferien in Euthal»

«Ich verbrachte als Kind meine Ferien in Euthal» «Ich verbrachte als Kind meine Ferien in Euthal»

Seit 1998 ist Peter Birchler in der Firma seines Grossvaters, der Silac AG in Euthal, tätig.

Wer kennt sie nicht, die Silac. Das prominente Gebäude kurz nach Euthal sticht nicht erst seit dem schönen Wandgemälde ins Auge. Der Einsiedler Anzeiger sprach mit dem jetzigen Geschäftsführer, Peter Birchler, über sein Leben und die Verbindung zum Familienbetrieb.

Peter Birchler wuchs in Uznach auf und besuchte die Kantonsschule Wattwil, wo er die Matura abschloss. Anschliessend studierte er BWL in Bern und arbeitete nachher für zwei Jahre auf einer Bank. 1998 kam sein Vater, Herbert Birchler, auf ihn zu und meinte: «Wir haben ein Problem mit der EDV. Unsere Software blickt ein Jahr voraus und ist nicht Millenium-tauglich. Möchtest du in die Firma kommen oder soll ich jemanden einstellen?» Birchler hatte schon im Hinterkopf, eines Tages in den Familienbetrieb einzusteigen und sagte zu. Seine beiden Geschwister hatten kein Interesse. Am 1. September 1998 fing Peter Birchler in der Silac an, die komplette EDV zu erneuern: neues Netzwerk, PCs und auch die Software. Er evaluierte, welchen Server es braucht und arbeitete ein komplett neues ERP-System aus, das auch die Auftragsabwicklung umfasste. «Es war learning by doing. Um sämtliche interne IT kann ich mich mit einem externen Berater selber kümmern. Das wäre sonst ein kostenintensiver Punkt.» Pünktlich am 1.1.1999 lief sein System. Er blickt auf die spannende Anfangszeit in der Silac zurück: «Die IT ist ein so wichtiger Punkt und es ist hilfreich, wenn der Chef weiss, was läuft. Bis heute läuft die komplette IT über mich und das halte ich gerne eisern in meinen Händen.» Fairer und anständiger Chef

Sonst sei er kein autoritärer Chef, erzählt Peter Birchler: «Ich bin fair und habe ein offenes Ohr. Vielleicht bin ich ab und zu etwas zu anständig und müsste eher einmal auf den Tisch hauen.» Dass die Silac auf der Führungsebene eine tiefe Fluktuation habe, bringe Stabilität in die Firma und Birchler ergänzt: «Das wäre wohl nicht so, wenn ich als Chef ein unmöglicher Siech wäre!» Als eine seiner Stärken zählt er die Belastbarkeit auf, das habe er im Studium gelernt, als seine Zwillinge auf die Welt kamen: «Nach ihrer Geburt habe ich meine Lizenziatsarbeit geschrieben, das war nicht ohne!» Inzwischen sind die Zwillinge 30. Und Birchlers haben noch drei weitere Kinder, das jüngste ist 17 Jahre alt. Er sei auch privat eher ruhig und ausgeglichen: «Ich habe eine lange Zündschnur!» Dass er gut abschalten könne, das sei für seinen Job sehr wichtig.

Der 53-Jährige wohnt in Feusisberg, wo er früher aktiv Fuss-ball spielte. Leider musste er sich aufgrund von Rückenproblemen aus der Ü40-Plauschmannschaft zurückziehen. Peter Birch-ler geht gerne mit seiner Partnerin wandern. Er hält sich mit Fitness fit und liebt es zu reisen: «Als meine Kinder noch klein waren, gingen wir immer nach Italien. Jetzt können wir die Welt wieder entdecken, gerade waren wir für drei Wochen in Kalifornien.» Er habe in der Silac ein tolles Team, dass ihn wirklich nur im Notfall kontaktiere und so könne er sich das erlauben. Er würde gerne einmal für längere Zeit reisen gehen – zwei seiner Söhne sind bereits im Betrieb und das gibt ihm Hoffnung, dass er diese Pläne vielleicht in absehbarer Zeit umsetzen kann.

Vielseitiger Job Seit 26 Jahren ist Peter Birchler nun im Betrieb und schätzt die Vielseitigkeit seines Jobs: «Es sind viele verschiedene Themen, denen ich mich widmen darf und das macht es spannend.» Er zählt auf: Personal, IT, Einkauf, Geschäftsführung, Marketing und einen Teil der Kundenbetreuung. Beim Technischen halte er sich raus, dort könne er auf gute Fachleute zählen.

Seit Peter Birchler 2007 die Firma übernommen hat, habe er sie stark modernisiert: «Mein Fokus lag auf dem modernen Maschinenpark.» Das sei ein wichtiger Punkt als Schweizer Industriebetrieb: «Wir müssen automatisieren, sonst können wir kostentechnisch niemals mit dem Ausland mithalten. Die Digitalisierung ging in den letzten Jahren sogar so weit, dass mittels einer VR-Brille Maschinen erklärt werden können. Auch bei der Produktentwicklung zeigt sich Birchlers technisches Interesse, denn auch Neuentwicklungen werden zuerst mit einer Simulationssoftware erstellt.

Was Peter Birchler auch beschäftigt, ist die Zukunft von Kunststoffprodukten und damit das Thema Nachhaltigkeit. «Plastik » hat ein schlechtes Image, deshalb spricht Birchler auch lieber von Kunststoff. «Plastikröhrli » wurden bereits verboten. Wie es weitergeht, ist unklar. Das sei schon eine Gefahr, ist sich Birchler bewusst und ergänzt: «Ich habe mir Gedanken gemacht. Ich glaube, dass wir vor allem mit alternativen Materialien arbeiten und weg vom klassischen Erdöl-Kunststoff gehen müssen.» Bei der Silac wird beispielsweise bereits mit Recycling- Kunststoff gearbeitet und daraus ein Aschenbecher zum Mitnehmen hergestellt. Aus Ausschussteilen stellt die Silac schon länger Fugenkreuze her. Es gibt erste Forschungsprojekte mit Holz- und Kunststoff-Mischungen. Und sogar an Kunststoff, der aus Abfällen aus der Lebensmittelindustrie hergestellt wird, wird getüftelt. Guten Draht zur Bevölkerung

Obwohl Peter Birchler selber nie in Euthal wohnte, hat er einen starken Bezug zum Firmenstandort. «Als Kind habe ich fast immer meine Ferien in Euthal verbracht – bei meiner Grossmutter! », erinnert er sich. Er schliesst es auch nicht aus, eines Tages in die Region Einsiedeln zu ziehen, die ihm sehr gefällt. Dank des Theaters Euthal habe er einen guten Draht zur Bevölkerung. Obwohl es für den Betrieb immer eine Einschränkung bedeute, sei es ihm wich-tig, dem Theater Platz zu geben: «Sie waren schon immer da, und das darf gerne so bleiben.» An den Einheimischen schätzt er, dass sie mit beiden Beinen am Boden stehen – auch wenn sie politisch manchmal ihren eigenen Kopf hätten.

Die Silac gilt als eine der grössten Arbeitgeberinnen in der Region. Sie beschäftigt vor allem Mitarbeiter aus der Region. Die Mitarbeitenden stünden mit Stolz für die Firma ein, für Birchler sehr wertvoll. Peter Birchler arbeitet oft auch an den Wochenenden: «Unsere Branche ist hektisch, wir müssen schnell und flexibel sein!» Das sei auch der Vorteil gegenüber dem Ausland, weshalb ihm die Schnelligkeit und die Flexibilität ein grosses Anliegen sind.

In zehn Jahren sieht sich Peter Birchler noch im Betrieb, der selbstverständlich noch in Euthal sei. Er glaube daran, dass sich der Mix aus Modernisierung in Kombination zur ländlichen Bodenständigkeit bewähren könne. Und er selber? Vielleicht könne er dann mit 60 langsam reduzieren und sich vermehrt seinen Hobbys widmen, zu denen er Sport, Skifahren, Reisen, Musik und Wandern zählt. Die Jungen sollen dann ran. Er könne sich aber gut vorstellen, in einem kleinen Pensum auch noch über die Pensionierung hinaus zu arbeiten. Die Zeit wird es zeigen …

Aus Euthal in die Welt

as. Die Silac wurde 1942 gegründet und war stets ein inhabergeführtes Familienunternehmen. Heute wird das innovative Kunststoffwerk in dritter Generation von Peter Birchler geführt, während die vierte Generation bereits im Betrieb tätig ist. Die Firma ist spezialisiert auf Entwicklung, Konstruktion und Bau von Werkzeugen sowie Herstellung, Veredelung und Montage von Kunststoffspritzguss- und Duroplastteilen.

Die Silac beliefert Kunden aus der Lebensmittel-, Gesundheits-, Kosmetik- und Elektrobranche, aus Freizeit und Sport, wie auch aus der Maschinen-, Bau- und Möbelindustrie. Die langjährigen Kunden schätzen die Schweizer Qualitätswerte wie Zuverlässigkeit, Professionalität und Flexibilität. Zum Kundenstamm gehören die SIGG, Burgenstein oder auch Start-ups wie IRISgo. Silac ist bereit für die Zukunft

Alles begann in einem alten Schulhaus in Oberiberg. Leo Marti und dessen Schwiegersohn Carl Hubli gründeten die Firma «Silac» als Tochterfirma der damaligen «Brac AG». Letztere war auf die Herstellung und den Handel von Uhrenbestandteilen spezialisiert und erweiterte ihr Geschäftsgebiet nach dem Krieg mit Produkten aus Duro- und Thermoplast. Die Silac startete mit der Produktion von Knöpfen. 1944 konnte an den Standort Euthal, ins ehemalige «Benziger Geschäftshaus», umgezogen werden. Kurz darauf wurde der Platz wieder eng und die «Knöpfli » verlegte ihren Sitz in eine ehemalige Militärbaracke neben dem Schulhaus.

Nach dem Krieg musste die Silac ihr Angebot erweitern, da Knöpfe wieder importiert werden durften. Fortan wurden gefragte Duroplast- und Thermoplast-Erzeugnisse wie Dosen, Deckel, Schraub- und Flaschenverschlüsse sowie Möbelgriffe produziert. 1947 wird die Silac zur Aktiengesellschaft und beschäftigt fast 100 Mitarbeiter. Die Firma erkannte früh das Potenzial gut ausgebildeter Mitarbeiter und so wurden 1960 die ersten Mechaniker- Lehrlinge ausgebildet.

1973 kam es zur Trennung von der Mutterfirma. Als 1976 der Mitbegründer, Carl Hubli, starb, übernahm sein Schwiegersohn, Herbert Birch-ler Hubli, die Geschäftsführung. Dieser setzte den Schwerpunkt bewusst auf die Technologie und investierte in einen moderneren Maschinenpark, was den Fortbestand der Firma sicherte. 1990 wurde am heutigen Standort ein Neubau realisiert. 1998 übernahm Peter Birch-ler die Geschäftsführung und entwickelte die Silac AG zu einem modernen Hightech-Betrieb. Mit aktuell 60 Mitarbeitenden ist das Kunststoffwerk ein wichtiger regionaler Arbeitgeber und ein Ausbilderbetrieb für Kunststofftechnologen-, Kunststoffverarbeiter-, Polymechaniker- oder KV-Lehrlinge.

Der zweigeschossige Erweiterungsbau mit 3000 m² Nutzfläche, der im 2020 eröffnet wurde, ist ein Bekenntnis zum Standort Euthal. Produktions- und Lagerkapazitäten wurden ausgebaut, sodass die Silac den steigenden Kundenbedürfnissen weiterhin gerecht werden kann.

Foto: Angela Suter

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